Wo ist das Überholen verboten? – Alles Wissenswerte zum Überholverbot

Im Zusammenhang mit dem Überholen anderer Fahrzeuge gibt es viele Gerüchte und Halbwahrheiten. Nicht nur das Überholverbot-Schild zeigt an, wann es verboten ist, an einem anderen Wagen vorbeizuziehen. Aber wann ist das Überholen sonst noch verboten? Und darf man auch innerorts überholen?

Fest steht: Missachtest du ein bestehendes Überholverbot, kannst du schnell zum:zur Unfallverursacher:in werden. Zumindest kann man dir dann eine Mitschuld oder Teilschuld zusprechen. Daher ist es umso wichtiger, dass du weißt, wo das Überholen verboten und wo erlaubt ist.

Und auch wenn du all das schon einmal in der Fahrschule gelernt hast: Es schadet nie, dein Wissen hin und wieder aufzufrischen. In diesem Beitrag erfährst du alles, was du zum Thema Überholverbot wissen solltest.

Was gilt eigentlich als Überholen?

Es gibt durchaus einen Unterschied zwischen Überholen und Vorbeifahren. Hier gilt:

1. Überholen: Fährt ein Auto mit einer niedrigeren Geschwindigkeit in dieselbe Richtung und du fährst vorbei, überholst du. Rechtlich gesehen gilt es auch als Überholen, wenn das andere Auto gerade verkehrsbedingt warten muss. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der:die Fahrer:in an einer Ampel  steht.
2. Vorbeifahren: Bewegt sich das betreffende Fahrzeug nicht, fährst du vorbei.

Wann gilt IMMER ein Überholverbot?

Es gibt einige Situationen im Verkehrsalltag, in denen das Überholen grundsätzlich verboten ist. In den folgenden Fällen ist es dir auch ohne expliziten Hinweis durch ein Schild untersagt, zu überholen:

• Die Sicht ist durch Nebel (oder andere Wetterverhältnisse) eingeschränkt.
• Du kannst nicht den kompletten Weg, den es zum Überholen bräuchte,
• Du bist nicht wesentlich schneller unterwegs als das Auto, das du überholen möchtest.
• Du möchtest an einem Fußgängerüberweg innerorts überholen.

Allein anhand dieser Situationen siehst du, dass das Überholverbot der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer:innen dient. Häufig lassen sich so schwere Verkehrsunfälle vermeiden.

Verstöße gegen Überholverbote können zu Kollisionen und erheblichen Fahrzeugschäden führen. Eine Reparaturkostenversicherung ist wichtig, um die finanzielle Belastung durch unerwartete Reparaturen nach solchen Verstößen zu minimieren und die Sicherheit zu gewährleisten.

Und wie ist ein Überholverbot gekennzeichnet?

In vielen Fällen weisen Schilder auf ein bestehendes Überholverbot hin.

Verkehrszeichen

Die wohl typischsten Schilder sind in diesem Zusammenhang

• das „Überholverbot für Kraftfahrzeuge aller Art“ (Zeichen 276)
• und das „Überholverbot für Kraftfahrzeuge über 3,5t“ (Zeichen 277).

Bei Letzterem sprechen viele auch von einem Lkw-Überholverbot. Für wen das Verbot gilt, ist hier also abhängig vom zulässigen Gesamtgewicht. Manchmal ist es nur den schwereren Fahrzeugen, manchmal allen Fahrzeugen verboten, zum Überholvorgang anzusetzen. Wo das Überholen gestattet ist, ist somit auch davon abhängig, welches Fahrzeug du fährst.

Diese Zusatzzeichen musst du kennen

Es gibt im Straßenverkehr aber auch Zusatzzeichen, die die bestehenden Verkehrszeichen ergänzen. So ist es möglich, dass du zwar keine Autos, aber andere Fahrzeuge überholen darfst, wie beispielsweise

• Busse
• Traktoren
• oder Pkw samt Anhänger.

