NEFZ: Der „Neue Europäische Fahrzyklus”

Von Marie 9 März, 2023
4 minutes
NEFZ

Im Juli 1992 wurde das NEFZ-Verfahren in der EU eingeführt, um den Kraftstoffverbrauch und den Abgasausstoß von Kraftfahrzeugen zu messen. Wie die NEFZ-Prüfung funktioniert und warum sie mittlerweile durch WLTP ersetzt wurde, erfährst du im folgenden Beitrag.

NEFZ: Das bisherige Testverfahren im Überblick

Nach seiner Einführung war der NEFZ-Testzyklus eine Voraussetzung für die Markteinführung eines Neuwagens. Alle herstellenden Unternehmen mussten also ihre neuen Modelle dieser Prüfung unterziehen, bevor sie sie verkaufen durften.

Das NEFZ-Verfahren findet in einer klimatisierten Halle auf einem Rollenprüfstand statt, das Auto wird nicht im echten Straßenverkehr bewegt. Dadurch soll garantiert werden, dass der NEFZ-Test für alle Fahrzeuge unter immer gleichen Bedingungen stattfindet. Auch die fahrende Person muss bei jeder Testfahrt das gleiche Programm durchlaufen. Sie fährt eine festgelegte Strecke in einer bestimmten Zeit. Die verschiedenen Testzyklen sollen unterschiedliche Bedingungen simulieren, deshalb gibt es einen Stadtverkehr- und einen Autobahnzyklus. Der fahrenden Person wird dabei vorgegeben, wann sie schalten, wann und wie hoch sie beschleunigen und wann sie bremsen soll.

Während der gesamten Fahrtzeit werden die Abgase gemessen, die aus dem Auspuff strömen. Aus den so gesammelten Daten berechnen sich die Verbrauchs- und Emissionswerte des Autos. Die NEFZ-Werte dienen einerseits dazu, die Höhe der Kfz-Steuer für das entsprechende Modell zu errechnen. Andererseits kann man anhand dieser Zahlen auch Fahrzeuge verschiedener Hersteller miteinander vergleichen.

Anbei siehst du die Testvorgaben des NEFZ-Fahrzyklus in einer Tabelle. Weil NEFZ durch WLTP abgelöst wurde, findest du die entsprechenden Parameter ebenfalls zum Vergleich in der Gegenüberstellung.

Verfahren NEFZ WLTP
Zyklusdauer 20 Minuten 30 Minuten
Testdistanz 11 Kilometer 23,2 Kilometer
Standzeitanteil 25 Prozent 13 Prozent
durchschnittliche Geschwindigkeit 34 km/h 46,6 Kilometer pro Stunde
höchste Geschwindigkeit 120 km/h 131 km/h
Starttemperatur Kalt: 20 bis 30 Grad Celsius Kalt: 14 bis 23 Grad Celsius
Antriebsleistung durchschnittlich 4 Kilowatt, maximal 34 Kilowatt Durchschnittlich 7,5 Kilowatt, maximal 47 Kilowatt
Sonderausstattungen werden nicht berücksichtigt werden berücksichtigt
Testphasen  zwei Phasen: Innerorts/Stadtverkehr, Außerorts/Autobahn vier Phasen: Niedrig, Mittelhoch, Hoch, Besonders hoch
NEFZ

Umstellung von NEFZ auf WLTP

Der NEFZ-Test wurde jahrelang stark kritisiert und deswegen schließlich abgeschafft. Seit September 2018 müssen alle Neuwagen stattdessen den WLTP-Zyklus durchlaufen, um ihre Erstzulassung zu erhalten. Das neue Verfahren soll in vieler Hinsicht besser sein:

