Alkohol Wegfahrsperre: Denn sicher ist sicher!
Du weißt natürlich, dass man nicht Alkohol trinken und Auto fahren sollte. Aber es kann ja nicht so schlimm sein, kurz mit Freunden auf ihr Examen anzustoßen oder bei Fußballabenden ein Bier zu bestellen, oder? Damit hat man ja kaum Alkohol im Blut, heißt es häufig. Doch Vorsicht: Die Promillegrenze liegt laut Straßenverkehrsordnung in Deutschland bei 0,5 Promille – und die ist schnell erreicht. Weißt du immer genau, ob du diese Grenze schon überschritten hast? Für genau diese Fälle dient die Alkohol-Wegfahrsperre als technische Hilfe. Mit der auch als Alkolock bekannten Wegfahrsperre wirst du bei einer überhöhten Alkoholkonzentration im Blut am Starten des Motors gehindert. Dann kommst du zwar nicht mit deinem Auto zurück nach Hause. Aber du verlierst auch nicht deinen Führerschein.
Was ist eine Alkohol-Wegfahrsperre?
Seit Sommer 2022 müssen in der EU zugelassene Neuwagen über bestimmte Assistenzsysteme verfügen. Zu ihnen zählt beispielsweise ein Rückfahrassistent – perfekt, um Parkrempler zu vermeiden. Zu den neuen Sicherheitsmaßnahmen zählt ab 2024 in der EU auch die Pflicht für Hersteller, eine Schnittstelle für Vorrichtungen für Alkohol-Wegfahrsperren im Auto einzubauen. Im Grunde sagt dir bereits der Begriff, worum es sich dabei handelt. Hinter einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre versteckt sich ein Alkoholtest, der zu einer Sperre des Zündschlosses führen kann.
Wie funktioniert die Alkohol-Wegfahrsperre?
Technisch wird bei einer Alkolock ein Apparat zur Alkoholbestimmung mit einer Wegfahrsperre kombiniert. Bevor du den Zündschlüssel umdrehen kannst, musst du in ein Röhrchen pusten. Wie auch die mobilen Geräte bei Polizeikontrollen, misst es den Alkoholgehalt der Atemluft. Das Ergebnis leitet der Alkolock automatisch an eine Steuereinheit im Fahrzeug weiter. Hast du zu viel getrunken, springt dein Motor nicht an.
Du hast bei einer Alkohol Zündschlosssperre also nur die Aufgabe, zu pusten. Und du musst nicht einmal selbst daran denken. Sobald du deinen Wagen starten möchtest, wirst du per Signalton oder LED-Licht zur Atemmessung aufgefordert. Du kannst das Handgerät einfach vom Fahrersitz aus erreichen. Deinen Promillegehalt erkennt dann eine Ethanol-empfindliche Mini-Brennstoffzelle im Auto Alkoholsensor.
Das Ergebnis erscheint nach rund fünf Sekunden auf dem Display – und wird zugleich vom Steuersystem unterhalb der Armaturenabdeckung verarbeitet. Überschreitest du die gesetzlich erlaubte Promillegrenze, werden entweder die Kraftstoffzufuhr oder die Zündung unterbrochen. Du kannst nicht starten.
Eigentlich wäre dies auch ein willkommenes System zur Verhinderung einer Fahrerflucht…!
Vor- und Nachteile des Alkolock
Doch im Ernst: Ist das nun eine gute oder unliebsame Vorrichtung? Die Meinungen sind geteilt, es gibt ebenso viele bejahende wie kritische Stimmen. Wir haben die Vor- und Nachteile der Alkohol Wegfahrsperre für dich zusammengefasst.
