Verbrennungsmotor Verbot – alles was du wissen musst
Du bist leidenschaftliche:r Autofahrer:in oder selbst Fahrzeughalter:in? Dann hast du sicher schon von der Entscheidung des Europaparlaments bezüglich des Herstellungsstopps von Autos mit Verbrennungsmotoren gehört.
Sicherlich fragst du dich nun, was auf dich und dein Auto zukommt. Ist es sinnvoll einen Fahrzeugwechsel vorzunehmen oder kannst du ganz beruhigt weiterfahren? In diesem Beitrag beantworten wir dir alle Fragen. Darüber hinaus geben wir einen Ausblick über die Zukunft der Verbrennungsmotoren.
Verbrennungsmotor-Verbot ab 2035: Was bedeutet das für Autofahrer und Autofahrerinnen?
Ab 2035 dürfen die herstellenden Unternehmen nur noch Fahrzeuge produzieren, die keine Treibhausgase ausstoßen. Die Entscheidung folgt dem Vorschlag des Klimapakets „Fit for 55“. Das Aus für Autos mit Verbrennungsmotor scheint also unausweichlich. Der Beschluss ist bereits gültig. Die konkrete Umsetzung hängt jedoch von der Entscheidung der einzelnen Mitgliedsstaaten ab.
Was sagt die deutsche Politik?
Das mögliche Verbot von Verbrennungsmotoren hat in der deutschen Politik eine hitzige Debatte ausgelöst:
- Laut Finanzminister Christian Lindner (FDP) widerspricht der Beschluss des EU-Parlaments dem Koalitionsvertrag zwischen SPD, FDP und Grünen. Ähnlich kritisch äußert sich auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Er fordert, dass Neuzulassungen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 möglich sein sollen. Einzige Voraussetzung: Eine Betankung mit E-Fuels.
- Dem entgegen steht die Forderung des NABU für ein früheres Verbrennungsmotor-Aus. Laut Experten und Expertinnen des Naturschutzbundes stagnieren die Emissionswerte seit Jahren und treiben somit den Klimawandel unweigerlich voran. Unter diesen Umständen werden Stimmen nach Maßnahmen laut, die bereits vor 2030 greifen. Möglich wäre beispielsweise eine Anpassung der Kfz-Steuer. Alternativ könnte man auch die Dienstwagenregelung anpassen.
- Auf Seiten des Umweltbundesamtes begrüßt man das Verkaufsverbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035. Es sei notwendig, um die Klimaziele zu erreichen. Darüber hinaus eröffne es den Automobilfirmen die Möglichkeit, den Blick auf nachhaltige Alternativen zu richten. Das ab 2035 gültige Verkaufsverbot könne so Innovationsdynamiken in Gang setzen.
- Der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner, ist sich sicher: Bereits vor 2035 werden die Verbrennungsmotoren vom Markt verschwinden. Mit dem Aufschwung von Elektro- und Hybridautos neige sich das Zeitalter des Verbrennungsmotors dem Ende entgegen. Fahrzeugeigentümer und Fahrzeugeigentümerinnen, aber auch die Automobilbranche müssen sich damit auseinandersetzen, wie man umweltbewusst fahren dieser Hinsicht helfe das Verbrennungsmotorverbot, sich auf eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Zukunft zu konzentrieren.
Kann die Bundesregierung die Entscheidung noch stoppen?
Um die Entscheidung zu stoppen, kann die Bundesregierung nicht im Alleingang agieren. Hierfür wäre eine Mehrheit im EU-Parlament nötig.
Um den Beschluss durchzusetzen, bedarf es jedoch nicht der Einstimmigkeit der EU-Staaten. Spricht sich Deutschland nun gegen das Verbrennungsmotor-Verbot ab 2035 aus, käme dennoch keine Mehrheit gegen jene Entscheidung zusammen. Deshalb ist es aktuell nicht sehr wahrscheinlich, dass das Verbot scheitern wird.
Kannst du nach 2035 noch mit deinem Verbrenner fahren?
