Abschleppdienst: Kosten und mehr
Wenn das Auto plötzlich nicht mehr fährt, ist man in den meisten Fällen ziemlich hilflos. Da kann ein Abschleppdienst die Rettung sein. Allerdings kann das mit einigen Kosten verbunden sein. Der Auftrag kann aber auch vom Ordnungsamt kommen, wenn du beispielsweise im Parkverbot stehst. Dann werden wichtige Bereiche für andere Verkehrsteilnehmer:innen frei gemacht. Hier erfährst du, welche Kosten durch den Abschleppdienst auf dich zukommen können.
Auto abschleppen (lassen): Wann ist das möglich?
Einen Abschleppdienst zu beauftragen kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein. Diese lassen sich in zwei Bereiche unterteilen:
- Falschparken
- Autopannen
Ein erster großer Bereich betrifft Falschparker:innen. Dabei gilt: Der Abschleppdienst darf ein Fahrzeug mitnehmen, wenn es andere Verkehrsteilnehmer:innen gefährdet oder behindert. Du musst damit rechnen, dass dein Auto abgeschleppt wird, wenn du es in diesen Bereichen abstellst:
- im absoluten Halteverbot
- auf Rettungswegen
- in der Nähe eines Zebrastreifens
- in scharfen Kurven
- auf einem Privatparkplatz
Der sicherste Weg ist, dass du diese Bereiche beim Parken komplett vermeidest. Damit sicherst du nicht nur dich ab. Vor allem die Zufahrt oder Durchfahrt an Rettungswegen kann in einem Notfall lebenswichtig werden. Aus diesem Grund kontrolliert das Ordnungsamt die Stellen besonders genau und lässt parkende Autos besonders schnell abschleppen. Das gilt auch für Bereiche, in denen ein absolutes Halteverbot gilt.
Dass ein Zettel mit der Telefonnummer hinter der Windschutzscheibe reicht, um dies zu verhindern, ist ein Mythos. Bei einem Gerichtsverfahren wird eine solche Vorgehensweise daher auch nicht als mildernder Umstand gewertet. Vielmehr ist es immer legitim, ein Auto abzuschleppen, wenn es in einem der bereits genannten Bereiche steht. In einigen Fällen reagiert das Ordnungsamt auf eine Notiz und informiert den Fahrzeughalter:in. Hierbei handelt es sich aber nur um einen Gefallen. Anspruch darauf hast du hingegen nicht.
Es gibt auch Ausnahmefälle, in denen rechtmäßig abgestellte Fahrzeuge abgeschleppt werden können. Ein Beispiel ist eine zwischenzeitlich eingerichtete Baustelle. Diese müssen mindestens vier Tage vor dem Start der Arbeiten angekündigt werden. Stehen am entsprechenden Tag noch Fahrzeuge in diesem Bereich, können sie abgeschleppt werden. Manchmal musst du dein Auto über eine längere Zeit an einer öffentlichen Stelle stehen lassen. Dann solltest du eine bekannte Person bitten, regelmäßig nachzusehen.
Du kannst aber auch selbst einen Falschparker oder eine Falschparkerin melden und ihn oder sie durch die Polizei abschleppen lassen. Das geht auch, wenn das Fahrzeug unrechtmäßig einen Behindertenparkplatz blockiert oder Radwege zuparkt. Allerdings musst du dann immer den Weg über die öffentlichen Behörden gehen. Du selbst darfst keinen Abschleppdienst beauftragen. Ist deine private Einfahrt oder ein von dir gemieteter Parkplatz zugestellt, darfst du das Abschleppen veranlassen. In der Regel musst du das Geld dann aber vorstrecken. Oft kommt es dann sogar zu einem Streit vor Gericht.
Bei einer Autopanne kannst du dein Fahrzeug in bestimmten Situationen auch privat abschleppen lassen. Dabei musst du jedoch einige Regeln beachten. Vor allem das Abschleppen nach einem Unfall auf der Autobahn (003323-B-0410) unterliegt strikten Regeln. Der § 15 der Straßenverkehrsordnung (StVO) legt fest, dass du die Autobahn beim Abschleppen an der nächsten Ausfahrt verlassen musst. Grundsätzlich ist das Abschleppen auf der Autobahn daher nicht erlaubt. Achte beim Abschleppen außerdem auf die folgenden Dinge:
- Beide Fahrzeuge müssen mit eingeschaltetem Warnblinker
- Im fahruntauglichen Fahrzeug muss der Fahrersitz besetzt sein, damit die Person Lenkrad und Bremspedal bedienen kann.
- Nutze am besten eine Abschleppstange. Sie verhindert Auffahrunfälle zwischen den beiden Fahrzeugen.
- Ein Abschleppseil muss deutlich als solches gekennzeichnet sein. Das verhindert, dass dritte Fahrzeuge versuchen, zwischen den Fahrzeugen einzuscheren.
- Achte darauf zwischen 30 und höchstens 50 km/h zu fahren. In diesem Bereich bleiben die Fahrzeuge gut beherrschbar. Es gibt aber keine Vorschrift für die erlaubte Geschwindigkeit.
