Ladestationen in Europa – Überblick über das Elektroauto-Netzwerk

Von Julia Schäfer 7 September, 2023
4 minutes
Ladestationen in Europa

Betriebe wie RWE, Tank & Rast oder der ADAC sorgen hierzulande dafür, dass lange Fahrten mit dem Elektroauto mittlerweile sorgenfrei gelingen. So haben die genannten Unternehmen an viel befahrenen Autobahnen wie der A1 und der A2 mehrere Ladestationen errichtet. An diesen E-Tanksäulen kannst du ein schnellladefähiges E-Auto in nur 30 Minuten aufladen.

Dank solcher Initiativen zur Förderung der Elektromobilität ist das Reisen mit dem E-Auto inzwischen ein Kinderspiel. Doch wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus? Kannst du getrost mit deinem E-Auto in den Urlaub fahren oder wirst du dabei auf Probleme stoßen?

Diese Fragen beantworten wir in folgendem Beitrag. Du erhältst einen Überblick über das Ladenetz für E-Autos in Europa. Außerdem sehen wir uns die beliebtesten Reiseländer etwas genauer an. Dabei geben wir dir praktische Tipps zum Reisen mit dem Elektroauto.

Wie viele E-Auto Ladestationen gibt es in Europa

Europa verfügt weltweit über die meisten Ladestationen für E-Autos. In der EU kannst du aktuell an über 300.000 Ladepunkten die Batterie deines Elektroautos aufladen. In den nächsten Jahren will die EU diese Infrastruktur stark ausbauen und länderübergreifend vereinheitlichen. Das EU-Maßnahmenpaket „Fit for 55” sieht vor, den Ausstoß von Treibhausgasen maßgeblich zu senken. Bis 2030 sollen im Vergleich zum Jahre 1990 mindestens 55 Prozent weniger dieser schädlichen Emissionen in die Umwelt gelangen. Die Förderung von Elektroautos und des dazugehörigen Ladenetzwerkes ist ein wichtiger Faktor, um dieses Ziel zu erreichen. Doch dazu müssten laut einer Studie der europäischen Automobilindustrie bis 2030 fast sieben Millionen Ladepunkte vorhanden sein.

Momentan stellen jedoch sowohl die Gesamtzahl als auch die ungleichmäßige Verteilung der Ladepunkte ein Problem dar. Fast die Hälfte aller Ladesäulen befinden sich in Deutschland und den Niederlanden. Der Rest Mitteleuropas sowie Skandinavien sind generell auch gut aufgestellt. In Süd- und Osteuropa lässt die Dichte an Ladepunkten hingegen noch zu wünschen übrig.

Urlaub mit dem E-Auto? So sind die typischen Reiseziele aufgestellt

Nach den Niederlanden ist Deutschland das EU-Land mit den meisten öffentlichen Ladesäulen für Elektroautos. Solange du mit deinem E-Auto nur in Deutschland unterwegs bist, musst du dir also kaum Gedanken machen. Das bedeutet aber auch, dass du bei Fahrten ins Ausland möglicherweise vergeblich nach einem Ladepunkt suchst. Deshalb solltest du dich vor jeder Auslandsfahrt möglichst genau informieren, wie es dort um E-Lademöglichkeiten bestellt ist. Vergiss dabei nicht, neben deinem Urlaubsort auch die Situation in den Transitländern zu recherchieren. Im Folgenden geben wir dir deshalb einen kurzen Überblick über die Situation in den beliebtesten Reiseländern Europas.

Dänemark

In Dänemark solltest du keine Probleme haben, die Batterie deines Elektroautos aufzuladen. Landesweit gibt es über 4.000 E-Tankstellen, davon sogar mehr als 200 Schnellladesäulen. Die wohl ungewöhnlichste Ladestation befindet sich auf der Bornholmslinjen-Fähre der Route Ystad. In Dänemark verbringen viele Tourist:innen ihren Urlaub in einem Ferienhaus. Hier lohnt es sich, nach einer Unterkunft mit E-Ladestation Ausschau zu halten.

Die Strompreise in Dänemark sind höher als in Deutschland. Unter 50 Cent pro Kilowattstunde wirst du dein Auto dort nicht laden können. Bezahlen kannst du fast überall bar oder mit Karte. Oft funktioniert auch eine App-Zahlung via Apple Pay, Google Pay, Swish oder Vipps.