Du kannst aufatmen: Auch nach 2035 steht der Benutzung deines Autos mit Verbrennungsmotor nichts im Wege. Der Beschluss verbietet lediglich den Verkauf von Neuwagen, sofern diese mit fossiler Energie betrieben werden.
Gut zu wissen: Gebrauchtwagen sind von dieser Regelung nicht betroffen.
Im Konkreten regelt das Gesetzesvorhaben die so genannten Flottengrenzwerte. Sie dienen als Vorgaben für die Autohersteller:innen. Die Flottengrenzwerte geben an, wie viel Kohlenstoffdioxid ein Fahrzeug insgesamt ausstoßen darf. Die Angaben beziehen sich dabei sowohl auf den Betrieb als auch auf den Transport des Autos. Bis 2035 soll der Flottengrenzwert gen null sinken. Autos, die Diesel und Benzin verbrauchen, stoßen Co2 aus. Das heißt: Man möchte man ihre Nutzung nach und nach einstellen.
Was geschieht mit alten Verbrennern?
Hast du dein Auto mit Verbrennungsmotor bereits vor 2035 erworben, ist es nicht von dem Gesetz betroffen. Du darfst es auch weiterhin fahren und gegebenenfalls als Gebrauchtwagen verkaufen. Es ist außerdem möglich, ein gebrauchtes Auto mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 zu erwerben.
Hinsichtlich der Preisentwicklung für gebrauchte Autos mit Verbrennungsmotor lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen. Die Kosten hängen von vielen Faktoren ab. Nicht zuletzt haben wir das während der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Fehlende Bauteile und Mikrochips tragen dazu bei, dass die Nachfrage an Gebrauchtwagen enorm steigt.
Wird es ein Fahrverbot für Verbrenner geben?
Nein, davon ist nicht auszugehen. Es gibt keine Pläne, die vorsehen, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor von den Straßen zu verbannen. Wahrscheinlich werden die Verbrenner durch das kommende Verkaufsverbot von selbst immer seltener zu sehen sein.
Wie steht es um die Ladeinfrastruktur?
Wenn wir weg von Verbrennungsmotoren wollen, braucht es natürlich alternative Antriebe. In den letzten Jahren hat sich das Elektroauto hier als klarer Favorit herausgestellt. Damit der Umstieg auf ein elektrisch betriebenes Auto problemlos gelingt, bedarf es natürlich einer gut ausgebauten Ladeinfrastruktur.
Diese sei laut Jürgen Grieving, dem Unternehmenssprecher des ADAC, entscheidend für den Erfolg von Elektroautos. Zwar seien die Ladestationen zurzeit nicht allzu stark frequentiert, das Ladeangebot müsse aber dennoch weiterwachsen. Gleichzeitig kritisiert er die derzeitige Situation für frei parkende Autofahrer:innen in Innenstädten. Oftmals gebe es hier zu wenig öffentliche Ladestationen.
Die gute Nachricht: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreitet derzeit rasch voran und es gibt immer mehr Ladestationen.
Der EU- Beschluss zum Verbrennungsmotor-Aus ab 2035 gibt in dieser Hinsicht Planungssicherheit. Außerdem vergibt die Bundesregierung einen Zuschuss für Elektroautos, genauer gesagt für die Installation von Wallboxen. Wallboxen sind private Ladestationen, die sich zum Beispiel in der Garage montieren lassen.
Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist zuversichtlich. Schließlich steigt die Zahl der Ladestationen in der Europäischen Union stetig an: 2021 waren bereits über 50.000 öffentliche Ladepunkte zugänglich. Deutschland plant bis 2030 schon 1.000.000 Ladestationen am Netz zu haben.
Auch die Umrüstung der „Tankstellen“ sollte in den nächsten 13 Jahren kein Problem darstellen. Wenn du privat keine Möglichkeit hast dein elektrisches Auto zu laden, kannst du eine öffentliche Ladestation nutzen. Die Schnelladeleistungen der modernen E-Fahrzeuge garantieren eine deutlich kürzere Ladezeit.
Reicht die Zeit?
Laut des Experten für nachhaltige Mobilität, Jörg Sigrist, reichen 13 Jahre zur Umstellung auf E-Mobilität ganz sicher aus. Er betont, dass die Umstellung von fossiler Energie hin zur elektrischen Mobilität etappenweise geschehen werde. Die Änderungen erfolgen also nicht von heute auf morgen, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg.
