Mediation: Eine konstruktive Form der Konfliktlösung
Deine Ziele, Werte und Interessen unterscheiden sich von denen deiner Mitmenschen. Das ist auch gut so. Denn ohne diese Individualität wäre das Leben ausgesprochen langweilig. Manchmal führen diese Unterschiede jedoch auch zu Konflikten.
Wenn wir diese Konflikte nicht aus eigener Kraft lösen können, brauchen wir oft externe Hilfe, beispielsweise in Form einer so genannten Mediation. Was Mediation genau ist und welche Vorteile sie mit sich bringt, zeigen wir dir hier.
Was ist Mediation? – Bedeutung der außergerichtlichen Streitbeilegung
Ob Streit mit dem Vermieter oder der Vermieterin oder Ärger am Arbeitsplatz: Es gibt immer wieder Konflikte, die man alleine nicht bewältigen kann. Doch der Gang vor Gericht scheint in solchen Fällen oft zu extrem. Dann ist eine Mediation möglicherweise das perfekte Mittel, um den Streit beizulegen.
Definition: Was bedeutet Mediation?
Mediation ist ein professionelles Verfahren zur Streitschlichtung. Eine neutrale externe Person fungiert hier als Mediator:in. Sie vermittelt zwischen den Parteien, die sich nicht einig sind. Der Mediator oder die Mediatorin hilft den Beteiligten also, gemeinsam eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Die Entscheidung selbst liegt aber bei den Streitparteien. Mediator:innen übernehmen also gewissermaßen die Funktion eines Schiedsgerichts. Sie sorgen dafür, dass die Kommunikation zwischen den streitenden Parteien fair, sachlich und konstruktiv bleibt.
Mediator:innen sind jedoch kein Richter und keine Richterin. Im Gegensatz zum Gerichtsverfahren erfolgt eine Mediation nämlich immer freiwillig. Darüber hinaus endet das Verfahren nicht mit einem Schuldspruch oder mit einer Strafe.
Das klassische Coaching kommt der Mediation zwar etwas näher, jedoch gibt es auch hier große Unterschiede. So ist das Ziel eines Coachings, bereits funktionierende Abläufe zu optimieren, während Mediator:innen versuchen, in Krisensituationen zu vermitteln.
Vorteile von Mediation
Nachfolgend schauen wir uns die Vorteile der Mediation einmal genauer an:
- Eine Mediation kann einen Konflikt beenden, der ansonsten einfach ungelöst geblieben wäre.
- In vielen Streitigkeiten ist die einzige Alternative zur Mediation ein Gerichtsverfahren. Ein Gerichtsurteil ist fremddiktiert und möglicherweise für beide Parteien unbefriedigend. So ist es möglich, dass das Gericht den Fall offiziell für beendet erklärt hat. In Wirklichkeit sind die Beteiligten mit der Lösung aber nicht zufrieden.
- Die Mediation kostet sehr viel weniger Geld, Zeit und Nerven als der Rechtsweg.
- Mithilfe eines Mediationsverfahren lassen sich nicht nur Konflikte bewältigen. Auch kommt es häufig vor, dass sich das Verhältnis zwischen den streitenden Parteien nachhaltig verbessert. Möglicherweise gelingt es, Missverständnisse zu klären und eine bessere Kommunikation zu erlernen. Das ist vor allem von Vorteil, wenn die Konfliktparteien auch zukünftig miteinander zu tun haben.
- Mediator:innen sind zur Vertraulichkeit verpflichtet, was insbesondere bei beruflichen Konflikten wichtig ist.
- Mediationsverfahren haben eine sehr hohe Erfolgsquote: Ungefähr 80 Prozent aller Verfahren führen zu einer außergerichtlichen Einigung. Das heißt: In den meisten Fällen ist es möglich, eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung zu finden.
Ziele, Anwendungsgebiete und Beispiele erfolgreicher Konfliktlösung
Ziel einer Mediation ist immer, einen Konflikt so beizulegen, dass
- beide Seiten von der Lösung profitieren.
- keine Partei einen unbefriedigenden Kompromiss eingehen muss.
Diese Art der Vermittlung kann sowohl privat als auch im geschäftlichen oder öffentlichen Bereich Anwendung finden.
Um dir einen Eindruck der Vielseitigkeit von Mediation zu vermitteln, siehst du hier ihre Einsatzgebiete:
- Arbeitsrecht: Alle möglichen Konflikte am Arbeitsplatz.
- Zivilrecht: Vor allem Miet- und Verbraucherrecht sowie Auseinandersetzungen zwischen Nachbarn oder Nachbarinnen.
- Baurecht: Sehr oft gibt es Konflikte zwischen Bauherren oder Bauherrinnen und den Behörden.
- Familienangelegenheiten: Gerade Trennungen und Scheidungen bergen ein hohes Konfliktpotenzial.