Frankreich

Mit etwa 46.000 Ladestationen ist Frankreich bestens auf Reisende mit E-Auto vorbereitet. Insbesondere Autobahnen sind gut versorgt, an etwa jeder dritten Raststätte findest du eine Ladesäule. In größeren Städten solltest du ebenfalls keine Probleme haben, Lademöglichkeiten zu finden. Generell ist die Infrastruktur im (Nord-) westen etwas besser als in der Landesmitte und im Süden.

Pro Kilowattstunde musst du in Frankreich mit Kosten zwischen 35 und 55 Cent rechnen. Bezahlen kannst du in der Regel sowohl bar als auch mit EC- oder Kreditkarte.

Übrigens: Tipps zur Maut in Frankreich haben wir in einem weiteren Beitrag für dich zusammengetragen.

Italien

Italien ist ein Land, in dem die Ladestationen für E-Autos sehr ungleichmäßig verteilt sind. Insgesamt gibt es nur etwas über 17.000 E-Tankstellen. Der Großteil davon befindet sich im Norden des Landes, beispielsweise an der Brennerautobahn. An der Raststätte „Lanz-Plessi-Museum“ kannst du deine E-Autobatterie sogar gratis laden. Je weiter südlich du dich auf dem Stiefel bewegst, desto schwieriger ist die Suche nach einer Lademöglichkeit. Für Reisen nach Sizilien, Kalabrien oder Apulien solltest du dich daher vorab über die Standorte von Ladesäulen informieren.

Wichtig: In Italien wird beim E-Tanken nicht überall nach Kilowattstunden abgerechnet. An manchen Ladepunkten bezahlst du stattdessen für die Dauer des Ladevorgangs.

Ladestationen in Europa

Kroatien

In Kroatien sind öffentliche Ladestationen für Elektroautos mit unter 1.000 Standorten noch dünn gesät. An den wichtigen Autobahnen solltest du aber in regelmäßigen Abständen eine Ladestation finden. Hierunter fallen beispielsweise die A1, A2, A3 und die A4.

Bis Anfang 2022 war das E-Tanken in Kroatien noch gratis, nun bezahlst du zwischen 35 und 65 Cent pro Kilowattstunde.

Niederlande

Das EU-Land mit den meisten Ladestationen für E-Autos sind die Niederlande. Fast 100.000 öffentliche Ladepunkte bilden ein flächendeckendes Netzwerk. Zudem ist das Parken auf Plätzen mit einer Ladesäule für E-Autos oft kostenlos. Insbesondere bei einem Besuch in Amsterdam kann das von Vorteil sein. Leider sind diese Plätze oft schon besetzt. In diesem Fall kannst du auf einen der 60 Ladepunkte im Parking Centrum Oosterdok ausweichen. Dieses ist mit 25 Euro pro Tag unschlagbar günstig.

Norwegen

Auch Norwegen fördert die Entwicklung der E-Mobilität: Zu den über 19.000 Ladestationen kommen noch weitere Vorteile für Elektroautos hinzu. So entfällt für E-Fahrer:innen an vielen mautpflichtigen Brücken und Tunneln die Gebühr. Auch die Citymaut kostet in vielen Städten weniger, wenn du elektrisch unterwegs bist. Selbst Fährtickets kannst du teilweise bis zu 60 Prozent günstiger kaufen. Zudem darfst du mit einem Elektroauto in den meisten Städten zur Rush-Hour die Busspur befahren.

Österreich

Mit über 10.000 Ladestationen ist die Alpenrepublik sehr gut auf Urlauber:innen mit Elektroautos vorbereitet. An Autobahnen und Schnellstraßen kannst du im Schnitt alle 80 Kilometer Strom tanken.

Die Preise variieren zwischen 22 und 79 Cent pro Kilowattstunde. Der Preis hängt dabei ebenfalls davon ab, ob du mit Wechselstrom, Gleichstrom oder „superschnell“ lädst. Abgerechnet wird entweder nach Kilowattstunden oder nach Ladedauer. Neben Bargeld und Karte kannst du mancherorts sogar mit deiner deutschen Ladekarte bezahlen.

Schweden

In Schweden gibt es knapp 14.000 Ladesäulen und es werden immer mehr. Im Durchschnitt kommen über fünf Ladestationen auf 100 Straßenkilometer. Vor allem Großstädte wie Göteborg oder Stockholm verfügen über eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur. Die Zahl der Lademöglichkeiten wächst dabei kontinuierlich.

Als Urlauber:in profitierst du außerdem von den günstigen Strompreisen in Schweden. Ab 26 Cent pro Kilowattstunde kannst du dein Elektroauto laden. Die Bezahlung erfolgt meistens bar oder mit Karte, an modernen Ladestationen ist mittlerweile auch die App-Zahlung möglich.

