Betrug
Das Thema „ Betrug“ betrifft uns alle! Ganz egal, ob online oder offline, Betrugsfälle sind leider allgegenwärtig und Betrüger:innen können uns großen Schaden zufügen. Doch was ist ein Betrug überhaupt? Und was hat es mit dem Begriff „Versuchter Betrug“ auf sich? Welche Betrugsarten gibt es? Und welche Handlungsmöglichkeiten stehen Opfern im Schadenfall zur Verfügung? Antworten auf diese und viele weitere relevante Fragen, findest du in unserem folgenden Beitrag.
Was ist eigentlich Betrug?
Zuerst widmen wir uns der Definition eines Betrugs, um zu verstehen was es mit diesem Wort auf sich hat. §263 des Strafgesetzbuchs (StGB) definiert Betrug als eine strafbare Handlung bei der eine Person eine andere Person täuscht. Dies passiert um sich selbst oder einen Dritten zu bereichern und der getäuschten Person dadurch finanziellen Schaden zuzufügen. Somit erfolgt der Betrug durch bewusste Irreführung und das Ausnutzen des Vertrauens des Opfers.
Wichtig: Laut StGB handelt es sich bei einem Betrug um eine Straftat, die sowohl online als auch offline auftreten kann.
Betrugsfälle können nicht nur finanzielle Verluste verursachen, sondern auch persönliche Gegenstände in Gefahr bringen. Um sich gegen die Folgen solcher Vorfälle abzusichern, ist eine umfassende Vorsorge unerlässlich. Mit unserer Gegenstandsversicherung bist du im Falle von Diebstahl bestens geschützt.
Objektive Voraussetzungen
Da es nicht einfach ist, ein betrügerisches Verhalten aus strafrechtlicher Sicht als Betrug einzuordnen, müssen bestimmte objektive Voraussetzungen vorliegen. Hierzu zählen laut Rechtsprechung folgende:
Tatsachen-Täuschung
Zuerst muss eine Täuschung der Tatsachen vorliegen. Doch was bedeutet das bzw. wann spricht man von einer Tatsachen-Täuschung? Vorab solltest du wissen, dass man unter einer Tatsache alle gegenwärtigen aber auch vergangenen Verhältnisse versteht, die dem Beweis zugänglich sind. Bei einer Tatsachen-Täuschung handelt es sich also um Handlungen, bei denen eine Person absichtlich Falschinformationen verbreitet, um andere zu täuschen. Dabei werden bewusst Lügen erzählt oder wichtige Fakten verschwiegen. Ziel ist es, das Vertrauen des Gegenüber zu gewinnen oder die eigenen Interessen durchzusetzen. Hierfür gibt der Betrüger vor, etwas zu sein oder zu besitzen, was in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Täuschungen über Tatsachen sind ein wesentlicher Bestandteil von Betrugshandlungen und zählen daher auch zu den wichtigsten objektiven Voraussetzungen.
Irrtum
Liegt eine Täuschungshandlung vor, so muss durch diese einen Irrtum entstehen. Hierbei handelt es sich um einen Widerspruch zwischen der Realität und der Vorstellung des Opfers. Damit dieses Voraussetzung gegeben ist, muss sich der oder die Getäuschte ein genaues Bild gemacht haben. Außerdem muss diese Fehlvorstellung auf der Täuschungshandlung basieren. Dabei kann sich der Irrtum auf unterschiedliche Bereiche beziehen. Zum Beispiel auf die Identität des Täters, die Produktqualität oder ein Dienstleistungsversprechen. Vereinfacht gesagt, basiert der Betrug also auf der gezielten Ausnutzung von Fehlvorstellungen und Fehlinformationen, um persönlichen Profit zu erzielen.
