Landstraße: Fahren abseits der Hauptverkehrswege

Von Manu 23 Mai, 2023
4 minutes
Landstraße

Die Landstraße ist ein wichtiger Bestandteil unseres Straßennetzes. Aufgrund des vergleichsweise geringen Verkehrsaufkommens gelten Landstraßen als entspannte Fahrstrecken. Aber was ist überhaupt eine Landstraße? Wie schnell darf ein Lkw auf der Landstraße fahren? Gibt es auf Landstraßen eine Mindestgeschwindigkeit und warum muss man hier besonders aufmerksam sein?

In diesem Artikel beantworten wir dir die wichtigsten Fragen rund um das Fahren auf der Landstraße.

Was ist eine Landstraße?

Gerade für Menschen, die in einer eher ländlichen Region leben, sind Überlandfahrten an der Tagesordnung. Denn Landstraßen machen einen großen Teil unserer Verkehrswege aus. Aber auch, wenn du in einer Stadt zu Hause bist, kennst du die Verbindungen zwischen Städten und Ortschaften sicherlich.

Da hier weniger Verkehr herrscht, verbinden viele Autofahrer:innen die Landstraße mit einer entspannten und stressfreien Fahrt. Jedoch lauern hier auch einige Gefahrenquellen, was das Fahren auf der Landstraße zu einem riskanten Unterfangen machen kann. Das gilt vor allem, wenn du nachts autofährst oder mit deinem Auto bei Regen oder im Schnee unterwegs bist. Denn nach wie vor passiert ein Großteil der schweren Verkehrsunfälle auf Landstraßen.

Das bedeutet nicht, dass du Panik haben und Landstraßen meiden solltest. Ein gesundes Maß an Vorsicht und Aufmerksamkeit ist allerdings zu empfehlen. Besonders bei Überholvorgängen solltest du dich besonders konzentrieren und lieber nichts riskieren.

Definition: Die Landstraße im Verkehrsrecht

Bevor wir uns den Problemen und Gefahren widmen, wollen wir erst einmal klären, was eine Landstraße überhaupt ist. Der Begriff „Landstraße“ existiert im Verkehrsrecht eigentlich gar nicht. Stattdessen spricht man von so genannten Landesstraßen. Sie heißen nicht so, weil sie „über Land“ führen, sondern weil sie vom jeweiligen Bundesland gebaut und instandgehalten werden. In Bayern und Sachsen verwendet man stattdessen die Bezeichnung “Staatsstraße”.

Unabhängig von der genauen Bezeichnung handelt es sich um Verkehrswege außerhalb geschlossener Ortschaften, die Gemeinden und/oder Städte miteinander verbinden. Ihre Bedeutung liegt damit unterhalb der Bundesstraßen, aber über den Kreisstraßen.

Landstraße vs. Bundesstraße

Es kommt häufig zu Verwechslungen zwischen Landstraße und Bundesstraße – dabei steckt der Unterschied schon im Namen! Die Baulast (Verantwortung für den Bau und die Instandhaltung) der Landstraßen liegt beim Bundesland. Bei Bundesstraßen liegt sie. wie der Name bereits sagt, hingegen beim Bund.

Ein wichtiges Merkmal der Landstraße ist die Tatsache, dass sie immer nur eine Spur pro Fahrtrichtung hat. Damit unterscheidet sie sich von den “ranghöheren” Bundesstraßen, die auch aus mehreren Spuren bestehen können. Auch die Autobahnen stehen mit mindestens zwei Spuren pro Fahrtrichtung über den Landstraßen. Für alle Straßentypen gibt es außerdem Vorschriften, die sämtliche Aspekte – von der Breite bis zum Kurvenradius – regeln. In den “RAL” (“Richtlinien für die Anlage von Landstraßen”) sind die Landstraßen genau definiert.

landstrasse

Achtung: Erhöhtes Unfallrisiko auf Landstraßen!

Die meisten Autofahrer:innen sehen Landstraßen als stressfreie Strecken an, durch die man gemütlich ans Ziel kommt. Tatsächlich sind diese Straßen jedoch besonders gefährlich: Pro Jahr verunglücken etwa 1.600 Menschen tödlich auf deutschen Landstraßen; etwa 23.000 werden bei Unfällen verletzt.

Die Gründe für diese hohen Zahlen sind vielfältig. Besonders gefährlich sind Überholmanöver, da Geschwindigkeiten, Freiräume und Ausweichmöglichkeiten immer wieder falsch eingeschätzt werden. Solche Unfälle können natürlich auch auf anderen Straßen passieren. Auf Landstraßen sind sie jedoch besonders häufig, da es hier selten Überholverbote gibt. Außerdem ist die Sicht oft eingeschränkt. Auch Bäume oder andere Hindernisse am Straßenrand sind keine Seltenheit. Im Ernstfall machen Sie ein Ausweichen nahezu unmöglich.

