Welche Versicherung braucht man und welche nicht? 

Von Julia Schäfer 30 Oktober, 2023
4 minutes

Welche Versicherung für den Einzelnen nötig ist, kommt natürlich immer auf den persönlichen Bedarf an. So braucht der eine vielleicht eine spezielle Kameraversicherung, während der andere einen Oldtimer versichern lassen möchte. Versicherungsunternehmen bieten Policen für wirklich alle Lebenslagen an. Doch welche Versicherung braucht man und welche Versicherung braucht man nicht? Wir zeigen es dir in diesem Beitrag.

Diese Versicherungen sind Pflicht

Bei einigen Versicherungen hast du je nach persönlicher Lebenslage gar keine Wahl – da schreibt dir schon der Gesetzgeber eine Versicherungspflicht vor.

Unterscheiden muss man dabei allerdings zwischen staatlichen Versicherungssystemen wie beispielsweise der Rentenversicherung und der Pflicht zum Abschluss privater Versicherungen wie etwa laut Pflichtversicherungsgesetz die Kfz-Haftpflichtversicherung.

Zu den staatlich beziehungsweise gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtversicherungen gehören:

  • gesetzliche Rentenversicherung
  • Gesetzliche und private Krankenversicherung
  • Kfz-Haftpflichtversicherung
  • Berufshaftpflichtversicherung (für bestimmte Berufsgruppen)
  • Jagdhaftpflichtversicherung

Die wichtigsten drei erklären wir in den nächsten Abschnitten etwas näher.

Krankenversicherung

Jeder muss in irgendeiner Art krankenversichert sein. Ob das über die gesetzliche Krankenversicherung geschieht oder ob man privat krankenversichert sein möchte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hat man keine Krankenversicherung, bekommt man nur im Notfall ärztliche Hilfe.

Für die meisten ist die gesetzliche Krankenkasse sinnvoller. Familienangehörige können unter bestimmten Voraussetzungen beitragsfrei mitversichert werden, und man bekommt alle grundlegenden medizinischen Leistungen.

Bei der privaten Krankenversicherung besteht wie in der gesetzlichen Krankenversicherung auch, das Risiko, dass die Beiträge im Alter teilweise drastisch ansteigen können. Zwar bieten die meisten privaten Krankenversicherer oft umfangreiche Leistungen bei der medizinischen Versorgung wie etwa alternativ-medizinische Behandlungen.

Für Autofahrer:innen: Kfz-Haftpflichtversicherung

Sobald du mit einem versicherungspflichtigen Fahrzeug am Straßenverkehr teilnimmst, brauchst du eine Haftpflichtversicherung. Das gilt also etwa fürs Auto, das Motorrad, den Motorroller, das Mofa, dein S-Pedelec und für den  E-Scooter.

Achtung: Sobald du ein gebrauchtes Fahrzeug kaufst, solltest du dich rechtzeitig um eine Haftpflichtversicherung kümmern. Die muss natürlich schon greifen, ehe du mit deinem Gebrauchtwagen den Hof des Händlers verlässt. Am einfachsten ist es oft, bei der Versicherungsgesellschaft einen Antrag zu stellen. Auf Wunsch kommt dann eine elektronische Versicherungsbestätigung per Mail oder SMS auf dein Smartphone.

Aber auch eine Kfz-Haftpflichtversicherung ist natürlich kein Freifahrtschein für beispielsweise Verkehrsrowdys! Sie zahlt nämlich nicht, wenn an deinem eigenen Fahrzeug ein Schaden entstanden ist – hier käme die Kfz-Vollkaskoversicherung oder Kfz-Teilkaskoversicherung zum Einsatz.

(Unterschied zwischen Vollkasko- und Teilkaskoversicherung)

Auch bei Rennen – egal, ob genehmigt oder nicht – weigert sich die Versicherung im Falle eines Schadens an anderen Fahrzeugen oder sogar Personen, die Kosen zu übernehmen.

Du möchtest deine Kfz Versicherung wechseln? Dann lies hier alles, was du darüber wissen solltest.

Für Angestellte: Die gesetzliche Rentenversicherung

Für die weitaus meisten Menschen ist die gesetzliche Rente im Alter der Garant dafür, nicht in die absolute Armut abzurutschen. Damit es aber überhaupt Rente gibt, muss zuvor in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt werden.

