Defensives Fahren: Was bedeutet das?
Wir können uns am Steuer ganz unterschiedlich verhalten. Wer auf Sicherheit bedacht ist und vorausschauend handelt, fährt “defensiv”. Hier erfährst du, warum diese Fahrweise besonders sinnvoll ist, und findest eine Antwort auf die Frage: “Was versteht man unter defensivem Fahren?”
Was ist defensives Fahren
Trotz aller Verkehrsregeln kommt es im Straßenverkehr immer wieder zu Unfällen. Menschen sind nun einmal nicht perfekt und machen Fehler. Bei defensiver Fahrweise rechnen wir jedoch bereits mit Missgeschicken. Richtig eingesetzt kann dieses Vorgehen dabei helfen, gefährliche Situation zu vermeiden.
Dabei kannst du dir defensives Fahren als eine Einstellung vorstellen, mit der du dich hinter das Steuer setzt. Vorausschauend agieren und auf Fehler anderer Fahrer vorbereitet sein, anstatt Vollgas zu geben und auf Beste zu hoffen. In der Praxis sorgt eine defensive Fahrweise nachweislich für weniger Unfälle im Straßenverkehr.
Defensives Fahren – das solltest du wissen
Defensives Fahren bedeutet nicht, im Schneckentempo durch die Gegend zu fahren und andere Verkehrsteilnehmende zu behindern. Ganz im Gegenteil: mit der vorausschauenden Fahrweise und den sinnvollen Regeln für defensives Fahren kommst du schnell und sicher durch den Verkehr! Du profitierst dabei besonders vom verringerten Unfallrisiko. Denn durch defensives Fahren kannst du Fehler andere Fahrerinnen und Fahrer besser ausgleichen. Dadurch bist du selbst besser geschützt.
Gleichzeitig ist defensives Fahren aber auch für den eigenen Geldbeutel sehr praktisch: Diese Fahrweise hilft dir dabei, deinen Kraftstoffverbrauch zu senken und bares Geld zu sparen. Und natürlich ist auch ein vermiedener Unfall deutlich günstiger, als ein realer Schadenfall!
Kein Wunder also, dass du defensives Fahren schon in der Fahrschule lernst. Auch in der theoretischen Führerscheinprüfung können Fragen zu diesem Konzept auftauchen. Im praktischen Prüfungsteil musst du zwar nicht unbedingt defensiv fahren – wohl aber vorausschauend.
Defensives Fahren: Kann ich es auch übertreiben?
Auch wenn viele Fahrerinnen und Fahrern es denken: Defensives Fahren heiß nicht, ängstlich oder übertrieben langsam zu fahren. Tatsächlich können es einige Verkehrsteilnehmende mit diesem Konzept durchaus übertreiben und dadurch selbst zum Hindernis werden! Zu langsames Fahren verleitet andere Verkehrsteilnehmer und -teilnehmerinnen möglicherweise zu riskanten Manövern.
Denn wer zum Beispiel die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ohne Grund deutlich unterschreitet, kann den Verkehrsfluss stören. Das kann wiederum für Unfälle und Gefahrensituationen sorgen, zum Beispiel, weil andere Autos überholen müssen. Für solche Störungen des Verkehrs sieht der neue Bußgeldkatalog 2023 sogar ein Bußgeld in Höhe von 20 Euro vor.
Die 10 goldenen Regeln für defensives Fahren
Defensives Fahren benötigt nur vorausschauendes Verhalten, Aufmerksamkeit und die Vernunft, nicht auf das eigene Recht im Straßenverkehr zu bestehen. Die Fahrweise ist jedoch nicht generell langsam oder zurückhaltend. Du kannst sogar sportlich-zügig und gleichzeitig defensiv unterwegs sein – alles eine Frage der Einstellung!
Am einfachsten lässt sich dieses Konzept mit einem Blick auf die “10 goldenen Regeln” für defensives Fahren verstehen:
Abstand halten
Kaum ein Fahrfehler sorgt für mehr Unfälle als das Unterschreiten des Mindestabstands. Kommt es zu einer Notfallbremsung, sitzen wir dem Vorderauto “im Kofferraum”. Selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten gefährden wir damit uns selbst und die Person im anderen Fahrzeug. Wenn wir schnell unterwegs sind, zum Beispiel auf der Autobahn, wird dieses Verhalten schnell lebensgefährlich!
Defensive Fahrer lassen mindestens einen halben Tacho Sicherheitsabstand. Bist du mit 100 km/h unterwegs, solltest du dem Auto vor dir nicht näher als 50 Meter kommen. Etwas mehr kann oft nicht schaden. Achte beim Fahren immer auf deinen Reaktions- und Bremsweg.
Gerne vergessen: Beim Überholen von Radfahrern musst du innerorts mindestens 1,5 Meter, außerorts mindestens 2 Meter Abstand einhalten. Auch bei Fußgängerinnen und Fußgängern musst du auf ausreichenden Abstand achten. Nähere dich dem Zebrastreifen langsam und bremse rechtzeitig, wenn sie die Straße überqueren wollen. So kannst du vermeiden, versehentlich einen oder eine Fußgänger:in anzufahren.