Die Person im abgeschleppten Auto muss ein Mindestalter von 15 Jahren haben. Wenn du dein Auto mit einem Seil abschleppst, sollte der Hilfsfahrer:in jedoch besser schon über Fahrerfahrung verfügen, also im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sein. Nur dann bremst die Person auch im richtigen Augenblick und verhindert einen Auffahrunfall.
Wichtig: Du darfst dein Fahrzeug in einigen Situationen nicht privat abschleppen. Das gilt vor allem dann, wenn die Batterie beschädigt ist. Denn dann funktioniert das Warnblinklicht nicht. Auch ein Motorrad darfst du nicht privat abschleppen. Diese beiden Fälle muss auf jeden Fall ein Abschleppdienst übernehmen. Es gibt aber noch weitere Situationen, in denen ein Abschleppdienst erforderlich ist. Vor allem, wenn du die gesetzlichen Vorgaben zum privaten Abschleppen nicht einhalten kannst, musst du Hilfe rufen. Dazu gehören die folgenden Situationen:
- Lenkung oder Bremse funktionieren nicht mehr.
- Es gibt keine:n Hilfsfahrer:in für das kaputte Auto.
- Du musst längere Strecken auf der Autobahn zurücklegen.
Ein Automatikauto solltest du am besten gar nicht selbst abschleppen. Ein langer Leerlauf kann eine Unterversorgung mit Öl verursachen. Dadurch können weitere Schäden durch eine Überhitzung des Getriebes entstehen. In jedem Fall solltest du die Schaltung des Automatikautos beim Abschleppen auf „N“ stellen.
Auch bei Elektroautos kann es zu Problemen beim Abschleppen kommen. Die Batterie kann durch eine Überladung überhitzen. Durch die Rotation der Achsen wird die Batterie aufgeladen. Im normalen Betrieb werden die Batterien gleichzeitig entladen, weil der Antrieb Energie verbraucht. Diese Voraussetzung ist beim Abschleppen allerdings nicht gegeben. Rufe daher besser einen Abschleppdienst, unabhängig von den anfallenden Kosten.
Abschleppdienst: Mit diesen Kosten musst du rechnen
Wenn du einen Abschleppdienst beauftragst, musst du mit bestimmten Kosten rechnen. Die Dienste berechnen in der Regel einen bestimmten Preis pro gefahrene Kilometer. Dazu können weitere Kosten kommen. Das kann zum Beispiel in einer erschwerten Verladung begründet sein. Das ist unter anderem der Fall, wenn dein Auto in einer Tiefgarage oder in einer Hochgarage liegen geblieben ist.
Durchschnittliche/maximale Kosten für den Abschleppdienst
Für das Abschleppen und die entstehenden Kosten gibt es ortsübliche Preise. Diese werden von den Kommunen und Landkreisen festgelegt. Diese Kosten darf der Abschleppdienst nicht überschreiten. Alle Informationen zu diesem ortsüblichen Preis erhältst du bei der zuständigen Behörde.
Es gibt auch Gerichtsurteile, bei denen Autofahrer:innen recht gegeben wurde, wenn sie gegen einen überhöhten Preis für das Abschleppen geklagt hatten. Informiere dich daher immer über die üblichen Preise und fordere eine angemessenere Rechnung ein. Auch rechtliche Schritte können sich hier lohnen.
Was kostet das Abschleppen bis zur Werkstatt?
Am günstigsten kommst du davon, wenn du dein Fahrzeug nur bis zur nächsten Werkstatt transportieren lässt. Als Mitglied eines Automobilclubs, wie beispielsweise dem ADAC ist das für dich oft sogar kostenlos. Nach einem Unfall muss zunächst die Schuldfrage geklärt werden. Die schuldige Person beziehungsweise ihre Versicherung muss die Abschleppkosten übernehmen. Das betrifft auch die Werkstattrechnung.
Wurde dein Auto wegen Falschparkens abgeschleppt, musst du die Kosten für den Abschleppdienst selbst tragen. Es kann sein, dass hier auch der Automobilclub einspringt. Informiere dich am besten frühzeitig. Die meisten Anbieter bieten jederzeit eine kostenlose Beratung an. Bei einem Unfall mit einem Gegenstand gelten ähnliche Regeln. Auch hier übernimmt der Automobilclub meist die Kosten.
Wenn du viel im Ausland bist, kann sich eine Plus-Mitgliedschaft in einem Automobilclub lohnen. Dann werden auch Abschleppdienste in anderen Ländern übernommen. Die meisten Clubs arbeiten mit verschiedenen Fachwerkstätten zusammen. Trotzdem gibt es auch im Ausland Kilometerbeschränkungen.
Die Kosten für den Abschleppdienst des ADAC
Wenn du Mitglied im ADAC bist, kannst du von vielen Vorteilen profitieren. Wenn du den ADAC wegen deines liegen gebliebenen Autos anrufst, erhältst du schnell Hilfe. Die Mitarbeitenden schleppen das Fahrzeug bis zur nächsten Autowerkstatt umsonst ab. Wenn die nächste Vertragswerkstatt nicht viel weiter entfernt ist, übernimmt der ADAC den Transport dahin manchmal aus Kulanz. In jedem Fall solltest du direkt nachfragen, was möglich ist. Kann die Fachwerkstatt das Problem nicht innerhalb von 24 Stunden beheben, zahlt der ADAC eine Übernachtungsmöglichkeit oder einen Leihwagen.