Welche Regelungen im Einzelnen gelten, kannst du auf den Zusatzschildern ablesen. Die verwendeten Symbole sind meist selbsterklärend. An Engstellen kommt seit einiger Zeit auch vermehrt ein Zusatzzeichen zum Einsatz. Das neue Verkehrszeichen 277.1 verbietet es mehrspurigen Kfz einspurige Fahrzeuge zu überholen. Hierzu gehören beispielsweise Fahrräder.

Mit Hilfe von Zusatzzeichen lässt sich auch darstellen, über welche Distanz ein Überholverbot gilt. Die Angabe erfolgt dann in Metern und zeigt dir dementsprechend an, wann du nicht mehr überholen darfst.

Durchgezogene Linien

Hier braucht es kein eigenes Schild: Eine durchgezogene Linie darfst du niemals überfahren. Das bedeutet wiederum , dass du hier auch nicht überholen darfst. Manche Linien sind nur von einer Seite durchgezogen. Befindet sich die unterbrochene Linie auf deiner Seite, ist das Überholen gestattet.

Darf man innerorts überholen?

Viele Autofahrer:innen sind fälschlicherweise der Meinung, dass es generell immer verboten sei, innerorts zu überholen. Hierbei handelt es sich jedoch um einen Irrglauben. Denn: Weist kein Schild darauf hin, dass Überholverbot besteht, kannst du andere in den meisten Fällen überholen. Selbstverständlich ist es dennoch wichtig, dass du beim Überholen vorsichtig bist. Gerade innerorts gibt es immer wieder Straßen, die nur schwer einsehbar und eng sind.

Im Bereich von Fußgängerüberwegen ist das Überholen innerorts jedoch untersagt. Achte zudem darauf, dass du Busse nur unter bestimmten Voraussetzungen überholen darfst. Schaltet der:die Busfahrer:in den Warnblinker an, darfst du nicht überholen. Hält der Bus an, um die Mitfahrenden aussteigen zu lassen, kannst du in Schrittgeschwindigkeit vorbeifahren. Halte dabei immer einen ausreichenden Sicherheitsabstand ein.

Gut zu wissen: Willst du den Bus überholen, müssen in dieser Situation auch entgegenkommende Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit anpassen.

Was gilt auf mehrspurigen Straßen?

Beim Überholverbot und Rechtsfahrgebot gelten inner- und außerorts jeweils andere Regeln: Innerhalb geschlossener Ortschaften können Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen den Fahrstreifen frei wählen. Aber selbstverständlich ist es verboten, andere Autos (innerorts) rechts zu überholen. Hierzu darfst du ausschließlich den linken Fahrstreifen benutzen.

Ein wenig anders gestaltet sich die Situation außerorts. Wenn du auf der Autobahn unterwegs bist, gilt grundsätzlich das Rechtsfahrgebot. Im Falle einer besonders hohen Verkehrsdichte ist es jedoch möglich, von diesem abzuweichen. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) sagt hierzu Folgendes:

• „(1) Auf Fahrbahnen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung dürfen Kraftfahrzeuge von dem Gebot möglichst weit rechts zu fahren (§ 2 Absatz 2) abweichen, wenn die Verkehrsdichte das rechtfertigt. Als Fahrstreifen gilt dabei Teil einer Fahrbahn, den ein mehrspuriges Fahrzeug zum ungehinderten Fahren im Verlauf der Fahrbahn benötigt.“
• „(2) Ist der Verkehr so dicht, dass sich auf den Fahrstreifen für eine Richtung Fahrzeugschlangen gebildet haben, darf rechts schneller als links gefahren werden.“

Hat die Autobahn drei oder mehr Fahrstreifen und ist mit dem Zeichen „340“ gekennzeichnet, kannst du durchgängig auf der mittleren Spur fahren. Das gilt jedoch nur dann, wenn auf der rechten Spur immer wieder Fahrzeuge in regelmäßigen Abständen fahren. Was genau dieses „in regelmäßigen Abständen“ bedeutet, ist in der StVO nicht genauer definiert. Bei einer hohen Verkehrsdichte ist es jedoch oft sicherer, in der Mitte zu fahren. Denn das ständige Ein- und Ausscheren ist immer mit hohen Risiken verbunden. Ob du „rechts rüber fahren“ sollst, ist häufig eine Frage des Bauchgefühls. Ist das nächste Auto noch sehr weit entfernt, sollest du besser auf die rechte Spur wechseln.