Fehler erwarten
Alle Autofahrerinnen und Autofahrer machen Fehler – beim defensiven Fahren rechnest du bereits damit und denkst voraus. Dazu musst du dich auch in die andere Person hineinversetzen, den Verkehr im Blick haben und typische Fehler abschätzen können.
Führt dich dein Weg zum Beispiel des Öfteren durch einen gefährlichen Straßenabschnitt (unübersichtlich, unklare Beschilderung, viel Verkehr …), weißt du bereits: Hier kann es leicht zu riskanten Situationen kommen. Da andere Personen diese Strecke möglicherweise zum ersten Mal fahren und überfordert sind, solltest du besonders aufmerksam sein und mit Fehlern rechnen.
Den Überblick behalten
Um dich und andere Verkehrsteilnehmende nicht zu gefährden, solltest du den Verkehr stets überblicken. Dazu gehört, andere Verkehrsteilnehmer im Auge zu behalten und zum Beispiel vor dem Abbiegen den Schulterblick nicht zu vergessen. Neben Fahrzeugen und Fußgängern gibt es auch andere Objekte und sogar Tiere, die deiner Aufmerksamkeit bedürfen. So lassen sich zum Beispiel Wildunfälle [003323-B-0047] oft verhindern.
Grundvoraussetzung: freie Sicht! Im Winter werden die Scheiben vor Fahrtantritt von Eis befreit. Ausreichend Scheibenwischwasser sorgt auch bei Streusalz und anderen Verunreinigungen für Durchblick. Und funktionierende, saubere Scheinwerfer stellen sicher, dass dir auch Nachts nichts entgeht.
Regeln kennen und richtig verhalten
Um am Straßenverkehr teilzunehmen, musst du die jeweiligen Regeln kennen. Das defensive Fahren legt besonderen Wert auf das Wissen über Vorfahrtsregeln und Co.. Diese solltest du natürlich befolgen, aber nicht auf dein Recht bestehen! Macht ein anderer Verkehrsteilnehmender einen Fehler, gilt für den defensiven Fahrer/die defensive Fahrerin: „Der Klügere gibt nach.”
Vorhersehbar fahren
Auf der Straße wird es immer dann gefährlich, wenn es zu Ausnahmesituationen kommt. Beim defensiven Fahren versuchen wir deshalb, möglichst vorhersehbar zu agieren, sodass sich andere Fahrende auf uns einstellen können. Vermeide daher abrupte Bremsungen und versuche generell, im natürlichen “Flow” des Verkehrs zu bleiben.
Fit fahren
Wenn du ein Fahrzeug bewegst, solltest du fit sein. Das heißt: ausgeschlafen, konzentriert und natürlich auch nicht durch Substanzen wie Alkohol eingeschränkt. Beim defensiven Fahren ist dein persönlicher Zustand besonders wichtig, da du erhöhte Aufmerksamkeit benötigst.
Grenzen kennen und nicht übertreiben
Du musst, wenn du hinterm Steuer sitzt, niemandem etwas beweisen! Kenne deine Grenzen und die deines Fahrzeugs. Dazu zählt vor allem die Höchstgeschwindigkeit in verschiedenen Situationen.
Überlegt handeln
Bleib beim Autofahren cool und lass dich nicht zu Kurzschlussreaktionen hinreißen. Bleibe auch dann gelassen, wenn jemand beispielsweise die Vorfahrt nimmt oder dich riskant überholt.
Klar kommunizieren
Im Straßenverkehr sind wir nicht allein, sondern agieren in einem Gefüge mit anderen. Klare Kommunikation ist daher sehr wichtig. Dazu gehört regelmäßiges Blinken, wie beim Verlassen des Kreisverkehrs. Ist die Verkehrslage unübersichtlich, kommuniziere proaktiv mit Handzeichen.
An andere Denken
Für defensives Fahren solltest du dich in andere Verkehrsteilnehmende hineinversetzen. Ein LKW benötigt einen längeren Bremsweg, der Wind kann eine Radfahrerin oder einen Radfahrer in die Fahrbahnmitte drängen. Denke an solche Unterschiede und andere Personen, nicht nur an dich selbst
Defensives Fahren kann zwar das Risiko von Unfällen minimieren, aber nicht vollständig ausschließen. Eine Reparaturkostenversicherung ist entscheidend, um die finanzielle Belastung durch unerwartete Reparaturen nach einem Unfall zu minimieren.
Defensives Fahren im richtigen Maß verhindert Unfälle
Das defensive Fahren ist eine sinnvolle Einstellung, mit der Verkehrsteilnehmende Unfälle reduzieren können. Gleichzeitig hilft uns diese Vorgehensweise, stressfrei ans Ziel zu kommen – und dabei auch noch weniger Benzin zu verbrauchen! Wenn du den zehn Grundregeln des defensiven Fahrens folgst, kommst du ebenfalls in den Genuss dieser Vorzüge!