Vermögensverfügung
Diese objektive Voraussetzung ist nicht im Gesetz verankert, dennoch ist sie anerkannt. Bei einem Betrug nimmt die getäuschte Person eine Verfügung über eigenes oder fremdes Vermögen vor. Unter einer Verfügung versteht man eine Handlung, die sich unmittelbar vermögensmindernd auswirkt.
Schaden
Zu guter Letzt muss aufgrund der Vermögensverfügung ein Schaden bzw. Vermögensschaden entstanden sein. Hierfür musst du die Schadenshöhe berechnen, indem du den Vermögenswert vor und nach einer irrtumsbedingten Vermögensverfügung miteinander vergleichst. Bereits beim geringsten Negativsaldo liegt ein strafrechtlicher Schaden vor, gegen den du entsprechend vorgehen kannst.
Subjektive Voraussetzungen
Neben den objektiven Voraussetzungen gibt es gemäß §263 auch noch subjektive Voraussetzungen. Hierbei handelt es sich um vorsätzliche Delikte. Das wiederum bedeutet, dass nur dann Strafen drohen, wenn eine vorsätzliche Täuschung in Bezug auf den objektiven Tatbestand vorliegt. Das ist dann der Fall, wenn der Betrüger oder die Betrügerin ganz genau wissen was sie tun und mit einer gezielten Täuschung einen Schaden herbeiführen. Darüber hinaus muss zudem die Absicht der rechtswidrigen stoffgleichen Bereicherung vorliegen.
Weitere Betrugsfälle
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Betrugsmaschen, denen du und zahlreiche andere Menschen zum Opfer fallen können. Um dich vor den hieraus resultierenden Folgen zu schützen, erläutern wir die häufigsten Betrugsfälle in den kommenden Zeilen etwas ausführlicher:
Amazon Betrug
Eine der beliebtesten Betrugsmaschen findest du beim Onlineriesen „Amazon“. Dort versuchen die Betrüger an dein Amazon-Konto zu kommen, indem sie dich als vermeintliche Amazon-Mitarbeiter:innen kontaktieren. Am Telefon teilen sie dir mit, dass es ein Problem mit deinem Amazon-Account gibt. Bedauerlicherweise sehen die Anrufe oft täuschend echt aus, kommen in der Realität jedoch meist aus Callcentern mit Sitz im fernen Ausland. Während dem Telefonat wirst du dazu aufgefordert, deine persönlichen Kundendaten zu teilen oder aber eine Zahlung vorzunehmen. In einigen Fällen kam es sogar schon vor, dass die Opfer dazu aufgefordert wurden, eine Fernwartungssoftware namens „TeamViewer“ zu installieren. Damit erhalten die Betrüger:innen vollständigen Zugriff auf das jeweilige private Endgerät und gelangen so an wichtige Informationen der Nutzenden.
WhatsApp Betrug bzw. SMS Betrug “Hallo Mama“
Von einer weiteren, ernstzunehmenden Betrugsmasche sind auch zahlreiche Messenger Dienste wie WhatsApp betroffen. Unbekannte geben sich hier als Sohn oder Tochter aus, deren Handy kaputt sei und bitten um Geld. Die erste typische Nachricht dieser Betrugsmasche lautet meist „Hallo Mama. Mein Handy ist leider kaputt gegangen. Das ist meine neue Nummer“. Nach der vertraut klingenden Nachricht mit zahlreichen liebevollen Emojis kommen die Betrüger:innen dann schnell zur Sache. So folgt eine zweite Nachricht wie beispielsweise „Ich muss heute noch eine Überweisung tätigen, komme aber nicht an meine Onlinebanking Daten. Kannst du die offene Rechnung für mich bezahlen? Du bekommst das Geld natürlich zurück“. So oder so ähnlich klingen die Nachrichten. Und bedauerlicherweise fallen die meisten Eltern auf diese Masche rein, denn schließlich liegt es ihnen am Herzen, ihre Kinder durchweg zu unterstützen. Und eine Echtzeitüberweisung ist schnell erledigt. Doch leider landet das Geld, meist mehrere tausend Euro, nicht auf dem Konto des Kindes, sondern direkt in den Händen der Betrüger:innen.
