Schneelastzonen
Spätestens wenn du daran denkst, dein Auto winterfest zu machen, lohnt sich auch ein Blick auf das Dach deines Hauses. Denn eine bestimmte Schneelast kann gefährlich werden. Hier erfährst du alles Wissenswerte über Schneelastzonen und die Berechnung von Schneemengen in bestimmten Regionen Deutschlands. Außerdem zeigen wir dir wichtige Maßnahmen, um den Unwettern und schneereichen Wintern zu begegnen.
Was versteht man unter Schneelast bzw. Schneelastzonen?
Die Schneelast oder der Schneedruck auf Gebäude ist eine klimatische Einwirkung, die je nach Schneeart und Schneemenge variiert. Für die Auslegung von Dächern werden Schneelastannahmen getroffen. Diese hängen davon ab, wo das jeweilige Gebäude steht.
Schnee kann schwerer sein – oder auch leichter!
Die Dichte und das Gewicht hängen von der Lufttemperatur während des Schneefalls und der Dauer ab, wie lange der Schnee liegen bleibt.
Ein Kubikmeter Frischschnee wiegt je nach Konsistenz zwischen 30 und 200 Kilogramm. Je länger der Schnee liegen bleibt, desto schwerer wird er.
In Deutschland gibt es verschiedene Schneelastzonen, die die Lastannahmen für die Auslegung von Dachkonstruktionen regeln. Eine Schneelasttabelle kann dabei helfen, die entsprechenden Lastannahmen für das Gebiet zu ermitteln, in dem du wohnst.
Diese Faktoren bestimmen die Schneelast
Nach einem heftigen Schneefall solltest du nicht nur die Schneehöhe auf deinem Dach im Auge behalten. Denn die Höhe allein sagt nichts über die wirkliche Schneelast aus.
Das Gewicht des Schnees wird durch den Wassergehalt und Frost beeinflusst. Nassschnee beispielsweise ist deutlich schwerer als Neuschnee und kann somit das Risiko eines Dacheinsturzes erheblich erhöhen.
Zum Vergleich: Ein Kubikmeter Neuschnee kann mit einem Gewicht von bis zu 100 Kilogramm auf jeden Quadratmeter deines Daches drücken. Ein Kubikmeter stark durchnässter Altschnee bringt es schon auf bis zu 400 Kilogramm pro Quadratmeter. Und ist der Schnee bereits gefroren, kann er sogar bis zu 700 Kilogramm pro Kubikmeter und Quadratmeter wiegen!
Die Schneelast auf Dächern kann also enorm sein.
Doch wie gesagt beeinflusst nicht nur Schneehöhe und -art die Tragfähigkeit eines Daches. Auch dessen Neigung sowie örtliche Wind- und Klimaverhältnisse spielen eine Rolle bei den Schneelastzonen.
In Schneelastzonen steigt die Wahrscheinlichkeit winterbedingter Schäden am Fahrzeug. Unsere Reparaturkostenversicherung bietet in solchen Gebieten einen entscheidenden Schutz gegen witterungsbedingte Schäden und gewährleistet, dass du auch in schneereichen Regionen sorglos unterwegs sein kannst.
Flachdächer sind dabei besonders gefährdet, da die Schneelast unvermindert auf die gesamte Fläche wirkt. Lebst du unter einem solchen Flachdach, solltest du deshalb besonders aufmerksam sein. Empfehlenswert wäre auf alle Fälle, die Dächer von Haus, Garage, Schuppen, Carport und anderen Anbauten regelmäßig prüfen zu lassen. So kannst du sicher gehen, dass sie der Belastung im Winter standhalten.
Welche Schneelastzonen gibt es?
In Deutschland unterliegen Schneelasten der DIN EN 1991-1-3 (2010-12) sowie einem nationalen Anhang. Die Normen legen die Schneelasten als Rechenwerte fest, um die Tragwerkssicherheit von Dächern und ähnlichen Konstruktionen zu gewährleisten. Berücksichtigt wird dabei auch der hohe Grad an physikalischen und zeitlichen Schwankungen.
Grundsätzlich werden die Werte der vergangenen 50 Jahre in den entsprechenden Schneelastzonen zugrunde gelegt. Diese durchschnittlichen Schneemengen sowie weitere klimatischen Bedingungen werden dann für die Wintermonate herangezogen. Ein kompliziertes Rechenverfahren ergibt die unterschiedlichen Schneelastzonen in Deutschland.
Eingeteilt werden die Ergebnisse in fünf Schneelastzonen:
- Zone 1 (u. a. Mittelrheintal, Niederrheinische Tiefebene)
- Zone 1a (Großraum München-Donau)
- Zone 2 (Ebene Hamburg, Berlin, Bremen)
- Zone 2a (Hochschwarzwald, Rhön und Sauerland)
- Zone 3 (Alpen, Bayerischer Wald, Thüringer Wald, Erzgebirge, Harz sowie Vorpommern)
Bei der Planung und Konstruktion von Gebäuden müssen in den betroffenen Gebieten also auch die Schneelasten berücksichtigt werden. Denn nur dann kann eine ausreichende Tragfähigkeit und Sicherheit gewährleistet werden.