Doch nicht nur Arbeitnehmer sind verpflichtet, Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zu zahlen. Manche Selbstständige unterliegen ebenfalls dieser Pflicht. Dazu gehören zum Beispiel Handwerker, Künstler und Publizisten, Hebammen und freiberufliche Lehrer.

Alle anderen Selbstständigen können freiwillig Beiträge zahlen und so später eine gesetzliche Rente beziehen. Sie erhöhen dadurch ihre Rentenansprüche oder können sicherstellen, bisherige Anwartschaften und Ansprüche nicht zu verlieren.

Lohnen kann sich die freiwillige Zahlung auch, wenn jemand nur kurze Zeit berufstätig war und nur wenige Beiträge eingezahlt hat.

Werden wegen Fehlzeiten oder wegen geringfügiger Beschäftigung über die Jahre hinweg zu wenig Beiträge eingezahlt, reicht die gesetzliche Rente oft nicht aus. Eine zusätzliche private Altersvorsorge ist deshalb für viele sinnvoll.

Welche Versicherung braucht man? Eine Auswahl der besonders wichtigen

Die oben genannten Pflichtversicherungen musst du haben, andere solltest du haben. Dabei geht es um solche, die dich vor wirklich großen finanziellen Verlusten schützen.

Aber keine Angst. Für die meisten musst du nicht mal besonders tief in die Tasche greifen. Nehmen wir als Beispiel nur mal die private Haftpflichtversicherung. Hier bist du je nach Versicherungssumme und Gesellschaft teilweise sogar schon mit gerade mal 5 Euro im Monat dabei.

Im folgenden Abschnitt verraten wir dir, welche Versicherungen sonst noch unbedingt empfehlenswert sind.

Private Haftpflichtversicherung

Das ist wirklich eine der wichtigsten Versicherungen überhaupt! Die private Haftpflichtversicherung schützt dich vor Schäden, die ohne Weiteres auch in die Millionen Euro gehen können.

Du kannst dabei zwischen einem Single-Tarif und einem Familien-Tarif wählen. Bist du alleinstehend, genügt die erste Variante, bei der nur du allein den Versicherungsschutz genießt.

Die Tarife sind in der Regel günstiger, als bei einer Versicherung für jeden einzeln.

Solltest du Kinder haben, sind diese automatisch mit in deiner privaten Haftpflichtversicherung mitversichert, wenn sie noch in der ersten ununterbrochenen Ausbildung, ein bestimmtes Alter haben oder Student:innen sind.

Aber Vorsicht: Mit der privaten Haftpflichtversicherung deckst du nur den privaten Bereich ab. Bist du Freiberufler oder Selbstständiger, kann auch eine zusätzliche Berufs- oder Betriebshaftpflichtversicherung sinnvoll für dich sein.

Neben der normalen privaten Haftpflichtversicherung gibt es weitere, die je nach Lebensumständen empfehlenswert sind:

  • Für Haus- und Grundbesitzer von vermietetem oder unbebautem Grundbesitz.
  • Wenn du Tierhalter zum Beispiel von Hunden oder Pferden bist.
  • Für den Fall, dass du einen Öltank im Keller hast.
  • Solltest du gerade ein Haus bauen.
  • Als Besitzer von Motor- und Segelbooten, Surfbrettern und Flugmodellen.
  • Wenn du als Jäger auf der Pirsch bist.

Für Immobilienbesitzer: Wohngebäudeversicherung

Die Wohngebäudeversicherung schützt Eigentümer:innen einer Immobilie vor den finanziellen Folgen eines Schadens. Das gesamte Gebäude einschließlich aller fest eingebauten Gegenstände steht dabei unter Versicherungsschutz.

Folgende Gefahren werden standardmäßig durch die Wohngebäudeversicherung abgedeckt:

  • Feuer: Hat es gebrannt, zahlt die Versicherung die entstandenen Schäden inklusive Kosten durch Löschwasser und Ruß.
  • Blitzschlag, Explosion oder Implosion: Hierbei kann deine Immobilie sogar einen Totalschaden erleiden, der dann durch die Versicherung abgedeckt ist.
  • Sturm und Hagel: Stürmt es mit mindestens Windstärke 8, zahlt die Versicherung dir im Schadensfall ein neues Dach oder die Reparatur. Hagelschäden sind unabhängig von der Windstärke versichert.
  • Leitungswasser: Liegt beispielsweise ein Rohrbruch vor, zahlt die Versicherung. Je nach Police können auch Aquarien oder Wasserbetten mitversichert sein.
  • Überspannung: Ein Blitzschlag kann dazu führen, dass es in den Leitungen zu einer Überspannung kommt.

