Reißverschlussverfahren

Von Julia Schäfer 7 November, 2023
4 minutes

Haben dich Fahrlehrer:innen auch immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, das Reißverschlussverfahren zu beachten? Vielleicht hast du dich in der Vergangenheit gefragt, ob es Pflicht ist, anderen zu erlauben, sich „einzufädeln“? Rund um das Reißverschlussprinzip gibt es zahlreiche Vorurteile und Meinungen. Die folgenden Abschnitte zeigen dir auf, was stimmt.

Was ist das Reißverschlussverfahren?

Das Reißverschlussverfahren kann dabei helfen, einen Stau auf der Autobahn und besonders zähfließenden Verkehr zu vermeiden. Jedoch nur dann, wenn alle mitmachen und jeder weiß, was er zu tun hat. Die entsprechenden Vorgaben hierzu findest du in der Straßenverkehrsordnung.

Wie funktioniert das Reißverschlussverfahren?

Das Reißverschlussverfahren macht seinem Namen alle Ehre. Denn: Beim Einfädeln „greifen“ die Autos ebenso ineinander, wie die einzelnen Teile eines Reißverschlusses. Wenn eine Fahrspur endet, halten diejenigen, die sich auf der fließenden Seite befinden, an. Die Verkehrsteilnehmer:innen, die sich auf der anderen Spur befinden, können sich einfädeln. Richtig ausgeführt geschieht das Ganze abwechselnd. Einmal fährt ein Auto der „fließenden Spur“ und einmal ein Auto der entfallenden usw.

Verstößt du an einer Stelle gegen das Reißverschlussverfahren, an der du es anwenden müsstest, kannst du mit einem Bußgeld von 20 Euro rechnen. Aber wann musst du das Reißverschlussverfahren überhaupt anwenden? Für welche Fälle ist das Reißverschlussverfahren vorgesehen?

In diesen Fällen ist das Reißverschlussverfahren Pflicht

Wenn eine Fahrspur auf einer mehrspurigen Straße endet, musst du das Reißverschlussverfahren anwenden. Ein klassisches Beispiel: Du bist auf der Autobahn unterwegs und plötzlich verengt sich die Fahrbahn wegen einer Baustelle von drei auf zwei Streifen. Hältst du dich nicht an das Reißverschlussverfahren, musst du im Schadenfall eine Teilschuld übernehmen.

Das sagt die StVO außerdem zum Reißverschlussverfahren

Wann das Reißverschlussverfahren anzuwenden ist und wer beim Reißverschlussverfahren Vorfahrt hat, regelt die STVO:

„Ist auf Straßen mit mehreren Fahrstreifen für eine Richtung das durchgehende Befahren eines Fahrstreifens nicht möglich oder endet ein Fahrstreifen, ist den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Übergang auf den benachbarten Fahrstreifen in der Weise zu ermöglichen, dass sich diese Fahrzeuge unmittelbar vor Beginn der Verengung jeweils im Wechsel nach einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug einordnen können (Reißverschlussverfahren).“(StVO § 7, Abs. 4)

Diese Vorgaben lassen nicht viel Spielraum. Achte darauf, dich tatsächlich immer erst „unmittelbar“ vor dem Hindernis einzufädeln. Ansonsten missachtest du nicht nur die Vorgaben zum Reißverschlussverfahren, sondern erhöhst zudem noch die Staugefahr.

Die Vorfahrtsregeln im Reißverschlusssystem

Beim Reißverschlusssystem ist wichtig, dass sich die Verkehrsteilnehmer:innen abwechselnd Vorfahrt geben. Dagegen steht die Regel, dass eigentlich die Fahrer, die sich auf der freien Spur befinden, Vorfahrt haben. Das System stellt dementsprechend eine Art „Kompromiss“ dar. Es sorgt dafür, dass der Verkehr auf einer Spur nicht komplett zum Erliegen kommt.

Gleichzeitig musst du es den einfädelnden Fahrern ermöglichen, gefahrlos die Spur zu wechseln. Fährst du zu dicht auf, kann dies als Nötigung gelten. Wenn du dich von einem anderen Fahrer:in bedrängt fühlst, kannst du die Drängler:innen anzeigen.

Welche Schilder es ankündigen

Im Falle von bereits länger bestehenden Baustellen weisen Schilder auf das Reißverschlussverfahren hin. Hierauf befinden sich dann Infos, wie zum Beispiel „Reißverschlussverfahren in 200 Meter“. So kannst du dich auf die Verengung einstellen.

Trotzdem gehört es zu deiner Sorgfaltspflicht vorausschauend zu fahren. Auch wenn kein Schild das Reißverschlussverfahren anordnet, kommst du mit anderen Verkehrsteilnehmer und -teilnehmerinnen mit dem Reißverschlussverfahren schneller ans Ziel.

Wo das Verfahren nicht gilt

Auf Beschleunigungsspuren kommt das Reißverschlussverfahren nicht zum Einsatz. Hier hat er fließende Verkehr immer Vorrang. Als Auffahrender ist es deine Pflicht, so zu beschleunigen, dass du dich harmonisch in den Verkehr einfädeln kannst. Viele machen dir auf der rechten Spur Platz, wenn es die Situation zulässt, um dir das Auffahren zu erleichtern. Hierauf solltest du dich aber nicht verlassen.

Reißverschlussverfahren: Diese Fehler gilt es zu vermeiden

Einer der Hauptfehler, die im Zusammenhang mit dem Reißverschlussverfahren immer wieder auftauchen, ist, dass Autofahrer und -fahrerinnen nicht wissen, dass das Reißverschlussverfahren Pflicht sein kann. So sind sie beispielsweise manchmal der Meinung, das System sei vor Baustellen nur „ein Zeichen des guten Willens“. Manche sind auch der Ansicht, es sei verpflichtend, Autos, die auf die Autobahn fahren möchten, vorzulassen.

Beides ist falsch. Zudem solltest du bei einem funktionierenden Reißverschlussverfahren natürlich immer auf einen passenden Abstand zum Vordermann achten. Mit dem Schulterblick kontrollierst du vor dem Einscheren, ob du auch wirklich genügend Platz hast.

Bildnachweis:
headerbild:©AdobeStock_63941577; Björn Wylezich, image1: ©AdobeStock_32043504; Thorsten Nieder

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