Kinder im Straßenverkehr: Tipps für Eltern und Autofahrende

Von Linda 14 September, 2023
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kinder im straßenverkehr

Der Verkehr erfordert von allen teilnehmenden Personen Achtsamkeit. Eine besonders gefährdete Risikogruppe sind Kinder im Straßenverkehr, da sie das Geschehen auf unseren Straßen noch nicht zuverlässig einschätzen können.

Glücklicherweise gibt es für Kinder im Straßenverkehr großartige Lernangebote. Wir stellen dir einige besonders hilfreiche Programme und die besten Tipps für Eltern vor. Außerdem erfährst du hier, worauf du besonders achten solltest, wenn du selbst hinter dem Steuer sitzt.

Kinder im Straßenverkehr – warum sind sie besonders gefährdet?

Die meisten Erwachsenen kennen die Verkehrsregeln und können abschätzen, wie sich manche Fahrerinnen und Fahrer in gewissen Situationen verhalten. Sie sind in der Lage, mögliche Gefahrensituationen auszumachen. Kinder im Straßenverkehr müssen diese Fähigkeiten und Verhaltensweisen erst erlernen und sind deshalb besonders gefährdet. Überholst du zum Beispiel einen Bus, der gerade mit angeschaltetem Warnblinker hält, solltest du etwa damit rechnen, dass Kinder im Anschluss die Straße überqueren, ohne auf den Verkehr zu achten.

Denn die meisten Kinder sind mit den zahlreichen überwältigenden Reizen im Straßenverkehr überfordert: Laute Geräusche, dutzende Fahrzeuge, die sich selbstständig fortbewegen, Lichter, Verkehrszeichen und mehr. Die kindliche Wahrnehmung, die sich selbst noch mitten in der Entwicklung befindet, kommt schnell an ihre Grenzen. 

Kinder im Straßenverkehr können auf diese Reize überraschend reagieren (zum Beispiel Fluchtreaktion bei beängstigenden Geräuschen). Dadurch sind Kinder auf der Straße ein unberechenbarer Faktor, der anderen Verkehrsteilnehmern besondere Aufmerksamkeit abverlangt.

Das Sehvermögen der Kinder entwickelt sich noch

Eine weitere Gefahrenquelle ist die körperliche Entwicklung der Kinder: Straßen müssen mit den Augen überblickt und Entfernungen abgeschätzt werden. Das Richtungshören hilft dabei, auch mehrere Gefahrenquellen gleichzeitig zu identifizieren.

Kinder im Straßenverkehr haben, je nach Alter, damit noch Probleme, da sich auch ihre Sinne noch in der Entwicklung befinden. So fällt es Verkehrsteilnehmenden unter zehn Jahren in der Regel schwer, Geschwindigkeiten und Entfernungen sicher abzuschätzen. Es ist ihnen ebenfalls nur eingeschränkt möglich abzuschätzen, aus welcher Richtung Geräusche kommen.

Kinder im Straßenverkehr – die Verkehrsteilnahme üben

Um die Risikogruppe „Kinder im Straßenverkehr“ zu schützen, bietet sich die Verkehrserziehung an. Durch die aktive Teilnahme erlernen die Kinder Verkehrsregeln, Verhaltensweisen und wichtige Sicherheitsgrundlagen.

Ab etwa drei Jahren können Kinder im Straßenverkehr spielerisch erste Grundlagen erlernen. Du kannst so beginnen, mit ihnen richtige Verhaltensweisen einzuüben. Dabei gilt jedoch immer: Sollen Kinder Verkehrsregeln erlernen, musst du mit gutem Beispiel vorangehen. Warte an roten Ampeln und schau vor dem Überqueren der Straße deutlich nach rechts und links – auch, wenn es dir in dem Moment vielleicht unnötig erscheint. Kinder orientieren sich am Verhalten anderer.

Ein Klassiker der Verkehrserziehung: „Kind und Verkehr“

In Deutschland werden pro Jahr etwa 22.000 Kinder im Straßenverkehr verletzt. Obwohl diese Zahl im internationalen Vergleich recht niedrig ist, bemühen sich Behörden, Erziehungseinrichtungen und Freiwillige, sie noch weiter zu senken.

Die Eltern sind die wichtigsten Vorbilder und haben üblicherweise den größten Einfluss auf Kinder im Straßenverkehr. Um sie bei ihrem erzieherischen Auftrag zu unterstützen, gibt es seit Jahren das erfolgreiche Angebot „Kind und Verkehr”.