Wichtig für Berufstätige: Berufsunfähigkeitsversicherung

Sobald du im Berufsleben stehst und bei Arbeitgeber:innen in „Brot und Lohn“ bist, wie es so schön heißt, solltest du auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung haben. Und das ganz unabhängig von deinem Beruf!

Diese Versicherung deckt den Lohnausfall ab, wenn du nicht mehr arbeiten kannst. Das kann zum Beispiel durch einen Unfall passieren, dessen Folgen eine Arbeit unmöglich machen. Aber auch die Berufsunfähigkeit durch psychische Leiden ist damit abgedeckt. In Zeiten, in denen das Thema „Burnout“ einen immer höheren Stellenwert bekommt, ein wichtiger Aspekt.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung erweitert gewissermaßen die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Diese reicht oft nicht aus, um im Fall der Fälle den Lebensunterhalt zu decken. Gerade für junge Menschen und vor allem für Selbstständige ist sie deshalb extrem wichtig. Sie zahlt bei Berufsunfähigkeit eine monatliche Rente, Beiträge müssen dann nicht mehr gezahlt werden.

Welche Versicherung braucht man nicht? Auf diese kannst du wahrscheinlich verzichten

Neben all diesen wichtigen Versicherungen und den Pflichtversicherungen gibt es auch unzählige weitere, die je nachdem sinnvoll sein können – es in vielen Fällen aber nicht wirklich sind.

Höchstens als Ergänzung des umfassenden Versicherungsschutzen stellen sie eine weitere Möglichkeit der Absicherung dar. Vorausgesetzt natürlich, du hast bei all den Prämien noch genug Geld übrig, um gut über die Runden zu kommen.

Folgende Versicherungen gehören in diese Kategorie:

Kaskoversicherung für alte Autos

Fährst du ein Auto, das längst in die Jahre gekommen ist? Dann werden Schäden daran dich wohl eher nicht in den finanziellen Ruin treiben. Eine extra Kaskoversicherung für dein altes Schätzchen kannst du dir in aller Regel also sparen und das Geld lieber für einen neuen Wagen anlegen.

Rechtsschutz mit Einschränkungen

Grundsätzlich ist eine Rechtsschutzversicherung eine feine Sache. Allerdings sind auch hier die Kosten abzuwägen.

Glasversicherung

Wenn du nicht gerade riesige verglaste Flächen wie zum Beispiel einen Wintergarten hast, brauchst du diese Versicherung nicht unbedingt. Sie ist vergleichsweise teuer und wird im Alltag eher selten gebraucht.

Selbst wenn mal eine Fensterscheibe zu Bruch geht, kostet das nicht die Welt. Eine moderne wärmedämmende Scheibe kostet inklusive Einbau zwischen 200 und 300 Euro. Aber wann entsteht so ein Glasschaden schon wirklich mal?

Welche Versicherung braucht man: Diese Zusatzversicherungen können hilfreich sein

Gewisse Gefahren beziehungsweise finanzielle Einbußen lassen sich nicht durch die grundsätzlichen Versicherungen abdecken. Auch wer bestimmte Bedürfnisse hat, kann sich aus zahlreichen Zusatzversicherungen das Passende heraussuchen.

Möchtest du beispielsweise im Krankenhaus ein Ein- oder Zweibettzimmer und eine besondere Chefarztbehandlung genießen, kann eine Krankenhaus Zusatzversicherung das richtige für dich sein.

Weitere dieser „Kann-Versicherungen“ haben wir hier für dich aufgelistet.

Unfallversicherung

Die Unfallversicherung kommt zum Tagen, wenn du nach einem Unfall unter einer dauerhaft körperlichen Beeinträchtigung leidest. Allerdings ist dieses Risiko statistisch gesehen relativ klein. Gerade mal 2% aller Schwerbehinderungen sind auf einen Unfall zurückzuführen.

Darum kommt die Unfallversicherung in erster Linie für Leute infrage, die keine Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung abschließen können.