Weitere Probleme bilden Fahrzeuge aus der Land- und Forstwirtschaft sowie Lkw auf der Landstraße. Sie sorgen für oft gefährliche Überholmanöver, da die meisten Menschen kaum hinter ihnen herfahren wollen. Fahrräder und Personen sind ebenfalls auf Landstraßen anzutreffen, was für zusätzliche Schwierigkeiten sorgt. Hinzu kommen Wildtiere, die vor allem nachts unerwartet auf die Fahrbahn springen und gefährliche Ausweichversuche nötig machen. Kein Wunder also, dass Fahranfänger:innen die Fahrt auf Landstraßen vor der Führerscheinprüfung üben müssen.

Tipp: Mehr zum Thema Fahrschule und dem Lernen für die Theorieprüfung erfährst du hier.

Genau wie die Landstraße eine facettenreiche Fahrumgebung darstellt, bietet die richtige Autoversicherung einen maßgeschneiderten Schutz, der Fahrer:innen vor den finanziellen Risiken von Unfällen auf diesen Strecken bewahrt.

Mindest- und Höchstgeschwindigkeit auf der Landstraße

Du bist dir unsicher, welche Geschwindigkeit auf Landstraßen erlaubt ist? Kein Problem, die Regelungen sind sehr einfach: Autos und andere Fahrzeuge mit einem Gewicht von maximal 3,5 Tonnen dürfen hier höchstens 100 km/h fahren. Denn die Straßen gehören zu den “Verkehrswegen außerhalb geschlossener Ortschaften”, sodass §3 der Straßenverkehrsordnung (StVO) greift. Für andere Fahrzeuge gelten jeweils andere Tempolimits.

Pkw mit Anhänger und die meisten Lkw dürfen hier maximal 80 km/h fahren. Andere Fahrzeuge sind sogar auf 60 km/h beschränkt. Natürlich musst du deine Geschwindigkeit unabhängig von diesen Vorgaben zum Beispiel bei Nebel, Schnee oder Regen entsprechend anpassen.

Auch Straßenschilder können deine Höchstgeschwindigkeit begrenzen. Auf Landstraßen gibt es keine Mindestgeschwindigkeit, wie du sie von Autobahnen kennst. Sehr langsame Fahrzeuge, wie Fahrräder oder Traktoren, dürfen hier also ebenfalls unterwegs sein. Allerdings ist es untersagt, grundlos langsam zu fahren und den nachfolgenden Verkehr zu behindern. Der dritte Paragraf der StVO ist hier eindeutig.

Das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit wird auch auf der Landstraße entsprechend geahndet. Bußgelder, Punkte in Flensburg oder sogar ein Führerscheinentzug sind mögliche Folgen. Auch Nötigung im Straßenverkehr trifft man auf Landstraßen immer wieder an: Dabei werden andere Verkehrsteilnehmer:innen unter Druck gesetzt. Das ist zum Beispiel bei einem Unterschreiten des Sicherheitsabstandes oder dem unrechtmäßigen Einsatz der Lichthupe der Fall. Ein solches Verhalten ist extrem gefährlich. Daher musst du hier mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren rechnen.

Für Verwirrung sorgt immer wieder die Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen ohne Mittelstreifen. Denn bei Straßen mit weniger als 5,5 Metern Breite gibt es meist keine Markierung in der Mitte der Fahrbahn. Sie würde sonst aufgrund der schmalen Spuren für Komplikationen sorgen.

Die Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen ohne Mittelstreifen ist jedoch dieselbe: Sie beträgt maximal 100 km/h, sofern

  • es die Witterung zulässt
  • kein Verkehrsschild ein Tempolimit vorgibt
  • oder du nicht, bedingt durch den Fahrzeugtyp (Roller, Traktor, Lkw) dazu verpflichtet bist, langsamer zu fahren.

Dennoch ist hier Vorsicht geboten: Stelle gerade beim Überholen sicher, dass die Person vor dir dein Vorhaben bemerkt hat und ausreichend weit rechts fährt. Gerade bei breiten Autos oder gar Lkw kann es nämlich schnell eng werden.

Auch im Rahmen der theoretischen Führerscheinprüfung kann es sein, dass man dich nach der Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen fragt: „Sie haben auf einer Landstraße abgeblendet. Innerhalb welcher Strecke müssen Sie anhalten können?“.

Wie schnell du fahren darfst, hängt maßgeblich von deiner Sichtweite ab. Fährst du mit Abblendlicht musst du auch innerhalb der Reichweite deines Abblendlichts anhalten können. Da dein Bremsweg von der Geschwindigkeit abhängt, musst du dein Tempo entsprechend anpassen.

Überholen auf der Landstraße: Wo ist es erlaubt?

Landstraßen verfügen immer nur über eine Spur in jede Richtung. Daher kannst du nicht – wie zum Beispiel auf der Autobahn – einfach in eine andere Fahrspur wechseln und überholen. Und da auch sehr langsame Fahrzeuge auf einer Landstraße fahren, gehören Überholvorgänge hier zum Alltag.

Das sollte aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass das Überholen auf Landstraßen äußerst gefährlich ist. Es handelt sich sogar um einen der gefährlichsten Vorgänge im Straßenverkehr. Denn viele Autofahrer:innen schätzen Geschwindigkeiten (die eigene, die des zu überholenden Fahrzeugs und die des Gegenverkehrs) falsch ein. Da bei einem Fehler in der Regel kein Raum zum Ausweichen besteht, kann es zu schweren Unfällen kommen. Doch wo ist das Überholen verboten und wo darf man auf einer Landstraße überholen?