Gebrauchtwaren-Plattformen Betrug
Auch auf Ebay Kleinanzeigen, Vinted und Co. kommt es immer wieder zu Betrügereien. Hierbei bieten die Betrüger:innen konkrete Produkte zum Verkauf an. Dafür nutzen sie sogar sogar echte, von ihnen ergaunerte Konten. Diese verbinden sie mit ihren PayPal-Konten ein und schon nimmt der Ebay Kleinanzeigen oder Vinted Betrug seinen Lauf. Die von den Betrügenden angebotenen Waren kommen nie bei den Käufern an. Zu potenziellen Risikoprodukten zählen zum Beispiel Eintrittskarten für Freizeitparks oder teure Kinderwägen der Marke Bugaboo. Problem ist, kaum jemand überweist mehrere hundert Euro an einen neuen Nutzer auf diesen Gebrauchtwaren-Plattformen. Doch auch das haben die Betrüger:innen miteingeplant. Wie oben bereits erwähnt, hacken sie sich in bereits bestehende Profile ein und machen so einen vertrauenswürdigen Eindruck. Überweist du nun den Kaufbetrag wie gewünscht per Banküberweisung oder PayPal-Freunde an den/die vermeintliche:n Verkäufer:in, gehst du im Betrugsfall leer aus.
Welche Strafen gibt es?
Wegen Betrugs Angeklagten drohen entweder eine Geld- oder eine Freiheitsstrafe. Im Höchstfall drohen fünf Jahre Gefängnis. Zudem gilt zu bedenken, dass auch der versuchte Betrug strafbar ist. Dieser ist beispielsweise dann gegeben, wenn das Opfer den Irrtum noch vor dem Abschluss der Vermögensverfügung bemerkt. Wie hoch das Strafmaß letztendlich ausfällt, hängt zum einen von der Schadenshöhe und zum anderen von eventuell vorhandenen Vorstrafen ab. Auch haben Bemühungen zur Schadensregulierung einen Einfluss auf das Ausmaß der Strafe.
Daneben sind im §263 des Strafgesetzbuches einige besonders schwere Delikte definiert, die Vermögensverluste von mindestens 50.000 Euro zur Folge nach sich ziehen. Für diese gilt eine verschärfte Strafandrohung der Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren. Zudem müssen in besonders schweren Fällen auch Ersttäter:innen mit der Verhängung einer Gefängnisstrafe rechnen. Ebenfalls fällt die Geldstrafe deutlich höher als bei einem „normalen“ Betrug aus. Neben der Vermögensschädigung in großem Ausmaß werden auch weitere Delikte härter bestraft. Hierzu zählen:
- Der gewerbsmäßige Betrug oder der Betrug als Mitglied einer Bande
- Das Vortäuschen eines Versicherungsfalles (Versicherungsbetrug)
- Der Betrug durch den Missbrauch eigener Befugnisse bzw. Stellung als Amtsträger
Was kannst du als Opfer eines Betruges tun?
Bist du einer der zahlreichen Betrugsarten zum Opfer gefallen, solltest du keinesfalls zögern, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Hierfür ist es wichtig, dass du alle Unterlagen wie vorhandene Zahlungsbelege, E-Mail-Verkehr und Co. vorliegen hast. Außerdem solltest du dich unbedingt mit deiner Bank in Verbindung setzen. Denn mit etwas Glück kann diese die bereits getätigte Zahlung rückgängig machen. Sofern du in Besitz einer gute Rechtsschutzversicherung bist, bietet sich zudem auch der Gang zu einem Anwalt an. Letzteres ist auch dann sinnvoll, wenn du des Betruges beschuldigt wirst, obwohl du dir überhaupt nichts zu Schulden hast kommen lassen.
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