Hast du keine Mitgliedschaft im ADAC, kannst du dennoch den Mobilclub für schnelle Pannenhilfe kontaktieren. In diesem Fall musst du die Kosten aber alleine tragen. Dabei werden die Gebühren anhand des Umfangs und der Dauer des Einsatzes berechnet. In einigen Fällen ist es möglich, dass du dem Mobilclub direkt vor Ort beitrittst. Dann kannst du Kosten sparen.
In der Regel werden die Kosten anhand der beim Abschleppen zurückgelegten Strecke berechnet. Viele Anbieter bieten einen Festpreis für alle Strecken bis zu einer bestimmten Länge an. Meist sind das 10 Kilometer. Dann musst du etwa 120 bis 170 Euro bezahlen. Bei Strecken über diesen 10 Kilometern steigt der Preis. Je Kilometer kommen dann etwa drei Euro dazu.
Abschleppen durch die Polizei
In einigen Fällen übernimmt die Polizei das Abschleppen eines Fahrzeugs. Dann werden oft mehr als hundert Euro fällig. Die Verwaltungsgebühren kommen noch zu diesem Betrag hinzu. Wenn die Polizei oder der Ordnungsdienst einen Abschleppwagen für dein Auto gerufen hat, musst du mindestens die Leerfahrt zahlen. Auch dann, wenn du dein Auto vor dem Eintreffen des Abschleppwagens weggefahren hast.
In diesen Fällen kann zusätzlich ein Bußgeld für das Falschparken auf dich zukommen. Diese Summe wird höher, wenn du mit deinem Fahrzeug eine Behinderung oder gar Gefährdung verursacht hast. Lässt sich der oder die Fahrer:in nicht ermitteln, muss stets der oder die Fahrzeughalter:in für das Bußgeld aufkommen.
Beispielrechnung: Auto 100 km abschleppen lassen
Wenn du einen Automobilclub mit dem Abschleppen beauftragt hast, übernehmen die Dienste den Transport meist nur bis zur nächsten Werkstatt. Wenn der Abschleppdienst dein Auto zu einer bestimmten Werkstatt bringen soll, können deutlich höhere Kosten auf dich zukommen.
Bei einer Strecke von 100 Kilometern kannst du die folgende Beispielrechnung als Grundlage nutzen: Für die ersten zehn Kilometer verlangen viele Abschleppdienste eine Grundsumme. Dabei sind 120 Euro realistisch. Dazu kommen weitere Gebühren für die restlichen 90 Kilometer. Je Kilometer kommen etwa 3 Euro auf dich zu. Das macht einen zusätzlichen Betrag von 270 Euro. Insgesamt musst du daher eine Gebühr von 390 Euro bezahlen.
Du kannst dein Auto aber nicht immer beliebig weit transportieren lassen. Die Automobilclubs geben meist eine Grenze für den Abschleppweg vor. Beim ACE sind im Inland bis zu 75 Kilometer Abschleppstrecke möglich. Im Ausland sind es 100 Kilometer. Bei anderen Automobilclubs weichen diese Werte etwas ab. Informiere dich am besten frühzeitig über die mögliche Maximalstrecke.
Kosten für den Abschleppdienst: Kommunale Unterschiede
Wie hoch die Kosten für den Abschleppdienst in Deutschland im Einzelfall ausfallen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Gemeinden und Kommunen entscheiden selbst, welcher Betrag angemessen ist. Am besten informierst du dich im Vorfeld darüber, mit welchen Summen du hierbei rechnen musst. Das kann dir im Notfall eine böse Überraschung ersparen. Für die ersten 10 Kilometer sind Beträge zwischen 120 und 200 Euro üblich.
Auch bei Fahrten im Ausland ist eine gute Vorbereitung Gold wert: Informiere dich schon im Vorfeld über die Verkehrsregeln in deinem Urlaubsland. Eine Übersetzungsapp ist eine weitere praktische Hilfestellung.
Fazit
Wenn du Kosten für einen Abschleppdienst vermeiden willst, solltest du immer genau darauf achten, wo du parkst. Damit kannst du Problemen schon von Anfang an aus dem Weg gehen. Hohe Folgekosten bleiben dir dann auch erspart. Autopannen kannst du dagegen kaum vermeiden. Auch gut gepflegte Autos können plötzlich und unvermutet liegen bleiben.
Wenn du viel mit dem Auto fahren musst, solltest du daher überlegen, ob du einem Automobilclub beitrittst. Dann erhältst du eine kostenlose Pannenhilfe für dein Auto, das du dann bis zur nächsten Werkstatt abschleppen lassen kannst. Mit zusätzlichen Konditionen ist das oft sogar im Ausland möglich. Lass dich im Vorfeld beraten und erkundige dich, welche Vorteile du von einer Mitgliedschaft hast.
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