Rote Ampel überfahren: Das passiert bei einem Rotlichtverstoß

Von Julia Schäfer 23 Oktober, 2023
4 minutes

Es klingt sehr nach Behördendeutsch: Fährst du bei Rot über die Ampel, liegt offiziell ein sogenannter Rotlichtverstoß vor. Doch egal, wie du es nennst, solltest du nicht noch schnell bei „Dunkelgelb“ über eine Kreuzung rauschen. Denn damit gefährdest du nicht nur andere Verkehrsteilnehmer:innen. Du musst auch mit einschneidenden Folgen rechnen. Bei einem Bußgeld bleibt es nämlich häufig nicht. Im Folgenden erfährst du alles Wissenswerte rund um die Nichtbeachtung von Rotphasen – und den Konsequenzen.

Rote Ampel überfahren? Diese Konsequenzen drohen dir

Rote Ampeln sind eigentlich einfach zu erkennen – könnte man denken. So deutlich allerdings sind Rotlichtverstöße nicht immer auszumachen. War es noch gelb oder schon rot? Wolltest du die rote Ampel überfahren, hast dann aber doch gebremst und stehst nun kurz hinter der Haltelinie? Eben diese Linie ist mit ausschlaggebend dafür, ob du mit einem Bußgeld für einen Rotlichtverstoß rechnen musst. Oder sogar mit Punkten in Flensburg. Selbst ein Führerscheinentzug ist möglich, und als Fahranfänger:in oder Wiederholungstäter:in drohen noch schärfere Konsequenzen.

Beginnen wir aber mit dem Ausnahmefall, bei dem du sogar über eine rote Ampel fahren darfst.

Sonderfall grüner Pfeil

Bestimmt kennst du Kreuzungen mit zusätzlichen Grünpfeilen für Rechtsabbieger. Mit ihnen darfst du auch dann um die Ecke biegen, wenn die Hauptampel auf Rot steht. Dafür gibt es zwei Varianten:

  1. Bei einem Zusatzschild mit einem permanenten Grünpfeil musst du bei einer roten Hauptampel zwar auch zunächst anhalten. Dann allerdings darfst du abbiegen, sofern die Straße frei ist. Du darfst allerdings keine anderen Verkehrsteilnehmenden gefährden. Bist du unsicher, kannst du auch stehenbleiben. Du hast also die Wahl.
  2. Ist statt eines Blechschildes eine Extra-Ampel mit einem Leuchtpfeil installiert und steht dieser auf Grün, musst du nicht anhalten. Im Gegenteil: Hier bist du sogar zum zügigen Weiterfahren verpflichtet.

Hinweis: Es gibt noch eine weitere Ausnahme zur Regel. Stehst du ganz vorne an einer roten Ampel und musst für einen Feuerwehr- oder Krankenwagen eine Rettungsgasse bilden? Dann darfst du auch die Haltelinie überfahren.

Rote Ampel überfahren – was ist der Unterschied zwischen einem qualifizierten und einfachen Rotlichtverstoß?

In der Psychologie steht Rot unter anderem für Gefahr – und das Überfahren einer roten Ampel ist gefährlich. Hältst du nicht an, musst du daher mit einer Strafe rechnen. Dabei werden nach dem neuen Bußgeldkatalog 2023 zwei Rotlichtverstöße unterschieden. Ausschlaggebend ist die Zeitspanne zwischen dem Umschalten der Ampel auf Rot und dem Überfahren der Haltelinie.

  1. Beim einfachen Rotlichtverstoß stand die Ampel beim Überfahren maximal eine Sekunde auf Rot. Zumeist wird dabei das Umschalten von Gelb auf Rot falsch eingeschätzt. Oft ist es dann zu spät zum Bremsen.
  2. Im Gegensatz dazu handelst du bei einem qualifizierten Rotlichtverstoß normalerweise grob fahrlässig. Hier steht die Ampel entweder bereits über eine Sekunde auf Rot. Oder du hast bei einem einfachen Verstoß einen Unfall verursacht. Damit wandelt dieser sich in einen qualifizierten Rotlichtverstoß. Wichtig ist die Unterscheidung hinsichtlich der drohenden Konsequenzen.

Hinweis: Wirst du an einer roten Ampel geblitzt, kannst du bei modernen Kameras doppelt Pech haben. Denn diese können auch Geschwindigkeiten messen. Gibst du bei Gelb noch Gas, droht dir ein zusätzliches Verwarnungsgeld für Raserei.

