Hände versichern – Leistung und Kosten im Überblick

Von Julia Schäfer 29 März, 2023
4 minutes

Bleibende Schäden nach Unfällen sind besonders dramatisch. Gerade dann, wenn sie unsere Hände und Finger betreffen: Wir benötigen unsere Finger jeden Tag und einige Berufe sind mit eingeschränkter Handfunktion undenkbar. Die eigenen Hände zu versichern ist für viele Menschen daher besonders wichtig. Eine eigene “Händeversicherung” gibt es in Deutschland allerdings nicht.

Täglich kommt es auf deutschen Straßen, im Haushalt oder auf der Arbeit zu Unfällen.

Aufgrund der immensen Schäden, die durch Unfälle entstehen können, gehört eine passende Versicherung zum Standard. Im Straßenverkehr sind durch dich verschuldete Unfälle durch die Haftpflichtversicherung abgedeckt, die das Pflichtversicherungsgesetz vorschreibt. Auch bei einem selbstverschuldeten Unfall oder sogar, wenn du grob fahrlässig handelst, kannst du sicher sein, dass deine Versicherung die Behandlungskosten der Unfallopfer übernimmt. 

Was versteht man unter einer Gliedertaxe?

Kommt es zu einem Unfall, der zu bleibenden Schäden führt, hängt die Leistung der Unfallversicherung von mehreren Faktoren ab. Ein wichtiger Aspekt ist die sogenannte “Gliedertaxe”. Sie ist eine Tabelle, in der jedem Körperteil ein Prozentwert zugeordnet wird.

In der gesetzlichen Unfallversicherung gibt es keine Versicherungssumme und keine Gliedertaxe. Sie besteht ausschließlich bei privaten Versicherungen. Es gibt zwar eine zentrale Empfehlung für diese Werte, aber viele Versicherungen passen die Gliedertaxe individuell an. Aufgrund der Unterschiede solltest du die Konditionen einer Unfallversicherung vor dem Abschluss genau prüfen. 

So wird die Gliedertaxe berechnet

Willst du deine Hände versichern, kannst du anhand der Tabelle und der Versicherungssumme errechnen, welche Leistungen und Schadensfällen dir im Schadensfall zustehen. Die Gliedertaxe für einen Daumen beträgt zum Beispiel 20 Prozent, für einen Zeigefinger 10 Prozent und die Gliedertaxe für andere Finger 5 Prozent. Solltest du das Körperteil verlieren oder überhaupt nicht mehr einsetzen können, steht dir dieser Prozentwert von der Versicherungssumme zu.

Beispiel: Du verlierst durch einen dramatischen Unfall eine Hand. Die Versicherungssumme beträgt 100.000 Euro. Eine Hand wird von deiner Versicherung mit einer Gliedertaxe von 70 Prozent belegt, sodass dir nach dem Unfall 70.000 Euro ohne Progression usw. zustehen.

Was bedeutet der Invaliditätsgrad?

Vollständige Amputationen sind im Vergleich – glücklicherweise – relativ selten. Oft kommt es jedoch zu teilweisen Funktionseinbußen. Wenn du deine Hände versichern willst, ist daher der Invaliditätsgrad ein weiterer wichtiger Faktor. Er gibt an, wie stark deine Einschränkung durch das fehlende Körperteil ist.

Bleibst du nach einem Unfall zum Beispiel mit 50 Prozent Invalidität in deiner Hand zurück, ist diese nur noch zur Hälfte einsetzbar. Du hast nun Anspruch auf 50 Prozent der Summe, die nach der Berechnung der Gliedertaxe übrig bleibt. Beträgt die Versicherungssumme 100.000 Euro und die Gliedertaxe deiner Hand 70 Prozent, sind das 35.000 Euro (die Gliedertaxe beträgt 70.000 Euro, 50 Prozent von 70.000 Euro sind 35.000 Euro).

Wann lohnt sich eine Händeversicherung?

Sicherlich kennst du die Berichte von internationalen Stars und Spitzensportlern, die sich wichtige Körperteile für Millionenbeträge versichern lassen. In Deutschland ist das Versicherungssystem allerdings deutlich strenger geregelt. Die Hände zu versichern (oder ein anderes, einzelnes Körperteil) ist bei uns daher nicht möglich: Es gibt keine reine Händeversicherung in Deutschland.

Eine umfangreiche Recherche und Vergleich von Preisen und Gliedertaxe lohnt sich. Hohe Werte der Gliedertaxe-Tabelle sind wichtig, aber auch mit höheren Kosten verbunden. Zusätzlich solltest du auf einen Versicherungsschutz mit Progression achten: Dieser Wert kann deine Auszahlung vervielfachen, wenn es zu einem Unfall mit Invaliditätsfolge kommt. Auch, wenn du deine Hände nicht direkt versichern kannst, ist ein Preis- und Leistungsvergleich deiner Versicherungen zu empfehlen.

Hände versichern: Welche Leistungen können versichert werden?

Unfallversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen sind die besten Wege, in Deutschland die eigenen Hände zu versichern. Gerade bei den Unfallversicherungen wird eine Fülle von Leistungen angeboten, von denen jedoch nicht immer alle sinnvoll sind.

Wichtige Leistungen

Wenn du deine Hände ideal versichern möchtest, ist eine hohe Invaliditätsleistung wichtig. Dabei handelt es sich um eine einmalige Zahlung, die du bei Einschränkungen infolge eines Unfalls erhältst. Der Unterschied zwischen den einzelnen Versicherungsunternehmen ist dabei enorm.

