Allradantrieb: Alles, was du wissen musst!

Von Erik Lehnert 27 September, 2023
6 Minuten
Allradantrieb

Ist jedes Auto mit Allradantrieb gleichzeitig ein Geländewagen? Nein, aber jedes Geländefahrzeug verfügt über einen Allradantrieb. Wie der Allradantrieb funktioniert und welche unterschiedlichen Systeme es gibt, erfährst du hier. Außerdem verraten wir dir die Vorteile des Allradantriebes und ob es eventuell auch Nachteile gibt.

Wie funktioniert der Allradantrieb?

Heutzutage verfügen Pkw meist über vier Räder und daher wird der Allradantrieb in der Regel mit 4×4, 4WD (Four Wheel Drive) oder AWD (All Wheel Drive) abgekürzt. Kurz gesagt: Es verrät bereits der Begriff selbst, wie der Allradantrieb funktioniert. Beim Allradantrieb kommen nämlich alle vorhandenen Räder für die Übertragung der Arbeitsleistung vom Auto auf die Fahrbahn zum Einsatz. Die vom Motor erzeugte Antriebsleistung wird dann über ein Verteilergetriebe auf das Achsgetriebe der Vorderachse sowie der Hinterachse übertragen.

Beim Allradantrieb unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Grundkonfigurationen – dem zuschaltbaren Allradantrieb und dem permanenten Allradantrieb. Auch gibt es noch den automatisch zuschaltbaren Allradantrieb. Auf diese drei Systeme gehen wir im Folgenden genauer ein.

Manuell zuschaltbarer Allradantrieb

Wenn jeweils nur eine der Achsen angetrieben wird, spricht man vom zuschaltbaren Allradantrieb. Im Bedarfsfall kann die andere Achse über eine Kupplung mit der antreibenden Einheit verbunden werden. In älteren Modellen mit zuschaltbarem Allradantrieb musste die Zuschaltung noch selbst per Hand geschehen. Frühere Versionen machten den Einsatz dieses Systems auf Fahrbahnen mit griffigem Untergrund mehr oder weniger unmöglich. Dies lag daran, dass der Antrieb der Räder gleichzeitig mit einer starren Verbindung der Achsen einherging.

Dennoch gibt es auch heute noch Fahrzeuge, die auf das Prinzip des manuell zuschaltbaren Allradantriebs vertrauen. Zu den bekanntesten Modellen gehören beispielsweise der Jeep Wrangler, der Suzuki LJ und die Land Rover Serie. Diese beliebten Geländewagen fahren im normalen Verkehrsbetrieb nicht mit Allradantrieb, sondern meist im Heckantrieb. Erst wenn abzusehen ist, dass die Straßenverhältnisse Allrad erfordern oder wenn das Auto schon nicht mehr vorankommt, wird 4×4 dazugeschaltet. Durch Betätigung eines Hebels oder das elektrische Einlegen des Allradantriebs werden die Vorder- und die Hinterachse zusammengeschaltet.

Vorteile des manuell zuschaltbaren Allradantriebs

Der manuell zuschaltbare Allradantrieb ist günstiger in der Herstellung. Er eignet sich auch für den Alltag, wenn du keinen Allradantrieb benötigst. Außerdem ist der Antriebsstrang leichter als beim permanenten Allradantrieb mit Mitteldifferenzial. Da beim zuschaltbaren Allradantrieb das Mitteldifferenzial und dessen zugehörige Sperre fehlen, ist zudem der Aufbau einfacher. Nichtsdestotrotz leistet der Antrieb dieselbe Leistung wie ein Fahrzeug mit permanentem Allradantrieb und Mitteldifferenzial. Ein weiterer Vorteil des manuell zuschaltbaren Allradantriebs ist die Einsparung von Kraftstoff. Diese wird mit etwa vier bis sechs Prozent gegenüber dem permanenten Allradantrieb betitelt.

Nachteile des manuell zuschaltbaren Allradantriebs

Es gilt teilweise als umständlich, zwischen Zwei- und Allradantrieb zu wechseln. Dies ist vor allem der Fall, wenn beispielsweise schwierige Wetterverhältnisse herrschen. Auch bei unterschiedlichen Fahrbahn Beschaffenheiten kann sich das manuelle Zuschalten des Allradantriebs schwierig gestalten. Insbesondere unerfahrene Fahrerinnen und Fahrer bemängeln dies.

Permanenter Allradantrieb

Beim permanenten Allradantrieb werden alle Räder stets mit Leistung versorgt. Da du diesen Allradantrieb nicht manuell zu- oder abschalten musst, steht er dir konstant zur Verfügung. Dies macht ein Mitteldifferenzial notwendig, das den Ausgleich der unterschiedlichen Drehzahlen zwischen der Vorder- und Hinterachse bewirken soll. Damit es jedoch nicht passiert, dass sich das Auto im Gelände plötzlich nicht mehr bewegt, kannst du das Mitteldifferenzial sperren. Wenn du das nicht machst, würde sich dein Wagen nicht mehr bewegen, sobald auch nur ein Reifen durchdreht.

Durch das Sperren des Mitteldifferenzials verbinden sich die Vorder- und die Hinterachse starr miteinander. Dein Auto kann dadurch über jene Achse weiterfahren, an der beide Reifen noch Traktion haben. Achtung: Diese Sperre darfst du aber nur im Gelände einsetzen beziehungsweise auf losem Untergrund. Auf normalem Asphalt kannst du im schlimmsten Fall mit einer eingeschalteten Mittelsperre einen Schaden im Antriebsstrang hervorrufen. Dies liegt daran, dass dadurch der Ausgleich der unterschiedlichen Drehzahlen nicht stattfinden kann. Beliebte Modelle mit permanentem Allradantrieb sind beispielsweise der Land Rover Defender, der Mercedes-Benz G und der Lada Niva 4×4.

