Kastenwagen ausbauen – die besten Tipps und gesetzliche Vorschriften

Von Linda 14 September, 2023
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Mobil sein, selbstbestimmt, den Duft der großen weiten Welt in der Nase: Ein Trend unserer Zeit und Traum für viele. Ein Wohnmobil steht deshalb bei so manchem ganz oben auf der Wunschliste. So ist ein „WoMo“ aber meist recht kostspielig in der Anschaffung. Und selten so ausgestattet, wie man es für die persönlichen Bedürfnisse gerne hätte. Warum also nicht selbst einen Kastenwagen ausbauen? Hier zeigen wir dir, was du beachten musst und wer dir bei deinen Do-it-yourself-Plänen helfen kann. So stünde selbst dem „Leben im Auto“ nichts mehr im Wege!

Warum sollte man einen Kastenwagen ausbauen?

Neben der individuellen Gestaltung gibt es mehrere Gründe, warum jemand selbst einen Kastenwagen ausbauen möchte. Das können zum Beispiel sein:

  • Fertige Teil- oder auch vollintegrierte Wohnmobile sind vielen einfach zu groß.
  • Aus Sicherheitsgründen sind die Sitze oft so eingebaut, dass sie zwar zu einem kleinen Tisch hin drehbar sind. Die gerade Rückenlehne aber lädt nicht gerade zum gemütlichen Sitzen ein.
  • Viele Wohnmobile verfügen über eine sogenannte Nasszelle. Einen kleinen Raum, der Toilette, Waschbecken und Dusche beherbergt. Gerade Letztere wird selten benutzt und nimmt daher unnötig Platz weg. Hinzu kommt, dass dafür extra große Wassertanks vorhanden sein müssen. Ein Boiler für das warme Wasser nimmt weiteren Platz weg und kostet Energie. Der gesamte Grundriss des Campers wird dadurch sehr reduziert.
  • Eine auf die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse ausgerichtete Ausstattung findet man bei einem Wohnmobil von der Stange eher nicht.

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Kastenwagen ausbauen – diese gesetzlichen Vorschriften gelten

Einfach so drauflos planen? Keine gute Idee! Denn selbstverständlich gibt es auch für den Kastenwagenausbau Richtlinien und Vorschriften:

