Pflichtversicherung: Welche Versicherungen sind Pflicht?
Die meisten Menschen sind sich bewusst darüber, wie wichtig es ist, sich gegen mögliche Risiken im Leben abzusichern. Doch nicht alle wissen, dass es neben dem freiwilligen Versicherungsschutz auch ein sogenanntes Pflichtversicherungsgesetz gibt. Das heißt, dass es auch gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen gibt, die du quasi abschließen musst. Diese Versicherungen dienen meist dem Schutz Dritter oder sollen dich vor existenziellen Risiken schützen.
Doch welche Versicherungen sind hierzulande Pflicht? Und was genau hat es mit dem Pflichtversicherungsgesetz auf sich? Näheres dazu erfährst du in folgendem Beitrag.
Was ist eine Pflichtversicherung?
Eine Pflichtversicherung ist eine Versicherung, die gesetzlich vorgeschrieben und von bestimmten Personengruppen abzuschließen ist. Dabei soll die gesetzliche Pflichtversicherung vor finanziellen Risiken schützen. Diese können beispielsweise durch externe Ereignisse wie Unfall, Krankheit oder Tod entstehen.
Sowohl die Deckungssummen als auch die Versicherungsleistungen sind in Deutschland durch Gesetze und Verordnungen geregelt. Außerdem gibt es je nach Region unterschiedliche Arten von Pflichtversicherungen. Daher ist es wichtig, dass wirklich alle Versicherungsnehmer:innen über die gesetzlichen Pflichtpolicen Bescheid wissen.
Freiwillige Versicherungen vs. Pflichtversicherungen
Worin unterscheiden sich freiwillige Policen und gesetzlich verpflichtende Versicherungen? Wie die Bezeichnungen bereits annehmen lassen, sind freiwillige Versicherungen im Gegensatz zu Pflichtversicherungen nicht gesetzlich vorgeschrieben. Sie sind optional, sodass es deine eigene Entscheidung ist, ob du eine solche Versicherung abschließen willst. Obwohl freiwillige Policen nicht dem Pflichtversicherungsgesetz unterliegen, ist der Abschluss einiger Versicherungen dennoch ratsam. Denn ein ausreichender Versicherungsschutz ist essenziell, um, individuelle Risiken abzusichern, die über die Leistungen der Pflichtversicherungen hinausgehen. Einige Beispiele hierfür sind die private Krankenzusatzversicherung, die private Pflegezusatzversicherung, die private Unfallversicherung oder Hausratversicherung. Auch die Kfz-Vollkaskoversicherung und die Kfz-Teilkaskoversicherung stellen freiwillige Policen dar.
Im Gegensatz zur Pflichtversicherung sind die Beiträge, Leistungen und Vertragsbedingungen bei einer freiwilligen Police meist flexibler und individuell gestaltbar. Allerdings musst du hier auch selbst dafür sorgen, dass du den für dich passenden Versicherungsschutz wählst. Entscheidest du dich allerdings gegen den Abschluss bestimmter freiwilliger Versicherungen ist es möglich, dass du im Schadenfall in finanzielle Schwierigkeiten gerätst.
Das Pflichtversicherungsgesetz
Das Pflichtversicherungsgesetz ist ein Teil des Sozialgesetzbuches, kurz SGB. Es regelt die Versicherungspflicht in Deutschland und umfasst alle gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungen. Dabei definiert es ganz genau, wer verpflichtet ist, die jeweiligen Policen abzuschließen. Zudem schafft das Pflichtversicherungsgesetz eine einheitliche Basis für die verschiedenen Versicherungssysteme in Deutschland.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es sicherstellt, dass alle Versicherungsnehmer:innen einen grundlegenden Schutz erhalten. Bestimmte Leistungen müssen sie dann nicht alleine tragen, sondern können stattdessen die Leistungen der Versicherung in Anspruch nehmen.
Welche Versicherungen sind gesetzlich vorgeschrieben?
Es gibt also Versicherungen, deren Abschluss nicht nur sinnvoll ist sondern die du so oder so abschließen musst.
Gesetzliche oder private Krankenversicherung
In Deutschland muss jede:r Bundesbürger:in entweder gesetzlich oder privat krankenversichert sein.
Ob du in eine gesetzliche oder private Krankenversicherung abschließt, hängt oft von Faktoren wie deinem Einkommen, deinem Berufsstatus und den Regelungen deines Landes ab. Oftmals gibt es auch Unterschiede in der medizinischen Versorgung und den Leistungen, die von deiner jeweiligen Versicherung abgedeckt werden. Beratung durch Versicherungsberater oder Fachleute im Gesundheitswesen kann dir helfen, die beste Wahl für deine individuellen Bedürfnisse zu treffen.
