Straßenbahnunfall: Was tun bei einer Kollision?
Eine Straßenbahn bringt mehr als 30 Tonnen Gewicht auf die Waage und kann bis zu 65 km/h zurücklegen. Genau aus diesem Grund haben die Schienenfahrzeuge einen deutlich längeren Bremsweg als Autos. Ausweichen ist für eine Straßenbahn keine Option. Immer wieder, zwar selten, kommt es zu Unfällen mit Straßenbahnen. Warum das so ist, wer für die Schäden aufkommt und wie man einem Straßenbahnunfall vorbeugen kann, erklären wir dir hier.
Unfall mit der Straßenbahn: Mögliche Ursachen
Besonders häufig passieren Unfälle zwischen Straßenbahnen und anderen Verkehrsteilnehmer:innen an Kreuzungen. Dabei können die Ursachen sehr verschieden sein. Die Hauptursachen für solche Unfälle sind folgende:
- Missachtung der Vorfahrtsregeln
- Unaufmerksamkeit und Unachtsamkeit
- Überqueren der Straße an stark befahrenen Stellen
- Ein Fahrzeug hat eine rote Ampel überfahren
- Der Sicherheitsabstand zur Straßenbahn war zu gering
- Die Autos parken zu nah an den Schienen der Straßenbahn
Nur in Ausnahmefällen trägt der Fahrende einer Straßenbahn die Schuld an solch einem Unfall. Dabei sind es vor allem Fußgänger:innen, sowie Radfahrer:innen, die nach einer Kollision mit der Straßenbahn am häufigsten Verletzungen davontragen.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie sich Straßenbahnunfälle vermeiden lassen. Hier ist das A und O: Achtsamkeit! Denn Straßenbahnen wiegen an die 30 Tonnen, fahren auf Schienen und können daher nicht ausweichen. Zudem haben sie einen viel längeren Bremsweg als andere Fahrzeuge. Darum ist es essentiell, die Schienen nicht mehr zu überqueren, sobald sich eine Straßenbahn nähert. Aber auch zu lautes Musikhören oder das permanente Schauen aufs Smartphone, können dazu führen, dass du das Schienenfahrzeug nicht bemerkst. Außerdem solltest du die Geschwindigkeit einer sich nähernden Straßenbahn auf keinen Fall unterschätzen. Lass diese besser vorbeifahren, eher du die Gleise betrittst.
Zusammenstoß mit einer Straßenbahn: Was nach einem Unfall zu tun ist
Geschieht ein Unfall oder auch ein Zusammenstoß mit einer Straßenbahn, ist dies immer erst einmal ein Schock. Daher ist es wichtig zu wissen, wie man nach so einem schlimmen Ereignis reagieren sollte.
Maßnahmen nach einem Straßenbahnunfall
Generell gilt: Ob Autounfall oder Zusammenstoß mit der Straßenbahn – die Maßnahmen, die du im Falle eines Unfalls mit einer Bahn treffen solltest, sind immer die gleichen:
- Unfallstelle absichern
- Die Polizei informieren
- Bei einem Personenschaden muss Erste-Hilfe geleistet und der Notruf getätigt werden.
- Den Unfallschaden der Versicherung melden. Bei Schäden an der Straßenbahn greift deine Kfz-Haftpflichtversicherung. Bei Schäden an deinem eigenen Fahrzeug die Kfz-Vollkaskoversicherung. Vorausgesetzt, es besteht ein entsprechender Versicherungsschutz. Bist du zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, greift hingegen deine Privathaftpflichtversichung.
Die Schuldfrage: Wer zahlt?
Gerät man unverschuldet in einen Unfall mit der Straßenbahn, hat prinzipiell immer die Versicherung der Verkehrsbetriebe den Schaden zu bezahlen.