Generell gilt: Überall, wo kein Überholverbot besteht. Viel wichtiger ist jedoch die Frage “Wann sollte man überholen und wann sollte man nicht überholen?”! Du erkennst ein Überholverbot am entsprechenden Schild oder einer durchgezogenen Mittellinie auf der Fahrbahn. Solche Verbote werden oft an besonders kurvigen Strecken, vor Kreuzungen oder in Bereichen mit besonders vielen Wildwechseln platziert. Denn hier kommt es sehr leicht zu Wildunfällen.

Besteht kein solches Überholverbot und du möchtest an einem langsameren Fahrzeug vorbeifahren, solltest du unbedingt den richtigen Zeitpunkt abwarten: Stelle sicher, dass du ausreichende Sicht hast und die Straße frei ist. Beachte zudem Kreuzungen, Einmündungen und andere Gegebenheiten, die deinen Überholvorgang behindern könnten. Auch beim Überholen gelten die jeweiligen Höchstgeschwindigkeiten. Andere Angaben durch Verkehrsschilder sowie Bauartbeschränkungen (Höchstgeschwindigkeit für Lkw, Auto mit Anhänger, Motorroller …).

Bist du zu schnell unterwegs, gelten die gleichen Strafen wie in allen anderen Fällen: Du darfst auch beim Überholen die Geschwindigkeitsvorgaben nicht überschreiten. Unbedachtes Überholen gefährdet sowohl dich selbst als auch andere Verkehrsteilnehmer:innen. Warte daher immer auf eine passende Gelegenheit, auch, wenn es dich viel Geduld kostet – Sicherheit hat oberste Priorität.

Safety first: Mindestabstand beim Fahren auf der Landstraße

Einer der häufigsten Gründe für Unfälle wird immer wieder unterschätzt und ignoriert: Der Mindestabstand. Verkehrsteilnehmer:innen müssen zu jedem Zeitpunkt ausreichend Abstand zu anderen Fahrzeugen halten. Dies wird besonders auf Landstraßen deutlich, da hier hohe Geschwindigkeiten (und damit verbunden lange Bremswege!) auf zahlreiche Hindernisse treffen.

Eine gute Faustregel für den passenden Abstand lautet “Mindestabstand in Metern = halber Tacho”. Das heißt: Bist du mit 100 km/h unterwegs, sollte der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug mindestens 50 Meter betragen. Fährst du 80 km/h, beträgt der Mindestabstand 40 Meter. Damit bist du im Normalfall auf der sicheren Seite. Bei Regen, Schnee oder Glatteis solltest du allerdings noch einige Meter hinzuaddieren.

Wichtig: Der Mindestabstand gilt nicht nur zum Fahrzeug vor dir, sondern auch zu den Fahrzeugen neben dir. Beim Überholen Fahrrädern, Fußgängern oder Fußgängerinnen, ist ein seitlicher Abstand von mindestens zwei Metern vorgeschrieben. (innerorts beträgt der Abstand 1,5 Meter)! Das bedeutet in der Praxis, dass du beim Überholen die Gegenspur voll ausnutzen musst. Ein “Vorbeiquetschen” trotz Gegenverkehr ist nicht erlaubt. Für das Überholen von Motorrädern ist kein Mindestabstand vorgegeben. Anhand von Gerichtsurteilen haben sich aber 1,5 Meter als sicherer Wert etabliert.

Daher gelten auch beim Überholen von Fahrrädern Rollern, Motorrädern und Fußgänger:innen die typischen Grundsätze: Stelle sicher, dass du ausreichende Sicht auf den Gegenverkehr hast, ehe du überholst. Achte auch auf den Verkehr hinter dir, da andere Fahrer:innen eventuell weniger vorsichtig sind. Setze dann deinen Blinker und fahre mit ausreichend Abstand an den Rädern vorbei.

Das Überholen von Fahrrädern, Motorrädern und anderen, “einspurigen” Gefährten ist auch trotz Überholverbot generell erlaubt. Auch hier gilt jedoch der seitliche Mindestabstand von zwei Metern. Nur, wenn das Überholverbot durch eine durchgezogene Linie angezeigt wird, funktioniert das nicht: Du darfst diese Mittellinie nicht überfahren, müsstest aber gleichzeitig zwei Meter Mindestabstand zu Fahrrädern einhalten. Da die Spuren dafür nicht breit genug sind, ist ein Überholen hier nicht möglich.

Ein spezielles Schild “(Überholverbot von Zweirädern”) kann das Überholen von Fahrrädern, Rollern, Motorrädern und Co. gezielt untersagen. Es ist allerdings überwiegend in Städten zu finden- auf Landstraßen dürfte es dir nur selten begegnen.

Bildnachweise:
Headerbild: ©AdobeStock_170735876, Nickolay Khoroshkov
Bild1: ©AdobeStock_71080047, Von Ewa Leon

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