Vorteile des permanenten Allradantriebs

Der größte Vorteil des permanenten Allradantriebs ist, dass er jederzeit wirkt. Du musst ihn also nicht erst aktivieren. Auch musst du dir keine Gedanken darüber machen, in welchen Situationen du den Allradantrieb einsetzt. So kannst du im Eifer des Gefechts und in Gefahrensituationen auch nicht vergessen, ihn einzuschalten.

Nachteile des permanenten Allradantriebs

Wenn dein Auto permanent alle vier Räder antreiben muss, verbraucht es gleichzeitig mehr Kraftstoff. Oft werden mit dem permanenten Allradantrieb nämlich mehr Massen bewegt, als nötig wären. Griffiger Untergrund, wie zum Beispiel trockener Asphalt, braucht in der Regel keinen Allradantrieb. Das zusätzliche Mitteldifferenzial sorgt zudem für zusätzliches Gewicht des Autos. Außerdem sind Geländewagen mit permanentem Allradantrieb meist teurer als jene mit zuschaltbarem Allradantrieb.

Allradantrieb

Automatisch zuschaltbarer Allradantrieb

Am häufigsten ist mittlerweile der automatisch zuschaltbare Allradantrieb im Einsatz. Je nach Hersteller variiert die Technik, jedoch kommen meist kupplungsbasierte Systeme zum Einsatz. Diese werden oft mit Elektromotoren kombiniert. Beim automatischen Allradantrieb koppeln die Achsen je nach Bedarf. Dies geschieht vollautomatisch, ohne dass du etwas machen musst. Die aktuellen Systeme der Autohersteller erkennen mittlerweile innerhalb weniger Augenblicke jene Situationen, die Allrad erfordern. Daher sind gegenüber der mechanischen Zuschaltung des Allradantriebs eigentlich keine Nachteile mehr festzustellen.

Die Vorteile

Die generellen Vorteile eines Allradantriebs hängen natürlich davon ab, welches System im Auto verbaut ist. Je moderner das Allrad-System ist, desto weniger lassen sich hilfreiche Funktionen wie die Differenzialsperre oder die Traktionskontrolle davon trennen. Aktuelle Systeme vereinen alle Vorteile. Bezogen auf das Zuschalten einer Achse können wir hier die Spritersparnis als Vorteil nennen. Durch stetige Weiterentwicklungen wurden die Systeme immer ausgefeilter.

Allradantriebe, die einzelne Räder steuern können, bieten mehrere Vorteile. Bei normalen Straßengegebenheiten arbeiten sie als Fahrassistenzsystem. So unterstützen sie dich beispielsweise beim dynamischen Fahren, bieten Unterstützung in Kurven und sorgen für mehr Sicherheit bei schlechtem Wetter. Ein Auto mit Allradantrieb, das jedes einzelne Rad steuern kann, ist dir natürlich auch im Gelände ein großer Nutzen. Jedes Rad wird dort nämlich so gesteuert, wie es der Untergrund verlangt. Ein allradgetriebener Wagen mit Elektromotor in der Achse bietet die Vorteile, dass viel Kraft und eine präzise Ansteuerung zur Verfügung stehen.

Die Nachteile

Was vor allem autobegeisterte Menschen als größten Nachteil von Autos mit Allradantrieb sehen, ist der fehlende Spaß. Je mehr der Wagen „von selbst” macht, desto weniger Erlebnis und Erfolgsgefühl bleibt für dich als Fahrer/in. So sehen es natürlich nicht alle Allradfahrer/innen. Hast du ein Auto mit älterem Allradantrieb, bemerkst du vermutlich mehr Nachteile, als wenn du Besitzer eines neuen Geländewagens wärst. Die Hersteller tüfteln aber stetig an Verbesserungen der Technik, um Nachteile zu beseitigen oder zumindest zu verbessern.

Vor allem bei älteren Modellen mit automatisch zuschaltbarem Allradantrieb ist der größte Nachteil, dass du den Allradantrieb erst anregen musst. Konkret bedeutet das, dass das Auto schon feststecken muss, damit die Sensoren den misslichen Zustand feststellen und der Allradantrieb reagiert. Heutzutage könnte es bei kupplungsbasierten Elektroniksystemen dazu kommen, dass der Allradantrieb durch Überlastung außer Gefecht gesetzt wird. Kommt es zu Überhitzung und Verschleiß, greift in letzter Instanz die Steuerung ein und legt den Antrieb still. Sind deine Reifen unterschiedlich stark abgefahren, stellt sich ein ständiger Unterschied in den Drehzahlen ein. Auch dann droht schneller Verschleiß. Kontrolliere daher regelmäßig die Profiltiefe und den Reifendruck.

Allradantrieb und Bremsen

Was moderne Allrad-Autos auch nicht besser als Autos mit Front- oder Heckantrieb können: Bremsen. Das heißt, dass du mit Allradantrieb zwar so gut wie jede schneebedeckte Bergstraße hinaufkommst. Geht es aber um das Herunterfahren bei Schnee, könntest du auch mit einem Geländewagen ins Rutschen kommen. Da nützt es dir auch nichts mehr, wenn du die Bremsweg-Formel im Schlaf aufsagen kannst oder ein Fahrsicherheitstraining hinter dir hast. Weisen beispielsweise Hinweisschilder darauf hin, auf der Fahrt ins Tal Schneeketten anzulegen, solltest du das auch als Allradfahrer/in befolgen.

Bildnachweise: Headerbild ©AdobeStock_609882318_Sergey; Bild 1: ©AdobeStock_617410685;Muhammad

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