Fährst du auf der linken Spur und möchtest schneller fahren als das Fahrzeug vor dir? Dann darfst du dein Vorhaben laut § 5 StVO mit einem kurzen „Schall- und Leuchtzeichen“ anzeigen. In diesem Fall darfst du also kurz die Hupe oder Lichthupe benutzen. Wichtig ist, dass du den Gegenverkehr dabei nicht mit der Lichthupe blendest. Achte auch darauf, dass du das vordere Auto keinesfalls bedrängst. Denn das könnte dir auch als Nötigung im Straßenverkehr ausgelegt werden.

Lkw, die schwerer als 3,5 Tonnen sind, dürfen ausschließlich in der Mitte und rechts fahren. Die linke Spur ist für sie tabu.

Wichtig: Generell solltest du immer so fahren, dass du weder dich noch andere Personen gefährdest.

Welche Strafen drohen bei falschem Überholen?

Mit welchen Strafen du beim Missachten des Überholverbots rechnen musst, hängt von der Art des Vergehens ab. Möglich sind sowohl Bußgelder als auch Punkte in Flensburg:

• Für eine Missachtung des Überholverbots beim einfachen Überholen zahlst du 70 Euro. Zudem bekommst du einen Punkt in Flensburg.
• Hast du innerorts unzulässig überholt, wirst du lediglich mit einem Bußgeld von 30 Euro belangt.
• Bei unklarer Verkehrslage oder Gefährdung anderer musst du mit 80 bis 120 Euro Strafe rechnen. Hinzu kommt ein Punkt in Flensburg.
• Beim Überholen solltest du auch immer darauf achten, wesentlich schneller als das Auto zu sein, das du überholst. Ansonsten drohen ein Bußgeld in Höhe von 80 Euro und ein Punkt in Flensburg („Ausbremsen“).
• Am teuersten (in gleich mehrfacher Hinsicht) ist das Missachten des Überholverbots bei gleichzeitiger Sachbeschädigung. In diesem Fall zahlst du 300 Euro Bußgeld, bekommst einen Punkt in Flensburg und einen Monat Fahrverbot.

Bitte beachten: Bei den oben genannten Punkten handelt es sich lediglich um Beispiele. Der Bereich des Bußgeldkatalogs, der sich mit der Missachtung von Überholverboten befasst, ist deutlich umfangreicher. Zudem wird er immer wieder angepasst.

Sicher überholen in 7 Schritten

Auch wenn das Überholen erlaubt ist, steht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer:innen stets an erster Stelle. Die folgenden Tipps helfen weiter:

1. Überprüfe vor dem Ansetzen zum Überholvorgang immer den toten Winkel mithilfe des Schulterblicks.
2. Achte selbstverständlich auch auf den Gegenverkehr. Hierzu hältst du am besten etwas mehr Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und fährst etwas versetzt. So kannst du die Fahrbahn besser einsehen.
3. Zeige durch Blinken an, dass du überholen möchtest.
4. Checke erneut mit einem Blick in den Spiegel und über die Schulter, ob du ausscheren kannst.
5. Fahre schneller als das Auto, das du überholen möchtest, überschreite aber die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht.
6. Halte genügend Abstand zu dem Fahrzeug, das du überholst.
7. Schere erst dann wieder ein, wenn du im rechten Außenspiegel das Nummernschild des überholten Autos komplett siehst. Vergiss auch hier nicht, zu blinken.

Weitere Informationen zu den Themen Auto, Verkehrssicherheit und Versicherung findest du hier:

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