Zudem kann man auf einen großen Erfahrungsschatz von Autobauer:innen zurückgreifen, die bereits 2010 eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge eingeleitet hatten. Darüber hinaus haben bereits einige Autofirmen für sich entschieden, die Produktion von Verbrennungsmotoren vor 2035 einzustellen.
Gibt es genug Strom und Batterien, um komplett auf E-Mobilität umzusteigen?
Bis 2035 wird es auf jeden Fall ausreichend Ladesäulen geben. Das Problem liegt eher an der Gewinnung des grünen Stroms aus Wind und Sonne. Um diesen Herausforderungen entgegenzutreten, ist es wichtig, die erneuerbaren Energien schnell und gezielt auszubauen. Eine weitere Problemlage entsteht aus den Leistungsspitzen, die auftreten, wenn viele Autos gleichzeitig Strom tanken. So genannte Last-Management-Systeme gleichen diese Spitzen jedoch aus.
Darüber hinaus gibt es genügend Rohstoffe zur Herstellung von Batterien für Elektroautos. Du musst also keine Angst vor Lieferengpässen haben. Ganz von der Kreislaufwirtschaft verabschieden können wir uns jedoch nicht. Für den Antrieb werden Lithium-Ion-Batterien und Lithium-Polymer-Batterien benötigt. Diese sollten aber bis 2035 bis zu 99 Prozent recycelbar sein.
Können synthetische Kraftstoffe als Alternative für klimafreundliche Verbrenner dienen?
Ja, das ist prinzipiell möglich. Alternative, synthetische Kraftstoffe ermöglichen es Autos, klimaneutral zu betreiben. Kommt ausschließlich grüner Strom zum Einsatz, bleibt auch die Herstellung dieser Energieträger emissionsfrei.
Kritische Stimmen weisen jedoch darauf hin, dass synthetische Kraftstoffe aktuell kaum für die Luft- und Schifffahrt reiche. Außerdem könne man Autos ihrer Meinung nach leichter mit anderen Antrieben ausstatten.
Zudem verbraucht die Herstellung der synthetischen Kraftstoffe mehr Strom pro Kilometer als das elektrische Laden des Autos.
Emissionen im Straßenverkehr senken: Welche Möglichkeiten gibt es sonst noch?
Es wäre möglich, den Straßenverkehr mit in den EU-Emissionshandel aufzunehmen. In diesem Fall werden bestimmte Firmen für den Ausstoß umweltbelastender Substanzen wie CO2 zur Kasse gebeten. Die EU-Abgeordneten konnten sich jedoch bis jetzt noch nicht einigen. Ein Kompromiss, der vorerst kommerzielle Fahrzeuge in der Europäischen Union betroffen hätte, ist gescheitert. Innerhalb Deutschlands zählt der Verkehr bereits zum Emissionshandel.
Wann werden die Autofirmen aussteigen?
Tatsächlich gibt es bereits konkrete Ausstiegsstrategien. Das haben marktführende Unternehmen wie General Motors, Volvo, Jaguar oder auch Ford bereits bekannt gegeben.
Die VW-Gruppe hat bis dato noch keinen festen Termin für den Ausstieg aus der fossilen Brennstoffverwertung genannt. Der Marke zugehörige Firmen kündigten jedoch an, den Ausstieg schrittweise und örtlich abgestuft zu vollziehen.
Kann ich bis Ende 2034 noch einen Benziner oder Diesel kaufen?
Unabhängig vom Verbrennungsmotor-Verbot haben bereits viele europäische Unternehmen ihre Ambitionen in puncto E-Mobilität verkündet. Die Agenda sieht vor, dass spätestens 2030 der komplette Markt auf Elektroautos umgestellt sein soll. Infolgedessen wird die Modellauswahl der Autos mit Verbrennungsmotor in den kommenden Jahren sehr schnell schrumpfen. Möchtest du also unbedingt noch einen neuen Benziner oder Diesel kaufen, solltest du nicht lange warten.
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