Achtung: Die Unfallversicherung zahlt nicht, wenn die Verletzungen von einem Unfall folgenlos ausheilen!

Zahnzusatzversicherung

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind seit Jahren zurückgegangen – vor allem auch in Bezug auf die Kosten für einen Zahnersatz.

Und schon einfache Brücke, die jemand braucht, weil er einen Zahn verloren hat, kann schnell mal 1.000 Euro und mehr kosten.

Doch rechnet sich da eine Zahnzusatzversicherung?

Das kommt darauf an, ob du nicht nur einmal, sondern eventuell sogar mehrmals einen teuren Zahnersatz benötigst. Hast du also beispielsweise durch ein Missgeschick oder eine Krankheit gleich mehrere Zähne verloren, kann sich die Zusatzversicherung lohnen. Das Gleiche gilt, wenn du weißt, dass du in Zukunft noch einige Zähne ersetzen musst.

Aber Vorsicht: Die meisten Versicherungen zahlen vor Vertragsabschluss nur für Behandlungen, zu denen der Zahnarzt oder die Zahnärztin noch nicht geraten hat! Hier lohnt sich vorab ein genauer Blick in die Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB).

Reiseversicherungen

Hierzu zählt beispielsweise eine Auslandsreise-Krankenversicherung. Sie übernimmt die Kosten für Behandlungen im Ausland und medizinisch notwendige Rücktransporte. Je nach Reiseland lässt dich die gesetzliche Krankenversicherung in diesem Fall hängen. Sie zahlt entweder gar nicht oder nur einen Teil der Kosten.

Tipp: Planst du einen Auslandsaufenthalt von mehr als 8 Wochen, weil du vielleicht im Süden überwintern möchtest, ist in der Regel ein spezieller Vertrag nötig.

Weitere Reiseversicherungen sind beispielsweise 

  • Reiserücktrittsversicherung
  • Reiseabbruchversicherung
  • Reisehaftpflichtversicherung
  • Reiseunfallversicherung
  • Reisegepäckversicherung
  • Reiserechtsschutzversicherung

Ob alle aber wirklich sinnvoll sind, sei mal dahingestellt. Eine Reisegepäckversicherung zum Beispiel ist relativ teuer – und ersetzt in längst nicht jedem Fall den Schaden. Außerdem sind Koffer und Taschen während des Fluges über die Fluggesellschaft abgesichert. Hast du eine Pauschalreise gebucht, trägt der Reiseveranstalter die Verantwortung für dein Gepäck.

Zusammenfassung: Welche Versicherung braucht man und welche nicht?

Als Fazit lässt sich zusammenfassen, dass du gewisse Bereiche des Lebens absichern musst. Zu den Pflichtversicherungen gehören hier die Krankenversicherung, die Kosten für Schäden an deiner Gesundheit übernimmt.

Andere Versicherungen sollten Risiken abdecken, die im Extremfall wirklich teuer werden können und dich mehr kosten, als du jemals aufbringen kannst. Exemplarisch sei hier die private Haftpflichtversicherung genannt, die für Schäden an der Gesundheit oder dem Eigentum anderer geradesteht.

Wie viel Geld du für eine gute Versicherung kalkulieren musst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen schauen die Versicherer Statistiken an, die etwas darüber aussagen, wie wahrscheinlich ein Schaden eintritt. Auch die Anzahl der Menschen, die sich ebenfalls gegen ein bestimmtes Risiko absichern wollen, trägt zur Beitragsermittlung bei.

Inwieweit du einen fachkundigen Berater oder eine Beraterin brauchst, hängt auch von der Art der Versicherung ab, die du haben möchtest beziehungsweise brauchst.

Relativ „einfache“ Versicherungen wie etwa die Hausrat- oder Haftpflichtversicherung kannst du einfach online bei der Versicherungsgesellschaft deiner Wahl abschließen. Hilfreich können hier auch Vergleichsportale sein, die einen günstigen Tarif für deine Bedürfnisse finden.

Bei anderen Versicherungsarten wie etwa einer Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung oder der Wohngebäudeversicherung solltest du dich aber unbedingt fachkundig beraten lassen. Diese Versicherungen sind so komplex, dass man als Laie kaum durch all die Tarife und Bedingungen durchblickt.

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