  • Zulassung: Der Umbau ändert die Fahrzeugart. Die Betriebserlaubnis sowie auch der Versicherungsschutz erlöschen dadurch zunächst. Ein Reisemobil ist im erweiterten Sinn ein PKW. Als „Sonder-Kraftfahrzeug Wohnmobil“ fällt es unter die Fahrzeugklasse M. Beim Umbau eines Nutzfahrzeugs wie zum Beispiel einem Transporter, darfst du das zulässige Gesamtgewicht nicht überschreiten. Wiegt der Kastenwagen nach dem Umbau mehr als 2,8 Tonnen, kann unter Umständen eine LKW-Zulassung nötig sein. Soll der ausgebaute Kastenwagen als PKW zugelassen werden, gilt alles Eingebaute als Ladung. Die muss laut §22 der Straßenverkehrsordnung entsprechend gesichert sein. Damit das Fahrzeug überhaupt als Wohnmobil zulassbar ist, müssen Schlaf- und Sitzgelegenheiten vorhanden sein. Ebenso natürlich ein Tisch und Raum für Gepäck. Außer dem Tisch muss alles fest mit dem Fahrzeug verankert sein. Und die Stehhöhe darf 1,70 Meter nicht unterschreiten.
  • Mobiliar: Alle Türen oder Klappen sind während der Fahrt zu verschließen. Schränke und Tische dürfen keine scharfen Kanten aufweisen.
  • Gasanschlüsse: Das Kochfeld muss fest eingebaut sein. Gaskartuschenkocher brauchen eine Zündsicherung. Die Flüssiggasanlagen müssen den Anforderungen des DVGW-Arbeitsblattes G 607 entsprechen. Bei Verwendung von Elektrokochplatten müssen diese die VDE-Vorschriften erfüllen.
  • Heizung: Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass geschlossene Fahrzeuge über eine Heizungsanlage verfügen müssen. Willst du einen Kastenwagen also mit einer Standheizung nachrüsten, dann muss diese eine Bauartgenehmigung haben. Bei einer Gasheizung kommt eine Gasprüfung nach G 607 (alle 2 Jahre) hinzu.
  • Herstellerrichtlinien: Alle Fahrzeugherstellenden haben gewisse Richtlinien zum Aufbau ihrer Fahrzeuge. Sie bestimmen unter anderem das Gewicht für Aufbauten und mögliche Befestigungspunkte. Daran solltest du dich beim Kastenwagenausbau halten.
  • Brandschutz: Zur Wohnmobil-Ausstattung gehören unbedingt schwer entflammbare und splittersichere Materialien.
  • Fluchtwege: Empfehlenswert beim Kastenwagen ausbauen sind mindestens zwei voneinander unabhängige Fluchtwege. Die sollten sich an unterschiedlichen Fahrzeugseiten befinden. Denke daran, wenn du zum Beispiel die hintere Tür mit einem Fahrradträger
  • Fenster: Alle Fenster müssen eine Bauartgenehmigung und ein entsprechendes Prüfzeichen haben.
  • Einstieg: Separate Eingangstüren sollten an der rechten Fahrzeugseite eingebaut sein. Nutzt du eine zweiflügelige Tür, sollte sie sich überlappend öffnen. Die untere Trittstufe am Eingang deines Wohnmobils darf nicht höher als 50 Zentimeter sein.
  • Belüftung: Der Wohnbereich des Campers muss ausreichend belüftbar sein. Zwischen der Belüftungsanlage und der Abgasanlage, der Standheizung oder der Flüssiggasanlage darf es auf keinen Fall eine Verbindung geben.
  • Sitzplätze: Ist dein Kastenwagen zum ersten Mal vor 1992 zugelassen worden, brauchen alle Sitze bauartgenehmigte Sicherheitsgurte mit entsprechenden Verankerungspunkten. Bei einer Erstzulassung nach dem 1.1.1992 müssen die vorderen äußeren Plätzen über Dreipunktgurte verfügen. Für die übrigen Sitzplätze reichen Beckengurte. Seit dem 1.10.1999 gilt für Wohnmobile bis 2,5 Tonnen Gesamtgewicht: Für die vorderen äußeren Sitze sowie für die hinteren äußeren Sitze in Fahrtrichtung sind 3-Punkt-Automatikgurte zu verwenden.
  • Elektrik: Die elektrischen Bauteile im ausgebauten Kastenwagen müssen den VDE-Vorschriften genügen.
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Kastenwagen ausbauen: Welche Fahrzeuge eignen sich?

Bei der Wahl des Grundmodells kommt es auf einige Faktoren wie Leistung, Größe und Ausbaumöglichkeiten an. Grundsätzlich haben sich folgende Modelle als geeignet erwiesen, weil sie viele Variationen zulassen:

  • Fiat Ducato
  • Mercedes Sprinter
  • Ford Transit
  • VW Crafter
  • Iveco
  • Opel Movano
  • MAN Kastenwagen
  • Renault Master
  • Peugeot Boxer
  • Citroen Jumper

Kastenwagen ausbauen – darauf sollte man achten

Bevor es losgeht mit dem Kastenwagenausbau, solltest du dir eine Checkliste machen. Bei dieser gibt es einige Aspekte, über die du dir unbedingt Gedanken machen solltest:

