Versorgungslücke

Von Julia Schäfer 3 November, 2023
4 minutes

Hast du dich bereits mit der Versorgungslücke auseinandergesetzt? Viel zu oft lautet die Antwort auf diese Frage „nein“. Die Rente ist noch lange nicht in Sicht und bis dahin bleibt noch jede Menge Zeit – oder?

Doch die Versorgungslücke ist ein Thema, das uns alle betrifft. Wir erklären dir, was die Versorgungslücke ist und wieso es wichtig ist, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen.

Was versteht man unter der Versorgunglücke?

Die Versorgungslücke oder auch „Rentenlücke“ beschreibt eine finanzielle Differenz. Und zwar zwischen deinem letzten Arbeitseinkommen und deiner gesetzlichen Rente sowie zusätzlichen Betriebs- und Zusatzversorgungsrenten.

Um deinen jetzigen Lebensstandard aufrechtzuerhalten, müsstest du nach Eintritt des Ruhestands, circa 67 Prozent deines letzten Bruttoeinkommens beziehen. Die Realität sieht jedoch anders aus. Aktuell liegen die Bezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung durchschnittlich bei unter 50 Prozent des letzten Nettoeinkommens.

Zwar zahlst du in der Rente keine Renten- und Arbeitslosenversicherung mehr und auch die Steuern werden geringer. Andere Versicherungen bleiben jedoch in voller Höhe erhalten, wie beispielsweise die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung oder Direktversicherungen. Dabei tragen die Rentenreformen zu einer permanent steigenden Versorgungslücke bei.

Darum vergrößert sich die Versorgungslücke stetig

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, durch die sich die Versorgungslücke stetig vergrößert. Zu den drei Hauptfaktoren zählen:

  • Die kontinuierlich wachsenden Steuern
  • Die Änderungen der Rentenanpassungsformel
  • Die Erhöhung des Renteneintrittsalters

Versteuerung der Rente

Seit 2005 fallen durch das Alterseinkünftegesetz Steuern auf die Rente an. Dabei lag die Rentensteuer im Jahr 2005 noch bei 50 Prozent. Seitdem steigert sich die prozentuale Versteuerung der Rente jährlich. Und das um jeweils zwei Prozent bis 2020 und um jeweils ein Prozent bis 2040.

Das heißt:

  • Wer 2005 in Rente ging, musste 50 Prozent seiner Rentenbezüge versteuern.
  • Jemand der 2020 das Rentenalter erreichte, zahlte bereits auf 80 Prozent seiner Rente Steuern.
  • Ab einem Renteneintritt im Jahr 2040 wird die Versteuerung auf 100 Prozent der Rente fällig.

Änderungen der Rentenanpassungsformel

Bis 2005 wurden die Bezüge der gesetzlichen Rentenversicherung anhand der allgemeinen Lohn- und Gehaltssteigerungen bemessen.

Mit den Änderungen der Rentenanpassungsformel im Jahr 2005 werden weitere Faktoren zur Berechnung der Rente hinzugezogen. Durch diese Änderungen fallen die Rentenbezüge seither immer niedriger aus. Somit tragen diese zu einer größeren Rentenversorgungslücke bei.

Erhöhung des Renteneintrittsalters

Bis 2012 lag das Renteneintrittsalter bei 65 Jahren. In Zukunft erhöht sich der Renteneintritt bis 2029 auf 67 Jahre. Diese Erhöhung betrifft alle erwerbstätigen Personen, die 1947 oder später geboren sind. Wer nach 1963 geboren wurde, geht laut aktueller Berechnung mit 67 Jahren in Rente.

Es besteht zwar auch die Möglichkeit, vor dem 67. Lebensjahr in Rente zu gehen. Aber Vorsicht: Der vorzeitige Renteneintritt bringt Konsequenzen mit sich. Für jeden Monat, den du früher in Rente gehst, kürzen sich die Bezüge der Rentenversicherung um 0,3 Prozent. Diese Kürzungen können bis zu 14,4 Prozent der monatlichen Rente ausmachen.