Gut ist:
- Du kannst in deiner Verkehrstüchtigkeit nicht mehr durch Alkohol beeinträchtigt sein
- Dein Risiko, einen Unfall zu verursachen, sinkt
- Dir droht kein Führerscheinentzug mit einer medizinisch psychologischen Untersuchung und einem anschließenden Fahreignungstest
Problematisch:
- Die Geräte bieten keinen ausreichenden Datenschutz
- Dich erwarten hohe Kosten für Einbau und Wartung
Im Ausland ist die Alkohol-Wegfahrsperre häufig bereits Pflicht
Mit dem künftig verpflichtenden Einbau der Schnittstelle in Neuwagen wurde erst die Grundlage für eine Alkolock geschaffen. Eine Alkohol-Wegfahrsperre Pflicht besteht damit in Deutschland noch nicht – im Gegensatz zu anderen Staaten:
- Bei Wiederholungstätern können Richter in Belgien und den Niederlanden die Nutzung von Alkohol-Wegfahrsperren anordnen
- In Finnland sind Alcolocks in Schulbussen Pflicht, in Schweden in sämtlichen öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Regierungsfahrzeugen
- Französische Autofahrer müssen mobile Einweg-Alkoholtester in ihren Wagen mitführen. Die eigenverantwortliche Kontrolle ist jedoch freiwillig
- Wer in Polen durch alkoholisiertes Fahren auffällig wurde, muss eine Alkohol Wegfahrsperre nachrüsten
- In den USA sind Alkohol-Sensoren im Auto länderabhängig. Kalifornien setzt sie bereits seit 1986 ein
Wird die Alkohol-Wegfahrsperre auch bald in Deutschland Pflicht?
Nach § 3 Straßenverkehrsgesetz sind alkoholisierte Fahrer nicht zum Steuern eines Wagens geeignet. Du trägst im Falle eines Unfalls immer eine Mitschuld – selbst dann, wenn du selbst den Unfall gar nicht verursacht hast. Dennoch: Ob und wann in Deutschland eine Alkohol-Wegfahrsperre Vorschrift werden könnte, steht aktuell in den Sternen. Zwar gibt es viele Befürworter, die auf eine drastische Senkung durch alkoholbedingte Unfälle hoffen. Doch es gibt eine Menge rechtlicher Hürden.
Nach dem Grundgesetz steht dir eine allgemeine Handlungsfreiheit zu. Auch in dein Eigentumsrecht würde mit einem obligatorischen Einbau der Alcolock eingegriffen. Zudem steht für Experten der Aufwand eines flächendeckenden Einbaus in sämtliche Pkw in keinem Verhältnis zur Anzahl derzeitiger Alkoholfahrten.
Diskutiert werden daher zunächst Installationen nach einem Führerscheinentzug oder als Alternative zum Fahrverbot. Aufgrund des generell erhöhten Gefahrenpotenzials wäre auch eine Pflicht für den Gewerbeverkehr möglich.
Kann man die Alkohol-Wegfahrsperre nachrüsten?
Bislang bietet ausschließlich der schwedische Autohersteller Volvo Vorrichtungen für Alkohol Wegfahrsperren an. Ein nachträglicher Einbau durch Fachwerkstätten ist dennoch bei so gut wie allen Fahrzeugmarken möglich. Die Installationskosten belaufen sich modellabhängig auf einen niedrigen vierstelligen Eurobereich. Hinzu kommen Ausgaben für die regelmäßige Kalibrierung, also Ein- und Sicherstellung der Messgenauigkeit.
Einfacher wäre der Einsatz mobiler Selbsttest-Geräte. Diese kannst du in deinem Handschuhfach deponieren und bei Bedarf herausholen.
Kritische Stimmen zu Alcolock
Du hast in vielen Lebensbereichen eine Sorgfaltspflicht. Ob du sie allerdings beachtest oder grob fahrlässig ein Risiko in Kauf nimmst, ist deine Entscheidung. So soll es nach Ansicht vieler Kritiker der Alkolock-Systeme auch beim Alkohol trinken und Auto fahren bleiben. Daneben werden weitere Argumente gegen einen verpflichtenden Einbau ins Feld geführt:
- Störanfälligkeit: Was, wenn das Gerät falsch misst? Du würdest am Fahren gehindert, obwohl du eigentlich hinter das Steuer dürftest
- Datenschutz: Was passiert mit den Aufzeichnungen? Selbst Fehlversuche werden von einigen Alkolocks gespeichert
- Manipulationsmöglichkeit: Nüchterne Mitfahrer könnten ebenso pusten
- Kostenfaktor: Einbau und Wartung sind teuer – und gehen zulasten der Fahrzeugeigentümer:innen
- Verhältnismäßigkeit: Stark alkoholisierte Fahrer:innen stellen unter allen Fahrzeugführer:innen eine Minderheit dar
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