Die Straßenbahn hat aber immer Vorrang. Darum ist es einfach, einem oder einer Autofahrer:in vorzuwerfen, diesen Vorrang missachtet zu haben. Genau aus diesem Grund haftet auch in den meisten Fällen der Fahrzeughalter:in beziehungsweise deren Haftpflichtversicherungen. Für Schäden an deinem eigenen Fahrzeug kannst du eventuell auch die Leistungen deiner Kaskoversicherung in Anspruch nehmen. Wird eine Person bei einem Unfall verletzt, zahlt die jeweilige Krankenkasse. Jedoch besteht kein Anspruch auf Entschädigung oder Schmerzensgeld. Sollten sich auch die Mitfahrenden der Straßenbahn verletzt haben, können die Verkehrsbetriebe wiederum Ansprüche beim Unfallverursacher:in geltend machen.
Tipps zur Schadenregulierung
Du wurdest in einen Straßenbahnunfall verwickelt und bist dir sicher, dass du keine Teilschuld oder Mitschuld am Unfallgeschehen trägst? In solch einem Fall ist es wichtig, als erstes die Kfz- oder Privathaftpflichtversicherung einzuschalten und den Schaden zu melden. Diese übernimmt dann die Regulierung. Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, eine:n Sachverständige:n hinzuzuziehen. Fachleute können den Unfallhergang rekonstruieren und anschließend ein Unfallgutachten erstellen.
Straßenbahnunfälle mit Personen und Fahrrädern
Selbst ein Kleintransporter hat einer Straßenbahn mit ihrem stolzen Gewicht absolut nichts entgegenzusetzen. Trotzdem sind rein statistisch gesehen Autofahrer:innen nicht die gefährdetste Personengruppe, wenn es um Unfälle mit Straßenbahnen geht.
Besonders Fahrradfahrer:innen sowie Fußgänger:innen haben gegen eine Straßenbahn keine Chance. Kommt es zu einer Kollision, tragen diese Personen in den meisten Fällen schwere, wenn nicht sogar tödliche Verletzungen davon. Die Unfallursachen variieren dabei stark. Häufig missachten Fahrradfahrer:innen rote Ampeln. Fußgänger:innen sehen oft über die Vorfahrtsregeln hinweg oder überqueren die Gleise an nicht dafür vorgesehenen Stellen.
Hinzu kommt: Straßenbahnen sind heutzutage deutlich leiser als noch vor einigen Jahren. Für Anwohnende ist das ein wahrer Segen. Allerdings heißt das, dass du noch aufmerksamer sein musst, wenn du zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto am Straßenverkehr teilnimmst.
Gut zu wissen: Hat die Straßenbahn immer Vorfahrt?
Laut §2 und §9 der Straßenverkehrsordnung (StVO) haben Straßenbahnen, genauer gesagt alle Schienenfahrzeuge, stets Vorrang.
Beim Abbiegen von Kraftfahrzeugen haben Straßenbahnen auch dann Vorrang, wenn eine grüne Ampel den Autos Vorfahrt gewährt. Besonders häufig missachten Personen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, diese Regelung. Doch nicht immer sind sie Schuld am Zusammenstoß mit einer Straßenbahn: In manchen Fällen tragen auch die Straßenbahnfahrer:innen oder gar die Verkehrsbetriebe einen Teil der Schuld. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der oder die Straßenbahnfahrer:in grob fahrlässig oder ordnungswidrig handelt. Ist es nicht möglich, die Schuldfrage zu klären, gibt es noch eine weitere Möglichkeit, die sogenannte Haftungsteilung bei ungeklärtem Sachverhalt. Hier geht man davon aus, dass der Schuldanteil jeweils 50% beträgt.
Weitere Informationen zum Thema Verkehrssicherheit findest du hier:
- Auffahrunfall: Was tun?
- Fußgänger:in angefahren – Was jetzt?
- Selbstverschuldeter Unfall
- Schadenfall
- Schadenfreiheitsklassen
- Bremsweg: Formel
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