So lässt sich die Versorgungslücke berechnen

Die exakte Versorgungslücke lässt sich anhand vieler verschiedener Faktoren berechnen, wie Alter, Beschäftigungsdauer, Bruttoeinkommen oder Wohnort. Auch andere, individuelle Faktoren fließen in die komplexe Berechnung der Anwartschaft mit ein.

Generell lässt sich jedoch sagen:

  • Wer heute 3.000 Euro netto verdient und morgen in Rente geht, bekommt eine Rente von knapp 1.500 Euro.
  • Eine heute 30-jährige Person erhält bei gleichem Nettoverdienst nur noch 1.200 Euro – 40 Prozent des Nettoeinkommens.

Versorgungslücke – das sagt die Wirtschaftsforschung

Die gesetzliche Rentenversicherung stellt den Grundbaustein der Altersversorgung dar. Die Hans-Böckler-Stiftung zeigt auf: Über 50 Prozent der 55 bis 64-jährigen Erwerbstätigen können sich den aktuellen Lebensstil in der Rente nicht mehr leisten. Tendenz steigend. Besonders betroffen sind davon Geringverdiener, Frauen, Alleinlebende und Solo-Selbstständige.

Deshalb ruft die Wirtschaftsforschung dazu auf, die gesetzliche Rentenversicherung dauerhaft zu stärken, um so der Altersarmut entgegenzuwirken.

Lässt sich die Versorgungslücke im Alter vermeiden?

Es gibt eine Möglichkeit, wie sich die Versorgungslücke im Alter vermeiden lässt: Du fährst deinen gewohnten Konsum drastisch herunter. Aber seien wir ehrlich – für die meisten von uns ist das keine Option. Die bessere Variante ist die private Altersvorsorge.

Riester- und Rürup-Rente

Zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung kannst du mit einer privaten Rentenversicherung oder der Betriebsrente deine Rente aufstocken.

Aktien

Wer in Aktien investieren möchte, sollte sich mit dem Thema bestens auskennen. Aktieninvestitionen können dir eine gute Rendite verschaffen. Wer sich jedoch nicht ausreichend damit auskennt, riskiert Verluste.

Immobilienverrentung

Besitzt du Immobilien? Dann wäre die Immobilienverrentung eine gute Option für dich. Beim Verkauf deiner Immobilie erhältst du hier nicht den Gesamtbetrag als Einmalzahlung, sondern in monatlichen Raten. Dabei behältst du das lebenslange Wohnrecht für die Immobilie.

Immobilieninvestitionen

Eine weitere Möglichkeit ist die Immobilieninvestition, das heißt, Immobilien frühzeitig kaufen, abbezahlen, vermieten und die Einnahmen generieren. So erhältst du ein festes Einkommen, das die Versorgungslücke im Alter schließen kann.

Garageninvestitionen

Garageninvestitionen beruhen auf dem gleichen Prinzip wie Immobilieninvestitionen, bringen jedoch mehr Vorteile mit sich: weniger Instandhaltungsaufwendungen, besserer Mietausfallschutz, freie Mietpreisgestaltung sowie bessere Rendite.

Tipp: Wer sich der Versorgungslücke früh bewusst ist, kann besser gegensteuern!

Du stehst kurz vor der Rente und denkst „hätte ich mich nur früher damit auseinandergesetzt.“? Dann ist es in den meisten Fällen schon zu spät und die Versorgungslücke klopft an deine Tür. Um deinen Lebensstandard auch im hohen Alter beizubehalten, ist es wichtig, dich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dann kannst du direkt die richtigen Maßnahmen einleiten.

Deshalb lautet unser Hinweis: Wer sich der Versorgungslücke früh bewusst ist, kann besser gegensteuern!

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