Werkstatt-Rechnung: Bezahlung und Abholung nach Reparatur

Von Julia Schäfer 14 April, 2023
4 minutes
stoßdämpfer

Fast zwei Jahre hat er durchgehalten, nun musst du etwas an deinem ersten eigenen Wagen reparieren lassen? Im Prinzip sollte es hier keine Schwierigkeiten geben. Vor allem, wenn du eine Empfehlung für einen gute:n Kfz-Mechaniker:in hast. In Einzelfällen verläuft die Abholung nicht ganz so glatt. Von einer Verzögerung über eine mangelhafte Reparatur bis zur Rechnungsstellung können sich Probleme ergeben. Im Folgenden sagen wir dir, wie du sie umgehen beziehungsweise lösen kannst. So weißt du, welche Rechte und Pflichten du bei der Bezahlung und Abholung deines Wagens aus Werkstätten hast.

Ab in die Werkstatt: repariertes Auto abholen

Es ist mitten im Hochsommer, und plötzlich kühlt deine Klimaanlage nicht mehr?  Oder dein Radlager macht Geräusche, die dir nicht geheuer vorkommen? Sicherheit geht im Straßenverkehr immer vor. Bring deinen Wagen also besser zu früh als zu spät zur Überprüfung.

Hast du dich bei deiner Kfz-Versicherung für eine Kaskoversicherung entschieden, hast du möglicherweise eine Police mit Werkstattbindung gewählt. In diesem Fall musst du in eine der verfügbaren Partnerwerkstätten fahren. Andernfalls kannst du deinen Wagen einfach in eine freie Werkstatt bringen. Vielleicht kann dir ja jemand einen Tipp geben. Sonst suche dir einfach eine in deiner Nähe.

In jedem Fall informiert dich dein Kfz-Mechaniker:in nach der ersten Durchsicht über die erforderliche Reparatur. Gibst du dein Einverständnis, wirst du benachrichtigt, sobald der Schaden behoben ist. Und dann kannst du dein Auto endlich wieder abholen!

Hohe Werkstattrechnung? Mit unserer Reparaturkostenversicherung kein Problem! Egal ob reguläre Abnutzung oder unvorhergesehene Defekte, wir übernehmen die Werkstattkosten, damit du sorgenfrei und mit einem optimal instand gehaltenen Auto unterwegs sein kannst.

Wann sollte ich mein Auto nach der Reparatur abholen?

Über die Reparatur deines Wagens schließt du mit deiner gewählten Autowerkstatt einen Vertrag. Dieser basiert auf den Reparaturbedingungen des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) oder den allgemeinen Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Danach solltest du dein Auto jeweils möglichst bald nach der Fertigstellung abholen. Spätestens nach einer Woche. Bei kurzfristig ausgeführten Reparaturen verkürzt sich deine Frist sogar auf nur zwei Arbeitstage.

Lässt du mehr Zeit verstreichen, kann die Werkstatt dich mahnen. Dann fallen womöglich für jeden weiteren Tag ortsübliche Stand- bzw. Aufbewahrungskosten an. Und das kann sich summieren! Immerhin liegen diese nach allgemeiner Rechtsprechung bei rund acht Euro auf Freigeländen und zehn bis zwölf Euro in Hallen.

Fertigstellungstermin überschritten: was nun?

Grundsätzlich ist es sinnvoll, bei der Auftragserteilung bereits schriftlich einen Fertigstellungstermin festzulegen. Damit ist deine Werkstatt an die Reparatur in der vereinbarten Zeitspanne verpflichtet. Lässt sie den Fertigstellungstermin um mindestens 24 Stunden verstreichen, hast du Anrecht auf:

  • einen kostenfreien Ersatzwagen
  • 80 Prozent der Rechnungssumme, solltest du dir einen Mietwagen leihen.

