Führerscheinentzug: Gründe und Ablauf

Von Erik Lehnert 18 September, 2023
5 Minuten
Entzug Fahrerlaubnis

Ein Führerscheinentzug ist meistens mit einem großen Ärgernis verbunden. Nicht selten führt er zu beruflichen oder privaten Einschränkungen. Doch wann wird der Führerschein tatsächlich entzogen? Und welche Möglichkeiten gibt es, sich gegen den Entzug zu wehren?

Gründe für den Führerscheinentzug

Das Verkehrsrecht sieht verschiedene Gründe vor, wegen denen ein Führerschein entzogen werden kann. In der Regel handelt es sich dabei um schwerwiegende Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung oder um wiederholte kleinere Verstöße. Es muss also nicht erst ein Personenschaden vorausgehen, damit ein Entzug droht.

Ein Führerscheinentzug ist eine sanktionierende Maßnahme. Diese ergreifen Behörden, wenn jemand sich nicht an die Verkehrsregeln hält. Dabei handelt es sich um einen langfristigen Entzug der Fahrerlaubnis, der größtenteils mit weiteren Konsequenzen verbunden ist. Muss eine Person wegen eines Verstoßes gegen die Kraftfahrzeugverordnung ihren Führerschein abgeben, gibt es für sie eine Sperrfrist. Während dieser Zeit ist es ihr untersagt, ein Kraftfahrzeug zu führen.

Ein Führerscheinentzug kann unterschiedliche Gründe haben. So kann ein Verkehrssünder seinen Führerschein vorläufig oder endgültig entzogen bekommen. Die Fahrerlaubnisbehörde kann den Führerschein entziehen, wenn der Inhaber gegen die Straßenverkehrsordnung (StVO) verstößt:

Weil du mit Alkohol (oder Drogen) hinterm Steuer warst

Wenn du mit Alkohol oder Drogen hinter dem Steuer warst, hast du einen schweren Verstoß begangen. Das Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ist eine Gefahr für dich selbst und andere Verkehrsteilnehmende. Denn deine Wahrnehmung und deine Reaktionsfähigkeit werden durch Substanzen wie Alkohol oder andere Drogen beeinträchtigt.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Alkohol die Fahrtüchtigkeit negativ beeinflusst. Bereits ab 0,3 Promille Blutalkoholkonzentration (BAK) ist die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt. Ab 1,1 Promille besteht absolut keine Fahrtauglichkeit mehr. Der Führerschein wird in der Regel bei einer BAK von 1,1 Promille entzogen.

Allerdings lassen sich auch schon bei niedrigeren BAK-Werten Fahruntüchtigkeit und Fahrfehler feststellen. In diesen Fällen kann der Führerschein auch schon vorher entzogen werden. Bei anderen Betäubungsmitteln gibt es keine Grenzwerte für eine absolute Fahruntüchtigkeit. Fahruntüchtigkeit lässt sich bei Drogen nicht auf die gleiche Weise nachweisen wie bei Alkohol. Hier ist es nicht ausreichend, den Konsum durch einen positiven Drogentest festzustellen.

Beweismittel, die Drogenkonsum bei einer Fahruntüchtigkeit nachweisen können, sind beispielsweise bestimmte Fahrfehler. Das Fahren von Schlangenlinien mit dem Auto ist ein gutes Beispiel. Symptome wie Probleme beim Gehen auf einer Linie oder beim Finger-Nase-Test bieten beispielsweise Anhaltspunkte, um jemanden zu überführen.

Weil du zu schnell unterwegs warst

Wenn du zu schnell fährst, kann dir ein Fahrverbot auferlegt werden. So ist es übrigens auch im neuen Bußgeldkatalog 2022 nachzulesen. Der Entzug deines Führerscheins ist eine mögliche Konsequenz. Doch was ist der Unterschied zwischen Fahrverbot und Führerscheinentzug? Ein Fahrverbot ist die vorübergehende Sperrung deines Rechts, ein Fahrzeug zu führen. Das bedeutet, dass du für einen bestimmten Zeitraum kein Auto, Motorrad oder andere Fahrzeuge fahren darfst.

In der Regel beträgt ein Fahrverbot mindestens einen Monat, aber je nach Vergehen kann es auch länger sein. Ein Fahrverbot wird in der Regel aufgehoben, sobald die Sperrfrist abgelaufen ist. Der Entzug des Führerscheins hingegen ist dauerhaft und du darfst nach dem Entzug kein Fahrzeug mehr fahren. Um deinen Führerschein wiederzubekommen, musst du eine neue Prüfung bestehen. In schweren Fällen kann es auch sein, dass du deinen Führerschein gar nicht mehr zurückbekommst.

Wenn du zu schnell unterwegs bist, kannst du leicht einen Unfall verursachen. Und wenn du in einen solchen Schadenfall verwickelt wirst, kann das für alle Beteiligten schwerwiegende Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, dass du dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hältst.

Weil du eine Straftat begangen hast

Wer eine Straftat im Zusammenhang mit der Straßenverkehrsteilnahme begeht, riskiert den Entzug seiner Fahrerlaubnis. Das kann zum Beispiel passieren, wenn man einem anderen Fahrzeugführer gefährlich die Vorfahrt nimmt. Oder, wenn man einen Auffahrunfall verursacht und anschließend Fahrerflucht begeht.

