Das Leben des Radrennfahrers Eddy Merckx
Wenn es um die Frage geht, wer der beste Radrennfahrer aller Zeiten ist, fällt ein Name immer wieder: Eddy Merckx. Und tatsächlich gibt es eine Menge Gründe, den Belgier als den besten Radrennfahrer anzusehen, der jemals gelebt hat. Kein Mann hat so viele Erfolge im Radsport gefeiert wie Merckx.
In dem Bergen war er ebenso kaum zu schlagen wie bei Kampf gegen die Uhr oder bei Sprints. Jeweils fünfmal konnte der Belgier die Tour de France für sich entscheiden, genauso oft gewann er den Giro d’Italia. Doch auch bei Klassikern wie Paris–Nizza und Lüttich–Bastogne–Lüttich stieg Merckx mehr als einmal als Sieger vom Rad, ebenso wie bei Sechstagerennen.
Ein Junge aus der flämischen Provinz
Eddy Merckx wurde am 17. Juni 1945 in Meensel-Kiezegem, einer Teilgemeinde der flämischen Gemeinde Tielt-Winge, geboren. 1963 wurde er im Alter von 18 Jahren erstmals für die belgische Nationalmannschaft, die von seinem späteren Schwiegervater Lucien Acou trainiert wurde, nominiert. Sofort feierte Merckx seine ersten Erfolge. Die Rennen in Sebnitz und Dresden konnte er für sich entscheiden. Im September 1964 holte Merckx dann im Alter von nur 19 Jahren den Titel bei den Amateurweltmeisterschaften. So jung wie er war zuvor noch kein Weltmeister bei den Amateuren gewesen.
Kurz danach wechselte Merckx zu den Profis. Die ersten Erfolge in diesem Bereich ließen nicht lange auf sich warten. 1966 gewann der Belgier erstmals den Klassiker Mailand–Sanremo. Außerdem konnte er die Escalada a Montjuïc, ein Eintagesrennen in Barcelona, für sich entscheiden. 1967 holte sich Merckx dann in der niederländischen Stadt Heerlen den Titel des Straßenweltmeisters. Zudem gewann er die belgischen Eintagesrennen Gent–Wevelgem und Flèche Wallonne.
Ein Sieg nach dem anderen
1968 feierte Merckx dann den ersten Titel bei einer großen Landesrundfahrt. Er gewann den Giro d’Italia, was ihm auch 1970, 1972, 1973 und 1974 gelang. Insgesamt konnte er 24 Etappen der Rundfahrt durch Italien gewinnen.
1968 gewann Merckx auch erstmals den Klassiker Paris–Roubaix. 1969 sollte dann der erste Triumph bei der Tour de France folgen – und das bei der ersten Teilnahme. Und nicht nur das: Der „Kannibale“, wie Merckx genannt wurde, hatte in der Gesamtwertung am Ende sagenhafte 17 Minuten und 54 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Außerdem gewann er nicht nur das Gelbe Trikot, sondern auch die Bergwertung und das Grüne Trikot als Sieger der Punktewertung.
Das bedeutendste Radrennen der Welt konnte der Belgier auch 1970, 1971, 1972 und 1974 für sich entscheiden. Insgesamt holte er bei der Frankreich-Rundfahrt 34 Etappensiege, so viele wie kein anderer. Auch die insgesamt 96 Tage im Gelben Trikot stellen einen Rekord dar.
1973 gewann Merckx mit der Vuelta a España auch die dritte große Landesrundfahrt und konnte dabei sechs Etappen für sich entscheiden. Zudem triumphierte er auch bei der Flandern-Rundfahrt (1969, 1974), der Lombardei-Rundfahrt (1971, 1972) und dem Amstel Gold Race (1973, 1974).
Doping war auch damals ein Thema
Zum Lebenslauf von Eddy Merckx gehören allerdings nicht nur Triumphe. Inzwischen ist bekannt, dass der Belgier während seiner Karriere regelmäßig Corticosteroide zu sich nahm. Jedoch standen diese Hormone zu jener Zeit noch nicht auf der Dopingliste. Trotzdem hatte Merckx auch schon während seiner Karriere Probleme mit Doping. 1969 wurde er deshalb vom Giro d’Italia ausgeschlossen. Angeblich soll Merckx im gleichen Jahr während der Tour de France Dopingmittel verabreicht bekommen haben. 1973 und 1977 wurde der Belgier zudem positiv getestet.
Als Merckx im Mai 1978 seine Karriere beendete, hatte er eine sagenhafte Bilanz vorzuweisen. 525 Siege waren ihm in Straßenrennen gelungen, 98 Erfolge konnte er auf der Bahn feiern. Dreimal wurde Merckx als Weltsportler des Jahres ausgezeichnet, zweimal wurde er zu Europas Sportler des Jahres gewählt. Zudem wurde er in seinem Heimatland Belgien als Sportler des Jahrhunderts ausgezeichnet. Zudem wurde er 1996 in den Adelsstand erhoben. Heute betreibt Merckx ein Rennrad-Unternehmen.