Dafür allerdings muss deine Werkstatt schuldhaft gehandelt haben. Ist ihr der Grund für die Verzögerung nicht zuzurechnen, weil:

  • die Mechaniker einen erhöhten Arbeitsumfang erst während der Reparatur erkennen konnten
  • höhere Gewalt wie Naturkatastrophen oder Streiks einer Fertigstellung entgegenstehen
  • benötigte Ersatzteile nicht rechtzeitig verfügbar sind,

ist deine Werkstatt nicht ersatzpflichtig.

Hast du einen verbindlichen Abholungstermin vereinbart, hast du Anrecht auf eine möglichst zügige Reparatur. Nach einer dem Reparaturaufwand angemessenen Zeitspanne bist du zu einer Mahnung und Fristsetzung berechtigt. Lässt deine Werkstatt auch diesen Termin grundlos verstreichen, kannst du anteilige Kosten für einen Ersatzwagen verlangen.

werkstatt rechnung

Autoreparatur bezahlen: So geht’s

Deine Online-Bestellungen zahlst du über Klarna, im Supermarkt mit Google Pay und deine Konzertkarten mit der Kreditkarte? Bei deiner Werkstatt-Rechnung musst du umdenken: Hier solltest du bestenfalls bar bezahlen. Guck dir aber zunächst genau an, was in der Rechnung steht.

Rechnung bezahlen: Darauf solltest du achten

Schau dir die einzelnen Posten auf der Rechnung deiner Kfz-Werkstatt genau an. Lohn- und Materialkosten sollten separat und einfach nachvollziehbar aufgeführt sein. Abhängig vom Abrechnungssystem wird der jeweilige Zeitaufwand entweder in Arbeitswerten oder in Zeiteinheiten angegeben. Lass dir alles genau erklären, erscheint dir die Kfz-Werkstatt Rechnung zu hoch. Hast du einen schriftlichen Kostenvoranschlag erhalten, darf dieser ohne deine Zustimmung um maximal 20 Prozent überschritten werden.

Bar oder per Rechnung? Diese Zahlungsmöglichkeiten gibt es

Am besten erkundigst du dich vor Abholung deines Wagens über die möglichen Zahloptionen. Denn nicht alle Werkstätten erlauben die Zahlung per Karte oder auf Rechnung. Vielmehr dürfen sie sowohl nach Vorschriften des ZDK als auch des BGB eine Barzahlung bei Abholung von dir verlangen. Du kannst deine Werkstatt auch fragen, ob sie eine Ratenzahlung für deine Auto-Rechnung akzeptiert. So musst du nicht die volle Summe auf einmal begleichen und bist trotzdem wieder mobil.

Mangelhafte Reparatur: Muss ich die Rechnung trotzdem bezahlen?

Du möchtest vom Werkstattgelände herunterfahren, aber dein Auto springt nicht an? Oder deine Öllampe leuchtet noch nach Minuten weiter auf? Wesentliche Mängel kannst du gleich begutachten lassen und Nachbesserung verlangen. Doch was, wenn du nur das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, dein Auto aber fahrtüchtig ist? Verweigert die Werkstatt eine sofortige Überprüfung und du möchtest den Wagen erstmal mitnehmen, kannst du die Bezahlung nicht zurückhalten. Du solltest unbedingt die Rechnung unter Vorbehalt bezahlen und dies schriftlich vermerken. So hast du im Streitfall einen Beweis, dass der Fehler bereits bei der Abholung vorlag.

Das Auto als Pfand: Darf eine Werkstatt mein Auto einbehalten?

Akzeptiert deine Werkstatt keine Kartenzahlung und kommst du ohne ausreichendes Bargeld zur Abholung, darf deine Werkstatt dein Auto einbehalten. Die gesetzliche Grundlage dafür findet sich im Werkunternehmerpfandrecht nach § 647 BGB. Danach steht deinem Mechaniker sozusagen dein Auto als Pfand zu, bis du seine berechtigten Forderungen begleichst.

Bildnachweise:
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