Maut
Bist du in Europa mit dem Auto unterwegs und überquerst dabei zahlungspflichtige Straßen, musst du eine Mautgebühr entrichten. Jedes Land folgt dabei jedoch unterschiedlichen Regelungen. Wenn du auf deiner Reise gleich mehrere Länder durchqueren möchtest, kann es schnell unübersichtlich werden.
Wir verschaffen dir einen Überblick über die diversen Maut-Systeme in Deutschland, Europa und der Welt. So bist du für deine nächste Reise bestens gerüstet.
Was ist die Maut?
Die Maut ist die Zollabgabe, die du entrichtest, wenn du Verkehrsbauwerke nutzt, deren Nutzung zahlungspflichtig ist. Sie ist auch unter dem Namen „Straßenbenutzungsgebühr“ bekannt. Mit Verkehrsbauwerken können hierbei Straßen, aber auch Brücken oder Tunnel gemeint sein. Durch die Mautabgabe wird die Wartung jener Bauwerke finanziell unterstützt.
Die Mautgebühren lassen sich in urbane und interurbane Abgaben unterteilen. Urbane Mautgebühren beziehen sich auf die Stadt. So kann beispielsweise eine Gebühr in Form einer Citymaut zu zahlen sein, wenn du in eine Innenstadt einfährst. Des Weiteren sind auch oft Mautabgaben zu entrichten, wenn du bestimmte Umweltzonen durchquerst. Interurbane Mautgebühren betreffen das Straßennetz zwischen Städten – so zum Beispiel solche für Autobahnen.
Die Gesetzesgrundlage der Mauttarife findest du im Bundesfernstraßenmautgesetz, kurz BFStrMG. Dort steht festgeschrieben, dass sich der finale Gesamtbetrag der Mautgebühr aus der zurückgelegten Strecke auf der mautpflichtigen Strecke zusammensetzt. Im Mautsatz pro Kilometer ist festgehalten, welche Kosten sich aus der Infrastruktur und aus der verursachten Umweltverschmutzung ergeben.
Diesen Zweck hat die Straßennutzungsgebühr
Die Abgabe der Straßennutzungsgebühr verfolgt gleich mehrere Ziele:
- Im Fokus steht die Finanzierung der bereits bestehenden Infrastruktur sowie die Begleichung der Kosten von zukünftigen Projekten. Außerdem soll durch die Mautgebühr die Nachfrage nach dem begrenzten Gut der Straße koordiniert werden.
- Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Entlastung der Umwelt. Durch die Kostenerhebung will man die motorisierte Verkehrsteilnahme verringern und somit belastende Abgasemissionen eindämmen.
- Zu geringeren Anteilen dient die Mautgebühr zudem dem Generieren zusätzlicher Einnahmen, die in den öffentlichen Haushalt fließen. Darüber hinaus deckt sie Umweltkosten, die nicht vollständig durch den Verursacher oder die Verursacherin zu begleichen sind. Darunter zählen zum Beispiel Kosten, die durch Lärmemission oder Luftverschmutzung entstehen.
Hier musst du Maut zahlen
Eine Mautgebühr musst du dann bezahlen, wenn du territorial gebundene Verkehrsbauwerke nutzt. Die häufigste Form der Straßennutzungsgebühr wird in Europa bei der Nutzung von Autobahnen fällig. In diesem Fall verlangt die jeweilige Region Pauschalbeträge oder entfernungsabhängige Gebühren.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Typen von Mautgebühren. Zum einen gibt es die streckenbezogene Maut, die sich an der zurückgelegten Strecke orientiert. Zum anderen kannst du eine zeitgebundene Vignette erwerben, die sich auf die Nutzungsdauer des jeweiligen Verkehrsbauwerks bezieht. Die Vignette kannst du an Grenzübergängen oder Tankstellen sowie Postämtern erwerben.
Die Maut in Deutschland
Die Abgabe der Maut in Deutschland reicht schon bis in das Mittelalter zurück. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Zollabgabe zu dem ausgeklügelten und technisch aufwendigen System der Maut.
Innerhalb Deutschlands wird eine Maut für Lkw-Fahrer und Lkw-Fahrerinnen erhoben, die Bundesstraßen und Bundesautobahnen nutzen. Ein Gesetzesentwurf zur Mauterhebung für Pkw-Fahrer:innen ist in Planung. Ob und wann dieser umgesetzt wird, ist jedoch ungewiss.
Die durch die Maut generierten Einnahmen müssen in Deutschland dem Gebiet zufließen, in dem sie erhoben werden. Demnach profitieren der Neubau und die Instandhaltung der Infrastruktur von den Geldern der Mauteinnahmen.
LKW-Maut
In den Jahren 1995 bis 2003 war Deutschland Teil des Eurovignettensystems. 2005 wurde dieses System durch die Lkw-Maut für Autobahnen ersetzt. Die zurückgelegte Strecke der Lkw-Fahrer:innen ist dabei nicht berücksichtigt.
Mittlerweile gilt die Maut für LKW auch auf den Bundesstraßen. Zudem sind Fahrzeuge ab einem Gewicht von 7,5 Tonnen von dieser Maut betroffen.