Schweiz

Mit knapp 8.000 Ladepunkten ist die kleine Schweiz in Sachen E-Mobilität sehr gut aufgestellt. Im Vergleich dazu: In der Eidgenossenschaft gibt es etwa 3.500 konventionelle Tankstellen. Dafür ist der Strom leider nicht billig. Pro Kilowattstunde musst du zwischen 43 und 80 Cent bezahlen. Auch hier stehen dir meist alle Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung, von bar über Karte bis hin zur App.

Slowenien

Slowenien besitzt etwas mehr als 1.000 E-Tankstellen. Dafür sind die Ladestationen strategisch gut platziert. Entlang der wichtigen Autobahnrouten solltest du mindestens alle 50 Kilometer eine Lademöglichkeit vorfinden. Auch in größeren Städten wie Ljubljana oder Maribor solltest du problemlos Strom tanken können. Sobald du dich aber von den Autobahnen oder städtischen Gebieten entfernst, wird es schwierig. Deshalb eignet sich Slowenien bisher eher nur als Transitland als für einen Städtetrip mit dem E-Auto.

Für eine Kilowattstunde bezahlst du in Slowenien zwischen 20 und 30 Cent. Oft kannst du nur bar bezahlen, mancherorts sind wiederum auch Karten und Apps akzeptiert.

Ladestationen in Europa

Mit dem E-Auto in Urlaub fahren: Das musst du (sonst noch) wissen

In Europa sind Urlaubsreisen und andere Langstreckenfahrten mit dem E-Auto also prinzipiell möglich. Die Reiseplanung sieht jedoch etwas anders aus als bei einem Fahrzeug mit herkömmlichem Verbrennungsmotor. So solltest du vor einer längeren Fahrt unbedingt die besten Lademöglichkeiten nachschlagen und deine Route entsprechend anpassen. Du kannst dabei auf verschiedene Apps oder Routenplaner zurückgreifen. Diese gibt es mittlerweile auch für E-Autos. Außerdem solltest du die folgenden Tipps beachten:

  • Plane deine Streckenabschnitte so, dass du deinen Akku nie komplett leer fährst. Denke daran, dass Einflussfaktoren wie Verkehr, Straßenbelag, Wetter und individueller Fahrstil den Stromkonsum deines E-Autos beeinflussen. Die Batterie kann also schneller leer sein als gedacht.
  • Rechne auch in deine Planung mit ein, wie lange dein Akku zum Laden braucht. Wenn dir auf deiner Reiseroute so genannte Ultra-Schnellladestationen zur Verfügung stehen, ist deine Batterie in nur 20 Minuten voll. Je nach Ladesäule oder Auto kann der Ladevorgang auch deutlich länger dauern. Dann verbindest du ihn am besten mit einem Spaziergang oder einer Mahlzeit an der Raststätte.
  • Halte bei der Routenplanung auch Ausschau nach Ladeparks oder Raststätten mit mehreren Ladepunkten. So steigerst du deine Chancen, auf Anhieb eine freie Ladesäule zu finden, anstatt warten zu müssen.
  • Wenn du unter Zeitdruck stehst, kannst du den Ladevorgang auch bereits bei 80 Prozent beenden. So kannst du einiges an Zeit einsparen, denn die letzten 20 Prozent der Batteriefüllung dauern am längsten.
  • Auf Nummer sicher gehst du mit einer mobilen Ladestation. Wenn du diese mit dir führst, bleibst du nicht liegen, weil dir der Strom ausgeht. Das ist gerade auf längeren Reisen von Vorteil. Mit einer mobilen Ladestation kannst du dein E-Auto an jeder gewöhnlichen Steckdose mit bis zu 22 Kilowatt aufladen.
  • Informiere dich im Vorfeld deiner Reise auch über die Bezahlmöglichkeiten an den Ladesäulen. Gerade wenn du eine bestimmte Strecke öfter fährst, kann sich eine Ladekarte des dortigen anbietenden Unternehmens lohnen. Mit einer solchen Karte kannst du gratis oder sehr günstig Strom tanken und dabei bares Geld sparen. In der Regel wird hierfür eine monatliche Grundgebühr fällig.

Weitere Informationen zu den Themen Reisen und E-Mobilität findest du auch in unseren anderen Beiträgen:

Bildnachweis: Header ©AdobeStock_628152247; Yaly, Bild 1 ©AdobeStock_151197718; Wellnhofer Designs, Bild 2 ©AdobeStock_330866484; Wellnhofer Designs

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