  • Der erste Schritt: Fahre mit deinem Kastenwagen zum TÜV, zur DEKRA oder einer anderen Prüfstelle. Dort kann man dir genau sagen, was du tun musst, um deinen Wagen als Campingmobil zulassen zu dürfen. Und du erfährst, was du vor der Hauptuntersuchung (HU) möglicherweise noch erledigen musst.
  • Die Ausstattung: Frage dich schon im Vorfeld, was du wirklich in deinem Camper brauchst und willst. So kann zum Beispiel eine geeignete Camping-Toilette sinnvoll sein, um nicht nachts quer über den Platz laufen zu müssen. Damit du nicht immer auf Strom von außen angewiesen bist, ist sicher auch ein Auto mit Solardach eine Überlegung wert. Unverzichtbar ist vor allem auch ein Kühlschrank. Denn auch beim Campen schmeckt warmes Bier einfach nicht.
  • Inneneinrichtung: Beim Mobiliar kannst du in Sachen Farbe, Bezug und Anordnung deiner Kreativität freien Lauf lassen. Achte nur darauf, dass du leichte Materialien wie Sperrholz verwendest, damit dein Wohnmobil hinterher nicht zu schwer wird.
  • Die Raumaufteilung: Überlege dir bei der Planung auch, wie du den vorhandenen Platz nutzen willst. Je nach Grundmodell des Fahrzeugs kann sich beispielsweise ein Querbett hinten lohnen. Denn dadurch steht im mittleren Bereich mehr Platz zur Verfügung.
  • Wichtig ist auch die Auswahl der Seiten, an denen der Küchenblock oder eine Sitzecke eingebaut werden sollen. Denn wenn sich die Schiebetür öffnet, will man ja nicht gegen eine Sitzlehne stoßen. Am besten nimmst du erst einmal die Maße deines Kastenwagens und erstellst dann einen möglichst detaillierten Grundriss. An dem kannst du dich dann während der Ausbauphase jederzeit prima orientieren.
  • Gasprüfung für den Wohnwagen: Sinnvollerweise baust du ziemlich am Anfang schon die Gasanlage ein. Ist dies geschehen, solltest du zur Prüfstelle fahren und schonmal die Gasprüfung vornehmen lassen. Denn ist bereits alles fertig und TÜV oder DEKRA haben etwas zu bemängeln? Dann musst du unter Umständen später einige Teile wieder aus- oder umbauen.
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Den Kastenwagen selbst ausbauen? Das geht!

Zugegeben: Einen Kastenwagen selbst auszubauen, erfordert einiges an Geschick, handwerklichem Verständnis und Know-how. Der Platz dafür muss ebenso vorhanden sein wie das richtige Werkzeug. Und vor allem: Aller Wahrscheinlichkeit brauchen die meisten dafür wohl auch eine ganze Menge Zeit! Aber wenn du einige grundlegende Dinge beachtest, ist ein solches Projekt absolut zu bewältigen.

Das A und O beim Selbstausbau eines Kastenwagens zum Reisemobil sind die gesetzlichen Grundlagen. Ist in Sachen Zulassung und TÜV alles in Ordnung? Dann lohnt es sich, mit dem eigentlichen Ausbau zu beginnen. Dieser ist fortan ein Hobby mit Traumgarantie für zukünftige Urlaube und Trips, die unvergesslich bleiben.

Den Kastenwagen ausbauen lassen

Vielen ist der Aufwand, den der Selbstausbau eines Kastenwagens erfordert, allerdings einfach zu hoch. Dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit, sich einen Kastenwagen von Profis zum Camper ausbauen zu lassen. Entsprechende Unternehmen, die einen Serien-Ausbau oder auch ganz individuelle Konzepte anbieten, finden sich mittlerweile in ganz Deutschland. Hierbei solltest du aber auch auf den Preis achten.

Einen komplett in Eigenregie ausgeführten Ausbau kannst du schon ab etwa 5.000 Euro verwirklichen. Dagegen kostet dich der individuelle Ausbau eines Kastenwagens erheblich mehr. Je nach Größe des Wagens, der Ausstattung und dem Grad der Individualität fallen da locker zwischen 20.000 und 60.000 Euro an. Dafür hast du dann aber wirklich alles vom Feinsten und jeglichen Service wie Zulassung, Prüfung und alles andere inklusive.

Fazit

Urlaube oder Touren im eigenen mobilen Heim sind etwas ganz Besonderes. Mit dem nötigen Geschick, Werkzeug, Platz und Know-how lässt sich auch ein Kastenwagen zum Wohnmobil ausbauen. Als Grundlage solltest du dazu den passenden Wagen aussuchen. Dieser muss aufgrund des Aufbaus eine Zulassung als Wohnmobil erhalten. Zwischenchecks beim TÜV, der DEKRA oder einer anderen Prüfstelle sind sinnvoll. Und zwar, um die Zulassungsbedingungen zu erfüllen und die nötige Gasanlage genehmigen zu lassen.

Beim Ausbau selbst sollten bei aller Individualität auch die Funktionalität und vor allem die Sicherheit nicht vergessen werden. Gerade was die Anordnung der Sitze sowie die Sicherheitsgurte betrifft. Hier gibt es einige Regelungen, die sich unter anderem nach dem Baujahr des Fahrzeugs richten. Leichte Materialien und sinnvolle Ausstattung verhindern, dass der Camper hinterher sein zulässiges Gesamtgewicht überschreitet.

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