Körperteile versichern: Darauf solltest du achten
Wer daran denkt, Körper oder Hände zu versichern, denkt oft an die Prominenz aus Hollywood. Aber: Auch für „Normalbürger:innen“ kann es sinnvoll sein, sich über diese Art von Schutz Gedanken zu machen.
Immerhin kann schon ein vermeintlich harmloser Wegeunfall dafür sorgen, dass auf einmal nichts mehr ist wie vorher. So ist es möglich, dass du beispielsweise deinem Beruf nicht mehr nachgehen kannst. Auch Musiker:innen wissen, dass neben einer Instrumentenversicherung, auch eine Versicherung des Körpers vor Folgeschäden schützen kann. Das gilt insbesondere für eine Versicherung der Hände. Wie umfangreich der Versicherungsschutz ausfallen sollte, ist natürlich von verschiedenen Faktoren abhängig. Und dass du auch mit Versicherung nicht grob fahrlässig handeln solltest, dürfte ebenfalls klar sein.
Fest steht: Je nachdem, welchen Beruf du ausübst, kann ein Schadenfall dafür sorgen, dass du beruflich länger pausieren musst. Unter Umständen kann auch eine berufliche Neuorientierung vonnöten sein. Genau vor solchen Szenarien soll dich ein Versichern der Körperteile bewahren.
Aber was ist der menschliche Körper eigentlich wert? Und was hat es mit der Gliedertaxe auf sich? Wie hoch ist die Entschädigung im Schadenfall? In diesem Beitrag geben wir dir Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Versicherung deines Körpers.
Körperteile versichern: Wie viel ist der menschliche Körper wert?
Das Versichern einzelner Körperteile ist meist nur im Rahmen von Zusatzversicherungen – zum Beispiel im Zusammenhang mit der Unfallversicherung – sinnvoll. Bei Unfällen, die über die entsprechenden Policen abgedeckt werden, handelt es sich um „bleibende Gesundheitsschäden“. Diese sind in der Regel die Folge eines von außen einwirkenden Ereignisses.
Wer nicht als Schauspieler:in oder Model sein Geld verdient, steckt in einem Körper, der, rein rechnerisch betrachtet, etwa zwei Millionen Euro wert ist. Zum Vergleich: Julia Roberts soll ihr Lächeln für mehr als 20 Millionen Euro versichert haben.
Im Vergleich dazu sind die Kosten, die mit einer solchen Versicherung einhergehen, vergleichsweise gering. Im Jahr zahlst du hierfür etwa 200 Euro. Dafür erhältst du dann im Schadenfall etwa 200.000 Euro. Mit dieser Summe kannst du beispielsweise rechnen, wenn du im Zuge eines Unfalls einen Arm verlierst. Diese Entschädigung erhältst du weitgehend unabhängig davon, ob der Unfall selbstverschuldet war oder nicht. Eine Hand ist rund 175.000 Euro wert.
Hände und Co. versichern: Mit der so genannten Gliedertaxe
Wer sich genauer mit den Körperteilen und den jeweiligen „Gegenwerten“ auseinandersetzt, fragt sich schnell, wie diese Beträge zustande kommen. Was macht einen Arm nur geringfügig wertvoller als eine Hand?
Ein Detail, das hier eine besonders wichtige Rolle spielt, ist die sogenannte Gliedertaxe. Diese bezieht sich auf verschiedene Körperteile und Sinnesorgane. Die Versicherungen berechnen ihren Wert daran, welche Einschränkungen mit dem Verlust des betreffenden Körperteils einhergehen. Vor diesem Hintergrund setzen sie einen entsprechenden Prozentsatz fest.
So ist unter anderem der Verlust einer Hand mit weniger Invalidität verbunden, als es bei beiden Händen der Fall wäre. Dementsprechend ist auch die Summe, die dir als betroffene Person ausgezahlt wird, geringer. Zum Vergleich: Würdest du deinen großen Zeh verlieren, würdest du bei den meisten Versicherern „nur“ circa 20.000 Euro bekommen.
Der Grundgedanke, der sich hinter all diesen Einschätzungen verbirgt, ist schnell erklärt: Mit einer höheren Invalidität verbindet die Versicherung auch höhere persönliche Kosten. Und genau diese sollen durch die entsprechende Auszahlung aufgefangen werden. Hieraus resultiert dann ein Invaliditätswert, der in Prozent angegeben wird. Die Erhöhung, der betreffenden Auszahlungssumme bezeichnet man als „Progression“. Aus ihr (und der jeweils festgelegten Versicherungssumme) ergibt sich dann der Gesamt-Auszahlungsbetrag.
Zahlst du pro Jahr einen hohen Versicherungsbeitrag, musst du dir nach einem Unfall, zumindest in finanzieller Hinsicht, weniger Sorgen machen. Es lohnt sich aber in jedem Fall, das Kleingedruckte zu lesen. Besonders charakteristisch ist, dass die meisten Schwerbehinderungen in Deutschland nicht durch Unfälle, sondern vielmehr durch Krankheiten verursacht werden. Eine Unfallversicherung greift jedoch nur im Falle eines Unfalls. Wenn du krank wirst und deswegen nicht mehr arbeiten kannst, hilft dir auch die beste Unfallversicherung nicht viel.