So berechnest du die Schneelast deines Daches
Es gibt eine relativ einfache Methode, die Schneelast auf deinem Dach in etwa selbst zu bestimmen: Dazu stichst du eine Schneefläche von 10 x 10 cm aus. Du musst dafür nicht mal das Dach betreten, sondern kannst zum Beispiel von einer Leiter aus, eine Probe nehmen. Alternativ dazu kannst du auch einen Kubikzentimeter Schnee vom Boden nehmen.
Ideal wäre es, wenn du diesen Schnee nun auf einer Schneewaage wiegen könntest. Gröber wird die Einschätzung, wenn du eine herkömmliche Waage nimmst, um das Gewicht zu ermitteln.
Nun multiplizierst du dieses Gewicht jedenfalls mit 100. Das Ergebnis zeigt dir das Schneegewicht pro Quadratmeter auf deinem Dach.
Um eine möglichst genaue Bestimmung der Schneelast zu ermitteln, solltest du auch die verschiedenen Schichten der Schneedecke berücksichtigen. Unterscheide dabei zum Beispiel zwischen Neuschnee, Altschnee und Schnee-Eis.
Tipp: Beim Bayerischen Lawinenwarndienst gibt es eine Anleitung, mit der du die Schneelast genau abschätzen kannst.
Und was, wenn du Angst um dein Dach hast?
Hast du festgestellt, dass der Schnee auf deinem Dach gefährlich viel wiegt, kannst du zunächst Fachpersonal um Rat fragen. Die erste Anlaufstelle ist hierbei ein:e Dachdecker:in. Aber auch die Feuerwehr kann dir schnell sagen, ob dein Dach einsturzgefährdet ist oder nicht.
Die Fachleute nehmen meist bis zu drei Proben an unterschiedlichen Stellen oder in einem repräsentativen Bereich des Daches. Die Methode, die sie dabei anwenden, ist eigentlich die gleiche wie oben beschrieben. Dann allerdings korrigieren sie den ermittelten Wert noch einmal um die Dachneigung.
Eine spezielle Software hilft dann, aus diesen Faktoren die Schneelast pro Quadratmeter nahezu exakt zu bestimmen.
Im Zweifelsfall kann dir dann ein:e Statiker:in sagen, ob dein Dach die Last trägt. Zusätzlich gibt es für Gebäude einen Standsicherheitsnachweis. Darin ist ein Grenzwert vermerkt, bis zu welchem Gewicht eine Dachkonstruktion sicher hält. Klar, dass die errechnete Schneelast niedriger sein sollte.
Zahlt deine Versicherung bei Schäden durch Schneelast?
Eine hohe Schneelast auf dem Dach kann nicht nur zu erheblichen Sachschäden führen. Auch Menschen und Tiere sind gefährdet, wenn das Dach einstürzt oder sich Dachlawinen lösen und auf die Straße fallen.
Bricht das Dach unter dem Gewicht zusammen, ist nicht nur die Immobilie selbst betroffen. Auch das darunter liegende Inventar wird meist zerstört.
Eine Wohngebäude- oder Hausratversicherung greift in der Regel aber nur, wenn du zusätzlich eine Elementarschutzversicherung abgeschlossen hast.
Elementarschutz in der Wohngebäudeversicherung: In den meisten Fällen ist bei Schneedruckschäden das Wohngebäude betroffen. Eine Wohngebäudeversicherung mit Elementarschutz kann die Folgen eines Schadens, den Schnee- und Eismassen am Dach anrichten, absichern. Hierfür ist es notwendig, die Wohngebäudeversicherung um eine Elementarversicherung zu ergänzen.
Elementarschutz in der Hausratversicherung: Ein eingestürztes Dach beschädigt auch den Hausrat. In der Hausratversicherung können Elementarschäden durch Schneedruck mit dem zusätzlichen Baustein „Extremwetterschutz“ eingeschlossen werden.
Absicherung durch eine Haftpflichtversicherung: Falls eine Dachlawine Passant:innen verletzt oder Autos beschädigt, bist du mit einer Privat-Haftpflichtversicherung oder Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung geschützt. Diese greift, wenn Geschädigte berechtigten Schadenersatz einfordern.
Die Herausforderungen, denen Fahrzeuge in Schneelastzonen ausgesetzt sind, können zu unvorhergesehenen Reparaturen führen. Mit einer zuverlässigen Reparaturkostenversicherung bist du nicht nur vor den finanziellen Folgen von Schäden durch Schnee und Eis geschützt, sondern auch vor anderen unerwarteten Reparaturkosten.
Schäden durch Schneelast vorbeugen: So wird’s gemacht!
Jede Dachform kann durch hohen Gewichtsdruck gefährdet sein. Gerade bei Flachdächern aber kann es sinnvoll sein, die Schneelast in den entsprechenden Schneelastzonen zu verringern.
Sicherheitshalber gehst du dabei folgendermaßen vor:
- Betrete nicht das Dach. Lege am besten eine Leiter an oder arbeite von der Dachluke aus.
- Sichern dich dabei unbedingt gut ab.
- Mit einem weichen Besen kehrst du den Schnee vom Dach ab.
- Gehe dabei abschnittsweise vor.
- Achte darauf, dass du das Dach möglichst gleichmäßig vom Schnee befreist. Räumst du nur eine Seite, kann das die Statik gefährden.
- Am sichersten ist es, Fachpersonal mit dieser Arbeit zu beauftragen.
- Solarzellen solltest du übrigens nur abfegen, wenn es unbedingt notwendig ist.
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