Dabei übernehmen geschulte Eltern die Moderation von Veranstaltungen zum Thema „Kinder im Straßenverkehr”, in denen du wichtige Tipps und Anregungen erhältst und sämtliche Fragen stellen kannst. Die kostenlosen Events werden meist in Kindertageseinrichtungen abgehalten und sind eine ideale Anlaufstelle, wenn du mit der Verkehrserziehung deiner Kinder beginnst. Auf der Webseite des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr findest du eine Liste der Veranstaltungsorte – sicher ist auch einer in deiner Nähe dabei.

kinder im straßenverkehr

„Kinder im Straßenverkehr“ ist ein Programm der Deutschen Verkehrswacht

Das Programm “Kinder im Straßenverkehr” der Deutschen Verkehrswacht richtet sich direkt an die Erziehenden in Kindertageseinrichtungen. Ausgebildete, ehrenamtliche Helfer:innen der Verkehrswacht unterstützen die Pädagog:innen dabei, den Kindern Verkehrsregeln auf spielerische Art näherzubringen.

Zusätzlich kann durch Wahrnehmungs- und Bewegungsspiele die Reaktionsfähigkeit und Bewegungssicherheit der Kinder im Straßenverkehr erhöht werden. Dass die Angebote ein großer Spaß sind, zeigt sich besonders an den sogenannten Verkehrssicherheitstagen: Gemeinsam mit Eltern, Geschwistern und Freunden werden in der jeweiligen Einrichtung verschiedene für die Verkehrserziehung nützliche Spiele angeboten. Gleichzeitig können die Eltern das umfangreiche Beratungsangebot der Expert:innen vor Ort in Anspruch nehmen.

Kinder im Straßenverkehr – diese Programme gibt es für Schulen

Die Verkehrserziehung im Kindergarten legt den Grundstein, aber die Regeln und Grundlagen müssen auch später wiederholt werden, um Kinder im Straßenverkehr zu schützen. Daher gibt es auch an Schulen verschiedene Programme, die Kindern Verkehrsregeln und Verhaltensweisen beibringen.

Besonders bekannt ist die „Käpt’n Blaubär Verkehrsfibel”. Sie wird jedes Jahr in einer Version für Kindergärten und einer Variante für Grundschulen herausgegeben und an viele Einrichtungen kostenlos versandt. Die jungen Leser:innen finden darin unterhaltsame Geschichten mit den bekannten Figuren, die sich auf spielerische Weise mit Themen aus dem Straßenverkehr befassen. 

Radfahrer:innen und Fußgänger:innen kennen in der Regel die Gefahren, aber auch Kinder im Straßenverkehr müssen etwa lernen, auf den toten Winkel zu achten. Mit dem Angebot „Blicki blickt’s” haben Bildungseinrichtungen die Möglichkeit, einen entsprechenden Aktionstag abzuhalten. Gemeinsam mit dem Känguru-Maskottchen „Blicki” erleben die Kinder unter anderem vom Fahrersitz eines LKW aus, wie einfach sogar eine ganze Schulklasse im toten Winkel eines Lastwagens verschwindet.

Auch Schulwegpläne machen das Leben leichter

Der Schulweg ist ein wichtiger Meilenstein in der Verkehrserziehung der Kinder. Oft ist es jedoch für die Eltern nicht ganz einfach, den sichersten Weg zu für ihre Kleinsten zu wählen. Schulwegpläne können dabei helfen, Kinder im Straßenverkehr zu schützen, sodass sie sicher in der Schule ankommen.

Solche Pläne enthalten Informationen zu Gefahrenstellen, sichere Orte zur Überquerung der Straße und welche Wege generell als sicher gelten. Sie können prinzipiell von Eltern, Schulen, der Polizei oder jeder anderen Person erstellt werden. Wie das funktioniert, erklärt die Bundesanstalt für Straßenwesen in ihrem kostenlosen Leitfaden. 

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Das gibt es auf dem Fahrrad und im Auto zu beachten

Kinder sind auf der Straße nicht nur dann gefährdet, wenn sie selbst aktive Verkehrsteilnehmer sind. Auch wenn sie mit den Eltern, Großeltern etc. im Auto oder auf dem Fahrrad unterwegs sind, müssen sie besonders geschützt werden.