Kfz-Haftpflichtversicherung
Egal ob Fahranfänger:innen oder erfahrene Autofahrer:innen: Alle Fahrzeughalter:innen sind dazu verpflichtet ihre Fahrzeuge entsprechend zu versichern. So muss jedes Fahrzeug zumindest haftpflichtversichert sein. Optional ist hingegen der Abschluss einer Kfz-Vollkasko oder Kfz-Teilkaskoversicherung. Bist du in Besitz eines Neuwagens, solltest du diesen unbedingt mit einer zusätzlichen Kfz-Vollkaskoversicherung absichern.
Gesetzliche Rentenversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung bildet einen wichtigen Baustein der späteren Altersvorsorge. Daher zählt auch diese Police zu den Pflichtversicherungen. Verpflichtend ist sie meist aber nur für Arbeitnehmer:innen. Hier wird der monatliche Beitrag völlig automatisch vom Lohn abgezogen.
Wichtig: Es gibt durchaus Selbstständige, die ebenfalls der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht unterliegen. Hierzu zählen zum Beispiel Handwerker:innen. Vielen Selbstständigen steht es frei, ob sie freiwillig Beiträge zahlen. Da die gesetzliche Rente häufig nicht ausreicht, macht es darüber hinaus Sinn, eine private Altersvorsorge abzuschließen.
Bei Minijobs gelten nochmal individuelle Bestimmungen. Hier steht es dir frei, ob du in die Rentenversicherung einzahlen möchtest oder nicht.
Welche Versicherungen sollst du (sonst noch) abschließen?
Neben den vielen Pflichtversicherungen gibt es auch einige freiwillige Versicherungen, deren Abschluss sinnvoll ist. Denn bestimmte freiwillige Policen schützen dich vor großen finanziellen Risiken und das für einen Bruchteil von finanziellen Aufwendungen. Schließlich müssen gute Versicherungen nicht immer teuer sein. Doch welche Versicherung braucht man wirklich und welche Policen sind zu empfehlen? Näheres dazu im Folgenden.
Private Haftpflichtversicherung
Der Abschluss einer Privathaftpflichtversicherung ist im Grunde genommen unverzichtbar. Denn sie schützt dich vor Schäden, die du selbst verursachst und kann dich somit auch gegen existenzbedrohende Kosten absichern. Letzteres kann zum Beispiel dann eintreten, wenn durch deine Schuld ein anderer Mensch zu Schaden kommt.
Wohngebäudeversicherung
Bist du in Besitz einer Immobilie, solltest du unbedingt auch über den Abschluss einer Wohngebäudeversicherung nachdenken. Diese freiwillige Versicherung schützt dich effektiv vor den finanziellen Folgen durch Hagel-, Sturm-, Blitzschlag- und Feuerschäden. Zudem empfiehlt es sich, die Wohngebäudeversicherung um eine zusätzliche Police für Elementarschäden zu erweitern.
Auslandsreisekrankenversicherung
Reist du gerne und häufig? Dann ist es durchaus sinnvoll, eine spezielle Auslandsreisekrankenversicherung abzuschließen. Denn diese private Reiseversicherung kommt im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung auch für medizinisch notwendige Rücktransporte auf. Bist du privatversichert, solltest du ebenfalls prüfen, ob du womöglich eine Auslandsreisekrankenversicherung benötigst.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Über eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte eigentlich jede:r Angestellte verfügen. Denn schließlich können nicht nur Unfälle, sondern auch körperliche oder psychische Krankheiten eine Berufsunfähigkeit zur Folge haben,. Und da die gesetzliche Erwerbsminderungsrente nur selten ausreicht, ist es wichtig, sich möglichst früh entsprechend abzusichern.
Risikolebensversicherung
Auch die Risikolebensversicherung stellt keine Pflichtversicherung dar, ist jedoch vor allem für Alleinverdienende sinnvoll. Denn stirbt zum Beispiel ein Elternteil, müssen die Hinterbliebenen allein für das Einkommen der Familie sorgen. Obendrein sind alleinerziehende Mütter und Väter in Deutschland besonders oft von Armut bedroht. Außerdem ist die Risikolebensversicherung auch dann absolut unverzichtbar, wenn du einen offenen Hauskredit abbezahlen musst.
Wissenswert: Weitere empfehlenswerte freiwillige Versicherungen stellen das Krankentagegeld für Selbstständige und die Hundehaftpflichtversicherung für Hundehalter:innen. Letztere Police ist in einigen Bundesländern bereits gesetzlich vorgeschrieben. Auch der Abschluss einer Hausratversicherung kann sich durchaus lohnen. Denn zerstört ein Brand deine Wohnung, ersetzt die Versicherung all dein Hab und Gut. Zum Hausrat zählen nicht nur Kleidungsstücke und Möbel, sondern auch Wertgegenstände.
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