  • Realitätsnah: Dass die NEFZ-Werte stets viel niedriger als die tatsächlichen Abgaswerte eines Fahrzeuges sind, war der größte Kritikpunkt am alten Testzyklus. Auch die Herstellerangaben zum Kraftstoffverbrauch eines Autos wurden früher mittels NEFZ ermittelt und entsprachen jeweils nicht der Wirklichkeit. Die NEFZ-Angaben eignen sich eher dazu, verschiedene Fahrzeuge in der Theorie miteinander zu vergleichen. Autokäufer:innen geben sie aber keine genaue Auskunft darüber, wie viel Benzin oder Diesel das Fahrzeug in der Praxis verbraucht. Die WLTP-Werte sollen näher an der Realität sein. Obwohl WLTP immer noch im Labor stattfindet, simuliert es die Wirklichkeit besser als NEFZ, wie du in der obigen Tabelle deutlich sehen kannst.
  • Geringere Optimierung: Sowohl NEFZ als auch WLTP werden von den herstellenden Unternehmen selbst in hauseigenen Testlabors durchgeführt. Der NEFZ-Test ermöglichte es den Herstellern, die bestmöglichen Werte zu erzielen. Die Resultate waren nicht falsch, jedoch waren sie so sehr optimiert, dass sie eben viel niedriger als die Realwerte des Fahrzeugs waren. Um diese extreme Optimierung zu verhindern, ist der WLTP-Zyklus auf ein dynamisches Fahrprofil abgestimmt. So wird beispielsweise ein höheres Tempo gefahren und verschiedene Verkehrsverhältnisse simuliert. Auch die Beladung des Fahrzeugs wurde angepasst und Sonderausstattungen wie Klimaanlage fließen in die Resultate mit ein.
  • Genauere Schadstoffmessung mit RDE: Autoabgase bestehen aus einer Vielzahl verschiedener chemischer Zusammensetzungen. Manche dieser Schadstoffe können aber nur unter realistischen Fahrbedingungen korrekt gemessen werden. Deshalb kann der WLTP-Zyklus noch durch einen RDE-Test ergänzt werden. Bei diesem „Real Driving Emissions Zyklus” verlässt das Fahrzeug das Labor und ist im echten Straßenverkehr Ein am Auto angebrachtes Messgerät erfasst den Ausstoß von Stickoxiden und anderen Schadstoffen.
  • Unterschiedliche Fahrzeugklassen: Beim NEFZ-Test wurde normalerweise das leichteste Basismodell einer Baureihe auf den Prüfstand gestellt, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen. Im WLTP-Verfahren werden die Fahrzeuge in verschiedene Gewichts- und Leistungsklassen eingeteilt, um auch hier differenzierte Profile zu erhalten.

Die neue Abgasnorm: EURO 6c/6d/6d TEMP, NEFZ, WLTP oder RDE?

1991 wurde in der EU die erste Abgasnorm eingeführt. Die Euro-Norm 1 definierte erstmals Grenzwerte für Abgasemissionen von Fahrzeugen. Im Zuge des Umweltschutzes werden diese Werte alle paar Jahre neu definiert und weiter reduziert. Deshalb sind wir mittlerweile bei Euro 6 angekommen. Diese besteht aus neun verschiedenen Kategorien, von denen für dich als Autokäufer:in vor allem diese drei relevant sind:

  • Euro-Norm 6c: Sie gilt für alle Neuwagen mit Erstzulassung ab dem 1. September 2018. Für diese Norm wurden zum ersten Mal die Abgas- und Verbrauchswerte im WLTP-Verfahren statt im NEFZ-Testzyklus ermittelt.
  • Euro-Norm 6d TEMP: Alle Neuzulassungen seit dem 1. September 2019 unterliegen dieser Norm. Bei dieser Norm kommt ergänzend zum WLTP-Test auch der RDE-Zyklus zum Zuge, um möglichst realistische Werte zu erhalten.
  • Euro-Norm 6d: Die neueste Norm gilt für Neuwagen seit dem 1. Januar 2021. Auch hier werden Verbrauch und Emissionen mit WLTP und RDE gemessen. Im Vergleich zu Euro 6d TEMP dürfen bei Euro 6 die Grenzwerte nur noch um den Faktor 1.5 statt 2.1 höher liegen.

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