- Erbrecht: Wenn sich die Hinterbliebenen nicht einig werden können, hilft oft eine Mediation.
- Strafrecht: Durch einen Täter-Opfer-Ausgleich lässt sich ein Gerichtsverfahren manchmal komplett vermeiden. Nicht selten kommt es hierbei auch zu einer Strafmilderung.
- Schulen: Wenn sich Konflikte im schulischen Umfeld nicht intern lösen lassen, ist eine Mediation häufig der richtige Schritt.
- Politik: Auch auf der großen Weltbühne kommt das Prinzip der Meditation sehr oft zum Einsatz.
Mediation: So funktioniert die Streitbeilegung in der Praxis
Zwar findet die Mediation nicht im Gerichtssaal statt, trotzdem handelt es sich dabei um ein offizielles Verfahren. Der Mediator hält sich an klare Regeln und wendet bewährte Methoden der Konfliktlösung an.
Ablauf des Mediationsverfahrens
Es gibt verschiedene Methoden, eine Mediation durchzuführen. Grundsätzlich läuft das Verfahren aber immer nach den folgenden Schritten ab:
- Eröffnung: Der Mediator oder die Mediatorin erklärt den Ablauf und die Regeln der Mediation. Zu Beginn des Verfahrens unterschreiben alle Parteien einen „Mediationsvertrag“. Dieser enthält alle für den Mediationsprozess entscheidenden Regelungen und Verpflichtungen.
- Konfliktthema: Der Mediator oder die Mediatorin macht sich zunächst ein Bild der Auseinandersetzung. Dabei sammelt er oder sie die Themen und bringt diese in eine sinnvolle Reihenfolge.
- Konfliktbearbeitung: Die streitenden Parteien erklären ihre Sichtweisen, Motive, Wünsche und Gefühle. Die persönlichen Bedürfnisse aller Beteiligten müssen klar sein, bevor diese Phase endet.
- Konfliktlösung: Die beiden Parteien suchen Lösungswege, machen Lösungsvorschläge und bewerten diese. Der Mediator leitet dieses Brainstorming, trifft aber selbst keine Entscheidungen.
- Einigung: Kommen die beiden Parteien schließlich zu einer Lösung, wird diese schriftlich festgehalten. Diese Abschlussvereinbarung stellt einen verbindlichen Vertrag dar.
Das Schiedsamtsverfahren
Oft wird die Mediation mit dem Schiedsamtsverfahren, auch Schlichtung genannt, gleichgesetzt oder verwechselt. Das Schiedsamtsverfahren nutzt zwar auch mediative Ansätze, dennoch handelt es sich um zwei komplett unterschiedliche Verfahren! Denn beim Schiedsamtsverfahren liegt die endgültige Entscheidung bei einem Ombudsmann beziehungsweise einer Ombudsperson. Ein Mediator oder eine Mediatorin fördert hingegen die Kommunikation zwischen den beiden Parteien. Bei der Mediation sind also beide Parteien hinterher in der Lage, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Die Kostenfrage: Was kostet ein Mediator/ eine Mediatorin?
Das Stundenhonorar eines Mediators oder einer Mediatorin hängt sehr stark davon ab, in welchem Fachbereich er oder sie arbeitet. So kostet eine Mediation im wirtschaftlichen oder politischen Sektor normalerweise mehr als im privaten Bereich.
Die Kosten für eine Stunde Mediation belaufen sich normalerweise auf 150 bis 300 Euro. Wie viel das Verfahren kostet, richtet sich aber vor allem nach der Dauer der Konfliktbeilegung.
Gesetzliche Regelungen zur Mediation
Der deutsche Gesetzgeber unterstützt die Mediation als außergerichtliches Einigungsverfahren. Deshalb hat der Bundestag 2012 ein Mediationsgesetz verabschiedet, welches dieses Verfahren regelt. Es definiert außerdem die Aufgaben der Mediatoren und Mediatorinnen. Auch die Prinzipien der Freiwilligkeit und der Neutralität sind dort festgehalten.
Professionelle Streitschlichtung: Beruf Mediator/ Mediatorin
“Mediator” oder “Mediatorin” ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Nach einer entsprechenden Ausbildung besteht aber die Möglichkeit, den Titel „zertifizierter Mediator/zertifizierte Mediatorin” zu erwerben. Qualifizierte Mediatoren und Mediatorinnen sind zudem meist Mitglied in einem Fachverband wie dem deutschen Bundesverband Mediation e.V..
Die Ausbildung zum Mediator dauert in der Regel 12 bis 18 Monate. Sie umfasst mindestens 200 Stunden und findet meist berufsbegleitend statt. Der Großteil der Mediatoren und Mediatorinnen kommt allerdings aus juristischen, psychosozialen oder kaufmännischen Berufen. Und das nicht ohne Grund: Schließlich müssen sie in der Lage sein, streitende Parteien kompetent bei der Konfliktlösung zu unterstützen.
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