Hinzu kommt, dass sich die Summen, die im Versicherungsfall maximal ausgezahlt werden, zwar „hoch“ anhören, jedoch in den meisten Fällen rasch aufgebraucht sind. Das gilt vor allem dann, wenn aufgrund einer Invalidität größere Teile des Hauses umgebaut werden müssen. Hier ist es weitaus sinnvoller, im ersten Schritt auf die Vorteile einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu setzen.
Mögliche Alternativen zur Gliedertaxe
Du siehst also: Willst du deinen Körper oder Teile davon versichern, ist die Gliedertaxe nicht immer die beste Wahl. Im Idealfall solltest du die Versicherung einzelner Körperteile über die Gliedertaxe eher als eine Art Ergänzung zu anderen Versicherungen betrachten.
Die folgenden Versicherungen stellen mögliche Alternativen dar. Sie ähneln der Gliedertaxe, gehen in einigen Bereichen jedoch noch einen Schritt weiter.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung
Wenn du in einen Unfall verwickelt warst oder erkrankt bist, kann es sein, dass du deinem ursprünglichen Beruf nicht mehr nachgehen kannst. In diesem Fall kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz: BU) viel wert sein. Wenn du dich hier für den passenden Tarif entscheidest, sorgst du dafür, dass du dir in finanzieller Hinsicht nach einem Unfall oder einer Krankheit so gut wie keine Sorgen mehr machen musst. Wichtig ist natürlich, dass du die Kosten, die in einem solchen Fall auf dich zukommen können, nicht unterschätzt. Achte darauf, dass du mit der Summe, die dir ausgezahlt wird, deinen Lebensstandard halten kannst. Hier hat selbstverständlich jede Person andere Ansprüche. Expert:innen betonen immer wieder, dass es ich bei einer BU-Versicherung um die wichtigste Versicherung überhaupt handelt.
Die Unfallversicherung
Wenn Menschen Körperteile verlieren, passiert dies meist aufgrund eines Unfalls. Vor allem das Risiko in der Freizeit und in den eigenen vier Wänden sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden. Umfangreiche Unfallversicherungen ersetzen dir die Kosten, die zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Krankentransport anfallen. Und auch verschiedene Reha-Maßnahmen gehören zum Leistungsspektrum dieser Versicherung. Im Gegensatz zur BU zeigt die Unfallversicherung ihre Vorzüge jedoch meist eher in der Zeit direkt nach dem Unfall. Wenn du dich auf der Suche nach einer langfristigen Absicherung befindest, solltest du – ergänzend – auf Alternativen setzen.
Den Körper versichern: Woher kommen die Preisunterschiede?
Dass ein Körperteil – zumindest in versicherungstechnischer Hinsicht – mehr wert ist als ein anderes, liegt in der Art der Berechnung der Gliedertaxe. Das heißt: Die Versicherung berechnet, wie sich eine Invalidität auf das Leben eines Menschen auswirkt. Oder anders gesagt : Es wäre weniger einschränkend, „nur“ einen Zeh als den kompletten Fuß (oder gar das Bein) zu verlieren.
Hinzu kommt, dass der Verlust eines Beines auch weitaus mehr Umbaumaßnahmen in den eigenen vier Wänden zur Folge hätte als der Verlust eines Zehs.
Wenn du dir überlegst, deine Körperteile zu versichern, solltest du dir daher immer ein wenig Zeit nehmen, um die verschiedenen Möglichkeiten zu vergleichen. Lass dich jedoch nicht von den scheinbar hohen Summen blenden. Rechne stattdessen realistisch durch, wie hoch die Kosten wären, die im Falle einer Invalidität auf dich zukommen. Für eine langfristige Planung solltest du immer auf eine Ergänzung durch eine andere Versicherung, zum Beispiel die Berufsunfähigkeitsversicherung, setzen.
Fazit: Körperteile versichern: Für wen lohnt sich das?
Eventuell kennst du selbst Menschen, die sich in der Vergangenheit dazu entschieden haben, ein oder mehrere Körperteile zu versichern. Doch für wen lohnt es sich wirklich, Körperteile zu versichern? Unter anderem kann es sein, dass sie beispielsweise bei der Arbeit auf ihre Hände angewiesen sind.
Schon lange sind es nicht mehr nur die Hollywood-Stars, die einem Personenschaden auf diese Weise – zumindest in finanzieller Hinsicht – vorbeugen möchten.
Aber lohnt es sich wirklich, Geld für eine Versicherung der Körperteile auszugeben? Fest steht: Wenn du bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Unfallversicherung abgeschlossen hast, bist du eigentlich gut geschützt – auch langfristig. Dennoch gibt es einige Lebenssituationen, in denen es durchaus sinnvoll ist, über eine Ergänzung nachzudenken. Denn: Wenn du bei einem Unfall ein Körperteil verlierst, muss dies nicht bedeuten, dass du danach berufsunfähig bist.
Sollte es dir noch möglich sein, in deinem alten Job zu arbeiten, kann es sein, dass weder die BU noch die Unfallversicherung greift oder die Summe, die gezahlt wird, vergleichsweise gering ist.
Achte jedoch in jedem Fall darauf, nicht am falschen Ende zu sparen! Eine alleinige Versicherung von Körperteilen reicht in der Regel nicht aus, um dich optimal abzusichern. Eine Kombination mit BU- und/oder Unfallversicherung ist in den meisten Fällen die beste Alternative.
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