Eine hohe Invaliditätsleistung und eine Gliedertaxe, die deutlich über die Empfehlungen des Versicherungsverbandes hinausgehen, sind oft ein guter Weg um deine Hände zu versichern. Kosmetische Leistungen solltest du ebenfalls nicht unterschätzen: Unfälle hinterlassen oft deutliche Spuren und Operationen, um diese zu entfernen, sind teuer. Da ist es besonders hilfreich, wenn deine Unfallversicherung einspringt!

 

Neben einer Unfallversicherung oder einer Gliedmaßenversicherung gibt es noch jede Menge andere Versicherungen, die dein wertvollstes Hab & Gut schützen. Informiere dich beispielsweise über unsere Gegenstandsversicherung!

Oft unwichtige Leistungen

Einige Zusatzleistungen, die dir bei einer Unfallversicherung angeboten werden, sind eher überflüssig oder lassen sich besser durch andere Versicherungsformen abdecken.

Gerne werben Anbieter auch mit Krankenhaustagegeld, Krankenhausgeld und ähnlichen Übergangsleistungen. Da es sich aber weiterhin um eine Unfallversicherung handelt, werden diese Leistungen nur nach Unfällen ausgezahlt, nicht aber nach Krankheiten. In der Realität sind Krankheiten der Hauptgrund für Berufsunfähigkeit und Invalidität – nur etwa 10 Prozent aller Fälle werden durch Unfälle ausgelöst. 

Ob diese Zusatzangebote für dich wichtig sind, wenn du eigentlich nur deine Hände versichern willst, ist fraglich. Unfallversicherungen können dennoch für viele Berufsgruppen notwendig und sinnvoll sein. Im Zweifel solltest du dich an eine unabhängige Beratungsstelle wenden.

So verhältst du dich nach einem Unfall

Ein Unfall ist immer eine extreme Ausnahmesituation. Wie man Erste Hilfe bei einem Autounfall leistet, hast du bereits gelernt – es ist Voraussetzung für den Führerschein. Dieses Wissen kannst du auch außerhalb des Straßenverkehrs anwenden.

Zuerst gilt es immer, weitere Schäden zu vermeiden: Verschaff dir einen Überblick über die Unfallstelle und sichere diese ab. Im Falle eines Verkehrsunfalls kommen dafür Warnblinker, Warnweste und Warndreieck zum Einsatz. Der “Rettungsgriff” hilft, Menschen aus einem Fahrzeug zu bergen. Im Berufsleben, zuhause oder an anderer Stelle müssen oft Gefahrenquellen (Feuer, scharfe Objekte …) beseitigt werden. Eigenschutz geht jedoch immer vor!

Droht keine akute Gefahr durch Verkehr oder andere Quellen mehr, wird es Zeit für den Notruf. Über dein Handy kannst du die Nummer 112 wählen. Auf Autobahnen und Schnellstraßen stehen auch Notrufsäulen als Alternative bereit. In jedem Fall wirst du schnell die Rettungsleitstelle erreichen und kannst dort den Unfall schildern. Das gelingt am besten mit den “W-Fragen”:

  1. WO ist der Unfall geschehen?
  2. WAS ist passiert?
  3. WIE viele Verletzte gibt es?
  4. WELCHE Art von Verletzungen haben sie?
  5. WARTEN auf Rückfragen der Notrufzentrale

Ist der Notruf abgesetzt, kümmerst du dich um die Verletzten. Wenn mehrere Helfer:innen anwesend sind, teilt ihr euch am besten auf. Eine Person am Telefon genügt. Sollten die Unfallopfer nicht mehr regelmäßig atmen, beginnst du mit einer Herzdruckmassage und Beatmung:

Dazu drückst du 30-mal kräftig auf die Mitte des Brustkorbs und beatmest anschließend zweimal – du kannst am Heben der Bauchdecke erkennen, ob die Luft ankommt.

Der oder die Verletzte atmet regelmäßig, blutet aber stark? Dann solltest du die Blutung durch einen Verband oder Druckverband stillen. Auch ein Hochlagern des betroffenen Körperteils hilft. Ist die verletzte Person ansprechbar und kann sich bewegen, sollte sie sich an einer geeigneten Stelle hinlegen – auch das hilft, die Blutung zu verlangsamen.

Ist die Atmung stabil, das Unfallopfer aber bewusstlos, ist die stabile Seitenlage ideal. Diese wichtige Position hält die Atemwege frei und kann so Komplikationen vermeiden. Achte darauf, dass die bewusstlose Person nicht auskühlt. Hier kannst du eine Rettungsdecke aus einem Erste-Hilfe-Kasten verwenden. Auch bei Erster Hilfe ist der menschliche Aspekt wichtig: Sprich mit der betroffenen Person und versuche, selbst ruhig zu bleiben.

Ist der Schock des Unfalls überwunden, muss dieser an die Unfallversicherung gemeldet werden. Private Anbieter haben dafür eigene Hotlines und Webseiten. Für die gesetzliche Unfallversicherung steht zum Beispiel das Serviceportal der Unfallkassen und Berufsgenossenschaft bereit.

Für diesen Prozess hast meist du eine Woche Zeit – nach Ablauf dieser Frist muss die Unfallmeldung schriftlich bei deiner Versicherung vorliegen. Das Nachreichen wichtiger Unterlagen ist im Anschluss etwas weniger eilig. Generell solltest du aber versuchen, die Angelegenheit möglichst schnell zu erledigen. Denn wenn du deine Hände (oder andere Körperteile) versichert hast und nun Leistungen beziehen möchtest, sind zahlreiche Atteste und Dokumente erforderlich – das kann sich ganz schön hinziehen.

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