PKW-Maut
In den Jahren um 1990 beriet man von politischer und wissenschaftlicher Seite erstmals über die Einführung einer Maut für Pkw. Infolgedessen hielt die Mautregelung für Pkws im Koalitionsvertrag für das Kabinett Merkel III Einzug. In den folgenden Jahren entstand die Diskussion, ob die Maut nur für ausländische Fahrzeuge gelten soll. Eine Alternative wäre die Ausdehnung auf die gesamte Straßenlandschaft. Diese Überlegungen wurden jedoch verworfen.
Die Höhe der zu leistenden Abgabe richtet sich nach dem Infrastrukturabgabengesetz. Der Maximalbetrag liegt bei 130 Euro. Mit dem Beginn der Erhebung der Mautabgaben gibt es gleichsam eine Ermäßigung der Kfz-Steuer in Höhe der geleisteten Gebühr.
Maut für bestimmte Bauwerke
In seltenen Fällen gibt es Mautgebühren für Privatstraßen der Bundesrepublik. Auch für gemeindeeigene Mautstraßen können Abgaben fällig werden. Dazu zählen beispielsweise die Straße zwischen Schloss Elmau und Kleis in Bayern oder der Warnowtunnel in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Großteil bestimmter Bauwerke, die eine Maut verlangen, stellen jedoch Brücken und Tunnel dar. Auch hier dient die Mautgebühr dazu, die Baumaßnahmen sowie den Erhalt und den Betrieb zu finanzieren.
Die Innenstadtmaut
Unter der Innenstadtmaut versteht man Abgaben, die fällig werden, wenn Lkw- und Pkw-Führer:innen innerstädtische Straßen befahren. In Deutschland existiert diese Form der Maut allerdings nicht.
Städte wie Singapur nutzen die Innenstadtmaut, um eine Verkehrsminderung im Innenstadtbereich zu erwirken. Dem Beispiel folgend haben auch verschiedene norwegische Städte eine Innenstadtmaut eingeführt.
Grundsätzlich dient die Mautgebühr der Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur. In den letzten Jahren rückte aber auch vermehrt der Aspekt des Umweltschutzes in den Fokus. Durch eine Verteuerung des individuellen Verkehrs soll die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel an Attraktivität gewinnen.
Weitere Maut-Systeme in Europa
Viele europäische Staaten wie beispielsweise Bulgarien, Italien, Österreich, Spanien und Ungarn betreiben Mautsysteme. Aber auch nicht EU-Staaten wie Norwegen oder Serbien verlangen Straßennutzungsgebühren.
Innerhalb der EU müssen Mautregelungen zwingend mit dem Europäischen Recht vereinbar sein. Dies soll eine Diskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit verhindern.
Diese Maut-Kategorien gibt es in Europa
Anhand der zurückgelegten Strecke und der jeweiligen Fahrzeugklasse lässt sich die Höhe der Straßennutzungsgebühr festlegen. Die Einteilung der Fahrzeugklassen kann dabei wie folgt aussehen:
- Klasse 1: Motorräder und PKW unterschreiten eine Höhe von 1,10 m an der ersten Achse
- Klasse 2: Zweiachsige Kfz mit einer Höhe über 1,10 m an der ersten Achse
- Klasse 3: Dreiachsige Kfz mit einer Höhe über 1,10 m an der ersten Achse
- Klasse 4: Kfz mit einer Höhe über 1,10 m an der ersten Achse und insgesamt mehr als drei Achsen
Außereuropäische Maut-Systeme
Außerhalb Europas gestalten sich die Maut-Systeme je nach Land und Region sehr unterschiedlich. Die Erhebung der Mautgebühr reicht dabei von Privat- über Bundesstraßen und Autobahnen, sowie Tunnel und Brücken. In einigen Ländern müssen auch nicht landesregistrierte Fahrzeuge Abgaben leisten. In großen Städten wird zudem oft eine sogenannte Citymaut fällig, die für die Beruhigung des Innenstadtverkehrs sorgen soll.
Erkundige dich am besten immer vor Reiseantritt über die jeweiligen Bestimmungen der Mautgebühren.
Tipp: Wenn du schon einmal dabei bist, deine internationale Reise zu planen, empfehlen wir dir unsere Tipps für lange Autofahrten. Des Weiteren kann auch ein Blick in unsere Beiträge zum Auslandsschadenschutz und zu Unfällen im Ausland nicht schaden. Außerdem solltest du dich informieren, welche Variante eines internationalen Führerscheins du möglicherweise brauchst. So bist du bestens auf deine Reise vorbereitet!
Das passiert, wenn du dich vor der Maut drückst
Wenn du während deiner Autofahrt eine Landesgrenze überquerst, musst du nicht immer eine Mautstation passieren. Dann kann es schon mal vorkommen, dass du den Kauf einer Vignette oder die elektronische Anmeldung des Autos vergisst.
Solltest du das Entrichten der Mautgebühr vergessen oder wissentlich unterlassen, können dir heftige Sanktionen drohen. Je nach Land werden verschiedene Bußgelder fällig.
In Slowenien kann dich das Prellen der Maut bis zu 800 Euro kosten. Die Slowakei bestraft ein Mautvergehen mit dem dreifachen Preis der Vignette. Teilweise kann man aber auch das Zehnfache von dir verlangen.
Auch unser Nachbarland Österreich greift bei Mautprellern hart durch. Es sanktioniert mit einer Ersatzmaut oder einer Geldstrafe von bis zu 300 Euro.
Nicht vergessen: Neben der Maut für Straßen und Autobahnen werden in vielen Ländern Sondergebühren für bestimmte Verkehrsbauwerke fällig.
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