Was erwartet uns mit selbstfahrenden Autos?

Von Erik Lehnert 13 Oktober, 2023
6 Minuten
selbstfahrende Autos

In Science-Fiction-Filmen fast schon Standard – und auch in der Realität längst kein Zukunftstraum mehr: das autonome Fahren! Weltweit gibt es bereits verschiedene Pilotprojekte mit selbstfahrenden Autos. Technisch gesehen ist es (fast) problemlos möglich, den Straßenverkehr mit sogenannten „Self driving Cars“ vielleicht sogar sicherer zu machen. Allerdings birgt autonomes Fahren in Deutschland wie auch anderswo in der Welt gewisse Risiken. Die sollten bei aller Träumerei nicht aus den Augen verloren werden. Denn wie sieht es beispielsweise mit der Haftung und dem Versicherungsschutz bei einem Unfall aus? Ist dann der Fahrer oder die Fahrerin für den Schadenfall verantwortlich oder die KI, die das Fahrzeug gelenkt hat?

Wie wird autonomes Fahren funktionieren?

Fast jedes moderne Elektroauto oder Hybridauto ist heute schon mit Videokameras ausgestattet. Bei echten autonomen Fahrzeugen sind diese in alle Richtungen gerichtet. Sie „sehen“ also alles, was vorne, hinten und an den Seiten des Fahrzeugs passiert. Sensoren ermitteln dabei in Echtzeit die Entfernung zu Objekten und erkennen sogar schon Fußgänger und Radfahrer.

Zusätzlich messen Radarsensoren ständig den Abstand des Fahrzeugs zu anderen Verkehrsteilnehmern und Dingen in der Umgebung. Das GPS-System gibt einen Überblick über die nähere Umgebung. Beschleunigungs-Sensoren wiederum erkennen die Spur und die Fahrtrichtung des Autos.

Durch eine C2X-Kommunikation mit anderen Fahrzeugen und Datenquellen können frühzeitige Warnungen vor Hindernissen gegeben werden.

Schließlich wertet die Software alle Daten aus und passt die autonome Fahrweise entsprechend an. Und zwar, indem sie das Auto selbstständig bremst, beschleunigt oder lenkt und bei all dem natürlich auch noch die Verkehrsregeln berücksichtigt.

Wie weit ist die Technik?

Eine wichtige Rolle bei selbstfahrenden Autos spielt die C2X-Technologie. Diese Art der Kommunikation wurde für autonome Fahrzeuge in Deutschland bisher schon sehr erfolgreich getestet.

C2X umfasst sowohl die Kommunikation zwischen verschiedenen Fahrzeugen (Car-to-Car) als auch den Informationsaustausch mit der Infrastruktur (Car-to-Infrastructure).

Solche Systeme werden heute serienmäßig in allen neueren Modellen von Volkswagen, Ford und Volvo verbaut. Auf Wunsch ist das System auch bei Audi, BMW, Mercedes und Cupra verfügbar. Weitere Hersteller stehen mit ihren Systemen kurz vor der Zulassung.

Welche Vorteile hat autonomes Fahren?

Die Technologie des autonomen Fahrens ist eine der innovativsten Entwicklungen der letzten Jahre. Autonomes Fahren bietet eine Reihe von Vorteilen, die uns helfen, unsere Straßen sicherer und effizienter zu machen.

Die Möglichkeiten, die durch die Technologie des autonomen Fahrens geboten werden, sind enorm. Allen bisherigen Berechnungen zufolge werden sie positive Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Sicherheit und den Wirtschaftsstandort Europa haben.

Für die Gesellschaft ergeben sich Chancen, ältere oder beeinträchtigte Menschen besser zu integrieren. Zudem kann jeder seine Zeit besser produktiv oder zur Entspannung nutzen.

Durch automatisierte Taxis oder Busse könnten auch ländliche Gebiete leichter zugänglich gemacht werden. Der Verkehr könnte flüssiger laufen und der Transport von Gütern effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden.

Je nach Grad der Umsetzung können die Unfallzahlen durch die Automatisierung des Fahrens weiter reduziert werden. Immerhin ist menschliches Versagen für 90 Prozent aller Unfälle verantwortlich.

Die sensible Sensorik eines Radars beispielsweise berechnet Abstände und Geschwindigkeiten unvergleichlich schnell und genau. Das heißt, dass ein Computer an Bord des selbstfahrenden Autos exakt berechnen kann, wann bei gleichen Parametern ein Crash stattfinden würde. Im Bruchteil einer Sekunde könnte die nötige Bremsung bis auf Zentimeter genau eingeleitet werden.

Wir Menschen können in einer vergleichbaren Situation nur schätzen. Zudem sind wir auch im Straßenverkehr mal abgelenkt, denken zu lange nach oder erfassen die Situation nicht richtig.