Fahren Kinder bis zwölf Jahre oder unter 150 Zentimeter Körpergröße in Autos, gilt generell die Kindersitzpflicht. Autofahrende sollten dabei besonders auf den richtigen Kindersitz achten, um die Sicherheit der Kleinen nicht zu gefährden. Dabei ist sowohl das Alter des Kindes bei der Kindersitzwahl zu beachten als auch die Frage, welcher Kindersitz in das jeweilige Auto passt.

Wer hinter dem Steuer sitzt, muss besondere Rücksicht auf Kinder im Straßenverkehr nehmen. Ihr Verhalten ist nicht immer vorhersehbar ist und entspricht auch oft nicht den Verkehrsregeln. In der Nähe von Kindern sollten Autofahrende daher besonders wachsam sein und, bei Bedarf, sofort eine Gefahrenbremsung durchführen können.

Auch ein größerer Abstand als üblich oder ein etwas früheres Abbremsen kann sinnvoll sein. Im Ernstfall steht dir dadurch ein längerer Reaktionsweg oder Bremsweg zur Verfügung. Sind Kinder im Straßenverkehr überfordert, bleiben stehen oder ihr weiteres Verhalten ist unklar? Hier kann es sinnvoll sein, anzuhalten, den Warnblinker einzuschalten und die Situation so zu entschärfen. 

Kinder im Lastenrad

Egal ob Fahrradtour oder auf dem Weg zur KiTa: Zahlreiche Kinder sind auf den Fahrrädern ihrer Eltern unterwegs. Dabei gilt auch hier eine Pflicht zum Kindersitz. Dieser darf die Fahrerin oder den Fahrer allerdings nicht einschränken und muss ausreichende Sicherheit (Rückenlehne, Gurtsystem, Fußstützen) bieten.

Sitze können an drei verschiedenen Stellen des Rads angebracht werden: auf dem Gepäckträger (in Fahrtrichtung), auf der Mittelstange (in Fahrtrichtung) oder vor dem Lenker (entgegen der Fahrtrichtung). Auch Fahrradanhänger sind für die Beförderung von Kindern erlaubt. Für alle Varianten gilt jedoch: Ein Kind darfst du maximal bis zum Alter von sieben Jahren auf (oder hinter) dem Fahrrad mitnehmen.

Ausgenommen von dieser Altersbeschränkung sind Lastenräder. Sie erlauben auch die Mitnahme älterer Personen oder sogar Erwachsener, sofern für jede:r Passagier:in ein passender Sitz mit Gurt vorhanden ist.

Das Tragen eines Helms ist generell für Fahrradfahrende jeden Alters zu empfehlen. Für die Kleinen ist der zusätzliche Schutz jedoch besonders wichtig. Erwachsene können dadurch außerdem als gutes Beispiel für Kinder im Straßenverkehr dienen. 

Fazit: Achtsamkeit und Verkehrserziehung für Kinder

Die jüngsten Verkehrsteilnehmenden sind besonders auf unsere Rücksicht angewiesen. Sowohl das korrekte Einschätzen von Entfernungen und Geschwindigkeiten als auch das Verständnis der Verkehrsregeln müssen sie erst erlernen. 

Wenn du Kinder im Straßenverkehr beförderst, egal ob im Auto oder auf dem Fahrrad, ist ein passender Kindersitz besonders wichtig. Dieser sollte zum Alter des Nachwuchses als auch zum Fahrzeug passen. Nicht umsonst schreibt der Gesetzgeber die Verwendung eines Kindersitzes bis zum zwölften (Auto) bzw. siebten (Fahrrad) Lebensjahr vor.

Damit Kinder Straßen und Wege sicher navigieren lernen, kann ca. ab dem dritten Lebensjahr mit der Verkehrserziehung begonnen werden. Auf spielerische Weise lernen die Kleinsten die Regeln und Verhaltensweisen, die sie sicher durch den Verkehr bringen. Die positive Vorbildfunktion der Erwachsenen ist dabei sehr wichtig: Du solltest immer mit gutem Beispiel vorangehen und dich auch selbst an alle Vorgaben halten.

Glücklicherweise sind Eltern nicht alleine: Bildungseinrichtungen und unabhängige Beratungsstellen bieten Hilfe. Programme wie das „Kinder im Straßenverkehr” der Deutschen Verkehrswacht, Aktionstage und Bildungsmaterial unterstützten die Lehrkräfte.

Für Erwachsene steht mit dem Angebot „Kind und Verkehr” des Deutschen Verkehrssicherheitsrates eine zusätzliche Beratung zur Verfügung. Hier gibt es Tipps, Anregungen und Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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