Diese Strafen drohen beim Rotlichtverstoß konkret

Das Überqueren einer roten Ampel kann vielfältige Strafen nach sich ziehen:

  • Die einfachste Konsequenz droht dir, wenn du deinen Wagen noch kurz hinter der Haltelinie zum Stehen bringst. Hier musst du mit einem Bußgeld von zehn Euro rechnen.
  • Stoppst du bei einem grünen Blechpfeil nicht vor dem Abbiegen: Dann erwarten dich ein Bußgeld von 70 Euro und ein Punkt in Flensburg. Mit Gefährdung Dritter erhöht sich das Bußgeld auf 100 Euro, bei einem Unfall auf 120 Euro.
  • Einen einfachen Rotlichtverstoß bezahlst du mit 90 Euro und einem Punkt in Flensburg. Gefährdest du andere Verkehrsteilnehmende, werden daraus 200 Euro, bei Sachbeschädigung 240 Euro. In beiden Fällen erhältst du zwei Punkte und einen Monat Fahrverbot.
  • Qualifizierte Rotlichtverstöße werden mit 200 Euro, zwei Punkten in Flensburg und einem Monat Fahrverbot geahndet. Zusätzliche Gefährdungen Dritter kosten dich 320 Euro, eine Sachbeschädigung 360 Euro.

Einzelfallabhängig kann die Missachtung einer roten Ampel auch den Straftatbestand des § 315c Abs. 1 Nr. 2a des Strafgesetzbuches erfüllen. Dabei drohen dir höhere Geldstrafen, ein längerer Führerscheinentzug und sogar eine Freiheitsstrafe von maximal fünf Jahren.

Das gilt für Fahrräder

Fährst du mit deinem Fahrrad über eine rote Ampel, musst du ebenfalls dafür einstehen. Grundsätzlich gibt es für Radfahrer:innen drei Ampelvarianten:

  1. Ampeln der Autofahrer
  2. extra Ampeln für Fahrräder
  3. kombinierte Ampeln für Fußgänger, Fußgängerinnen und Radfahrende

Dabei spielt keine Rolle, welche davon du überfährst. Als Radfahrer beziehungsweise als Radfahrerin sehen Strafen beim Überqueren roter Ampeln wie folgt aus:

  • Einfacher Rotlichtverstoß: 60 Euro Bußgeld, mit Gefährdung Dritter 100 Euro, mit Unfall oder Sachbeschädigung 120 Euro – jeweils zuzüglich eines Punkts in Flensburg.
  • Qualifizierter Rotlichtverstoß: 100 Euro Bußgeld, bei Gefährdung Dritter 160 Euro, bei Unfall oder Sachbeschädigung 180 Euro – sowie in allen Fällen ein Punkt in Flensburg.

Hinweis: Als Fußgänger oder Fußgängerin kann das Überqueren einer roten Ampel mit fünf Euro zu Buche schlagen. Wirst du mehrmals auffällig, ist der Entzug deines Führerscheins möglich.

Rote Ampel überfahren – wie sieht es damit in der Probezeit aus?

Kommst du frisch aus der Fahrschule, gibt es nochmal andere Strafen für ein „über Rot Fahren“. Denn einem einfachen Rotlichtverstoß während der Probezeit folgt neben Bußgeldern und Punkten die verpflichtende Teilnahme an einem Aufbauseminar. Die Kosten dafür musst du selbst tragen. Kommst du der Aufforderung nicht nach, droht der Entzug deiner Fahrerlaubnis.

Zudem kann dir als Fahranfänger:in deine Probezeit um weitere 24 Monate verlängert werden. Fährst du während dieser Zeit nochmals bei Rot über eine Ampel, bist du nicht nur den Führerschein los. Es droht auch der Besuch eines verkehrspsychologischen Seminars.

Rote Ampel überfahren: Zahlt die Versicherung bei einem Unfall?

Das Überqueren einer roten Ampel hat zu einem Schadenfall geführt? Die Folgen für den Unfallgegner muss deine Kfz-Haftpflichtversicherung begleichen. Abhängig vom Einzelfall darf sie aber ihre Leistungen reduzieren oder komplett verweigern. Wir allerdings sind in jedem Fall für dich da! Auch, wenn du Fußgänger:innen angefahren hast.

Wann lohnt sich ein Einspruch bei einem Rotlichtverstoß?

Erhältst du für das Überqueren einer roten Ampel ein Bußgeld, kannst du innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen. Auf was du dich berufen kannst, hängt davon ab, wie der Rotlichtverstoß festgestellt wurde:

  1. Ampelblitzer: Blitzerfoto ist nicht erkennbar.

Hinweis: Beifahrer werden auf Blitzerfotos in der Regel unkenntlich gemacht.

  1. Videoaufnahme: Möglicher Bedienfehler bei Kameranutzung.
  2. Zeugenaussage eines Polizisten: Fehlerhafte Messung.

Solltest du eine rote Ampel überfahren haben, liegt die Beweispflicht also nicht bei dir. Verlasse dich dennoch nicht auf eine richterliche Entscheidung zu deinen Gunsten. Sondern bleibe bei Rot einfach rechtzeitig stehen!

Bildnachweis:
headerbild:©AdobeStock_255632291; Ralf Geithe
image1: ©AdobeStock_178233412; Fotoschlick

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