Ein weiterer Vorteil autonomer Fahrzeuge ist, dass sie häufig effizienter unterwegs sind als Menschen. Autonome Fahrzeuge nutzen datengesteuerte Routen, um sicherzustellen, dass sie nicht unnötig Zeit verschwenden und den niedrigsten Treibstoffverbrauch haben. Das bedeutet, dass du deine Reisezeit verkürzen und gleichzeitig Geld sparen kannst.

Schließlich kann autonomes Fahren auch bei der Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs helfen. Selbstfahrende Busse und Taxis könnten den ÖPNV zugänglicher machen und Menschen ermöglichen, ortsunabhängig zu reisen.

Nachtblindheit Autofahren

Welche Probleme und Hürden gibt es?

So schön es auch klingt, eine Zukunft mit selbstfahrenden Autos herbeizusehnen – bei all dem sollte man die Nachteile nicht vergessen.

Die offensichtlichsten liegen zunächst in der komplizierten Technik. Denn die Hersteller der C2X-Technologie können sich bisher nicht auf ein einheitliches System zur Datenübertragung einigen. Die einen nutzen Mobilfunk, die anderen pWLAN. Dadurch gelingt es den entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen noch nicht, sich im Verkehr miteinander zu verständigen.

Das zeigt sich unter anderem auch in der Zeit, die eine Warnung benötigt, um ein anderes selbstfahrendes Auto zu erreichen. Je nach Hersteller des Systems kann das zwischen 0,1 Sekunden bis zu zwei Minuten dauern! In der Praxis ist vor allem der letzte Wert natürlich völlig indiskutabel.

Auch das deutsche Mobilfunknetz kann den self driving Cars je nach System die Grenzen des Möglichen aufzeigen. Denn befindet sich das Auto in einem Funkloch, kann es keine Warnung weitergeben.

Damit die Autos überhaupt wissen, was eine potentielle Gefahrensituation ist, müssen sie entsprechend programmiert werden. Die unterschiedlichen Hersteller „füttern“ die Computer im Inneren dementsprechend mit möglichen Szenarien, die eine Gefahr darstellen könnten. Das Problem: Die Anzahl der einprogrammierten Gefahrensituationen variiert von Hersteller zu Hersteller. So kann es passieren, dass das eine autonom fahrende Auto eine Situation als Gefahr erkennt, während beim zweiten alles im grünen Bereich ist.

Ein weiteres Problem ist die unterschiedlich interpretierte Bedeutung einer drohenden Gefahr. Manche Fahrzeuge zeigen nur Gefahren an, die vor dem Fahrer beziehungsweise der Fahrerin liegen. Andere wiederum melden alle möglichen Gefahren im Umkreis von fünf Kilometern. Da kann es dann schnell zu einer Reizüberflutung bei uns Menschen kommen.

 

Wann kommt autonomes Fahren in Deutschland?

Schon seit Mai 2021 gibt es ein Gesetz, das vollständig autonomen Fahrzeugen erlaubt, am öffentlichen Verkehr teilzunehmen.

Das heißt, dass selbstfahrende Autos eigentlich längst gang und gäbe sein sollten. Aber Gesetzgebung, Forschung und Entwicklung beim autonomen Fahren sind nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die Umsetzung im Alltag.

Ein Auto ist durchschnittlich 20 Jahre lang unterwegs. Neue Technologien machen sich deshalb nur schrittweise im Gesamtbestand bemerkbar.

Aller Wahrscheinlichkeit nach werden ab 2030 Autos mit Citypilot auf deutschen Straßen auftauchen. Sie können dann sowohl auf der Autobahn als auch in der Stadt allein fahren.

Doch erst nach 2040 werden Autos der nächsten Generation in größerer Zahl angeboten. Diese können dann völlig autonom von Tür zu Tür fahren und brauchen auch auf Landstraßen niemanden mehr, der sie lenkt.

Fachleute gehen davon aus, dass der Anteil von autonomen Neufahrzeugen erst im Jahr 2050 rund 70 Prozent betragen könnte.

Einer der Gründe, warum das noch so lange dauert, ist der Mischverkehr. Bislang ist noch keines der Systeme so ausgereift, dass es sowohl im dichten Stadtverkehr wie auch auf der Autobahn einwandfrei zurechtkommt.

Auch interessant: Die Rechtsfrage bei einem Unfall!

Baust du als Autofahrer*in einen Unfall, trägst du die volle Verantwortung dafür. Für Schäden am Fahrzeug des Unfallgegners oder für Personenschäden kommt die Kfz-Versicherung auf.

Das wird grundsätzlich auch in Zukunft so bleiben, wenn das Auto von einem Computer gesteuert wird. Die Versicherungspflicht wird es weiterhin geben. Allerdings bist du deswegen nicht aus der Verantwortung raus, wenn beim automatisierten Fahren etwas passiert. Denn hat dich das System dazu aufgefordert, kurzfristig ins Geschehen einzugreifen, musst du das auch tun. Reagierst du nicht, musst du für die Folgen geradestehen.

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Bildnachweise: Headerbild ©AdobeStock_82195972_ RioPatuca Images; Bild 1: AdobeStock_483780840_Mo

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