Auch illegale Autorennen oder das Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis können zum Führerscheinentzug führen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu wissen, dass Gerichte den Führerscheinentzug in der Regel nicht aussprechen. Dies veranlasst die Fahrerlaubnisbehörde. Die Behörde entscheidet dabei nach einem Punktesystem, welches in der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) geregelt ist.

Wissenswert: Die Fahrerlaubnisbehörde steht im engen Austausch mit dem Zentralen Fahrerlaubnisregister (ZFER). Solltest du deine Fahrerlaubnis verlieren, übermittelt es diese Information an das Register.

Führerschein Entzug

Führerscheinentzug während der Probezeit

In Deutschland gilt für Fahranfänger und Fahranfängerinnen, die zum ersten Mal einen Führerschein erwerben, die sogenannte Probezeit. Diese dauert zwei Jahre. Sie dient dazu, den Anfängerinnen und Anfängern die Möglichkeit zu geben, sich an die Abläufe im Straßenverkehr zu gewöhnen. Während dieser Zeit müssen sie jedoch besonders vorsichtig sein, da bei Verstößen empfindliche Konsequenzen drohen.

Wenn man in der Probezeit zu schnell fährt und einen ein Blitzer erwischt, kann dies folgende Konsequenzen haben:

  • Punkte in Flensburg: Je nachdem, wie viel km/h man zu schnell war, bekommt man entsprechend viele Punkte in Flensburg. Bei mehr als 20km/h über dem erlaubten Tempo gibt es bereits vier Punkte. Bei einem weiteren Verstoß innerhalb von 24 Monaten droht ein Fahrverbot von mindestens einem Monat.
  • Geldbuße: Auch eine Geldbuße ist möglich. Die Höhe richtet sich hier nach dem Grad des Verstoßes und kann bis zu 1.000 Euro betragen.
  • Fahrverbot: Und wenn man trotz der Punkte in Flensburg und der Geldbuße weiterhin rücksichtslos fährt? Dann droht am Ende sogar ein Fahrverbot von mehreren Monaten.

Du warst innerhalb der Probezeit zu schnell unterwegs und wurdest du sogar geblitzt? Hier musst du nun noch weitaus mehr befürchten. Denn die Behörde kann dir den Führerschein entziehen oder eine Sperrfrist von bis zu sechs Monaten verhängen. Auch ein Fahrverbot ist möglich. Das bedeutet aber noch nicht, dass du deinen Führerschein endgültig verlierst. Du kannst in diesem Fall gegen die Entscheidung vorgehen und Einspruch einlegen. Allerdings solltest du beachten, dass die Behörde in der Regel bei ihrer Entscheidung bleibt. Sie weicht nur in seltenen Fällen von ihr ab.

Führerscheinentzug: Was, wenn das deine Existenz gefährdet?

Wenn dir die Fahrerlaubnisbehörde deinen Führerschein abgenommen hat, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass du ihn für immer verlierst. In manchen Fällen kann ein Gericht den Entzug aufheben und dir erlauben, wieder zu fahren. Allerdings ist das keine Garantie – die Entscheidung liegt ganz bei den Richtern und Richterinnen.

Denkst du, dass der Entzug deines Führerscheins ungerecht war oder dies deine Existenz gefährdet? Dann kannst du dich an ein Gericht wenden und um die Aufhebung des Entzuges bitten. Dabei musst du allerdings einige Punkte beachten. Zum Beispiel musst du das Gericht überzeugen, dass du dich seit dem Entzug des Führerscheins gebessert hast. Außerdem muss es davon überzeugt sein, dass du nun ein verantwortungsvoller Fahrer beziehungsweise verantwortungsvolle Fahrerin bist.

Auch musst du nachweisen können, dass der Verlust des Führerscheins für dich tatsächlich existenzbedrohend ist. Ein Beispiel wäre, dass du ohne Führerschein deinen Job verlieren würdest. Es ist also keine leichte Aufgabe, den Führerscheinentzug aufzuheben. Aber wenn du glaubst, dass es die richtige Entscheidung für dich ist, solltest du es auf jeden Fall versuchen.

Wie kommst du an einen neuen Führerschein?

Erst nach Ablauf der verhängten Sperrfrist kannst du einen entzogenen Führerschein bei der Führerscheinstelle neu beantragen. Die Behörde kann an die Neuerteilung deines Führerscheines Auflagen wie die Teilnahme an einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) anordnen. Auch kann sie deinen Führerschein an ein Aufbauseminar für einen Fahreignungstest knüpfen. Nach 15 Jahren erhältst du deinen Führerschein ohne Auflagen zurück.

Was passiert, wenn du trotz Führerscheinentzug gefahren bist?

Wenn du trotz Führerscheinentzug gefahren bist, kannst du mit einer Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe rechnen. Die Höhe der Strafe hängt vom Einzelfall ab und wird von den Behörden entschieden.

Nehmen wir ein Beispiel zur Verdeutlichung. Du bist auf der Autobahn mit hoher Geschwindigkeit gefahren und hast dabei einen Unfall verursacht. Du musst jetzt mit schweren Konsequenzen rechnen. Auch wenn es sich nur um eine bagatellisierte Verfehlung handelt, drohen dir empfindliche Strafen – je nach Bundesland. Denn mit dem Fahren trotz Führerscheinentzug handelst du nicht bloß grob fahrlässig. Du zeigst ein absolut verantwortungsloses und dreistes Verhalten.

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