Verkehrserziehung in Grundschule und Kindergarten

By Marie March 20, 2023
4 minutes
Verkehrserziehung Grundschule

Kinder müssen die Fortbewegung im Straßenverkehr erst lernen. Sie sind die kleinsten und schwächsten Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Die Verkehrserziehung kannst du schon auf alltäglichen Wegen einbauen. Aber auch im Kindergarten und in der Grundschule lernen die Kinder die wichtigsten Regeln. So sorgen auch Einrichtungen wie Schule oder Kindergarten dafür, dass Kinder im Straßenverkehr sicher sind.

Warum Kinder im Straßenverkehr besonders gefährdet sind

Kinder überblicken die Gefahren im Straßenverkehr meist nur teilweise. Je nach Entwicklungsstand können sie sich nur bis zu einem gewissen Grad einen Überblick über die Lage verschaffen.

Ein wichtiger Punkt dabei ist die Wahrnehmung des Straßenverkehrs. Diese muss sich erst im Laufe des Lebens entwickeln. Kinder unter zehn Jahren können Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht sicher abschätzen. Auch müssen Kinder erst noch lernen, was rechts und was links bedeutet. Am Anfang verwechseln sie die beiden Richtungen noch oft. Das Gleiche gilt für das Richtungshören

Darüber hinaus können kleine Kinder mehrere Vorgänge gleichzeitig nur schwer wahrnehmen. Laute und plötzliche Geräusche führen daher schnell zu gefährlichen Fluchtreaktionen. Aus diesen Gründen müssen Kinder das Verhalten im Straßenverkehr im Laufe der Kindheit erst erlernen und üben.

Kinder haben aber nicht nur durch ihre Wahrnehmung Probleme im Straßenverkehr. Allein ihre Körpergröße kann zu Schwierigkeiten führen. Sie sind klein und ragen oft kaum über die Motorhauben der Autos hervor. Dadurch werden sie schnell von anderen Verkehrsteilnehmenden übersehen. Für diese tauchen Kinder manchmal scheinbar aus dem Nichts heraus auf. Aber auch die Kinder selbst haben durch ihre Körpergröße Schwierigkeiten. Wenn sie zwischen zwei Autos durchgehen, können sie erst sehr spät die Vorgänge auf der Straße überblicken.

Kinderunfälle im Straßenverkehr sind häufig. 2021 wurde im Schnitt alle 24 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet. Oft ist das fehlerhafte Überqueren der Straße die Ursache für den Unfall und die kleinen Fußgänger und Fußgängerinnen werden angefahren. Aber nicht nur das eigenständige Bewegen im Straßenverkehr ist problematisch. Erwachsene müssen ihre Kinder von Anfang an schützen. Achte immer darauf, dass dein Kind im Auto oder auf dem Fahrradsitz korrekt angeschnallt ist. Auch auf kurzen Strecken passieren Unfälle.

Welches Ziel verfolgt die Verkehrserziehung?

Die Verkehrserziehung macht die bessere Sicherheit zum Ziel. Kinder müssen die richtigen Verhaltensweisen im Straßenverkehr lernen. Je früher du dein Kind mit dem Straßenverkehr vertraut machst, desto besser. 

Am Anfang kannst du selbst ein gutes Vorbild für dein Kind sein. Halte dich an wichtige Verkehrsregeln, zum Beispiel beim Überqueren der Straße. Achte darauf, dass du und dein Kind immer sicher angeschnallt seid. Auch das Tragen eines Helms auf dem Fahrrad ist wichtig. Somit seid ihr geschützt und du bist deinem Kind ein gutes Vorbild. Trägst du den Helm konsequent, wird dein Kind wahrscheinlich auch als Teenager problemlos diese Schutzausrüstung nutzen.

Die alltägliche Fortbewegung ist auch eine ideale Gelegenheit, um die ersten wichtigen Verkehrszeichen zu erlernen. Bringe deinem Kind bei, was eine Verkehrsampel ist und was sie bedeutet. Achte selbst auch darauf, dass du nur bei Grün die Straße überquerst. Mache dabei deutlich, worauf du achtest und wann ihr gefahrlos die Straße überqueren könnt. Wenn du deinem Kind deine Handlung erklärst, kann es lernen, was in dieser Situation wichtig ist. Dein Kind kann Verkehrsschilder zunächst nicht richtig deuten. Vor allem die Schilder für Zebrastreifen, verkehrsberuhigte Bereiche, Spielstraßen, Gehwege und Radwege sind am Anfang wichtig.

Verkehrserziehung im Kindergarten: Früh wichtige Verkehrsregeln lernen

Schon im Kindergarten üben die Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Je früher sie das tun, desto sicherer werden sie. Damit legt schon das Kindergartenalter den Grundstein für die Sicherheit im Straßenverkehr.

Im Kindergarten wird die Verkehrserziehung oft spielend erlernt. Das alltägliche Spiel kann deinem Kind helfen, wichtige Fähigkeiten für den Straßenverkehr zu verstehen. Dabei geht es vor allem um die drei Bereiche der Bewegungsförderung, der Wahrnehmungsförderung und der Verständigungsförderung. Genauer gesagt liegen der pädagogischen Arbeit die folgenden Ziele zugrunde: 

  • Die Kinder sind motorisch fit genug, um am Straßenverkehr teilzunehmen.
  • Die Konzentration und Reaktionsfähigkeit der Kinder reichen aus, um sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen.
  • Die Kinder nehmen den Straßenverkehr ernst.
  • Die Kinder kennen wichtige Verkehrsregeln.
  • Die Kinder können die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden unterscheiden.
  • Die Kinder kennen und erkennen die Gefahren des Straßenverkehrs.
  • Die Kinder können auf Gefahren reagieren.

Die Bewegungsförderung findet zum Teil im gemeinsamen Spiel mit anderen Kindern statt. Aber auch gezielte Turnangebote sind ein Teil dieses Bereichs. Sie fördern die Koordination des Körpers und trainieren und automatisieren verschiedene Bewegungsabläufe. Sicheres Verhalten wird dadurch deutlich einfacher. Im gemeinsamen Spiel übt dein Kind zusätzlich die Geschwindigkeiten einzuschätzen. Es versteht Beschleunigung und Bremsung und lernt diese Vorgänge zu verstehen.

Die Wahrnehmungsförderung findet auch schon über alltägliche Situationen statt. Die Kinder lernen, akustische und optische Reize einzuschätzen und zu benennen. Ein Beispiel dafür ist die Einschätzung, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Dein Kind trainiert die Unterscheidung und Benennung von Formen, Farben und Größen. Erkläre deinem Kind dabei immer deine eigene Wahrnehmung und Handlung. So lernt es die richtigen Begriffe und kann eigene Eindrücke abgleichen. So kann es im Straßenverkehr einfacher die unterschiedlichen Eindrücke sortieren. 

Die Verständigung ist immer eine Grundlage für die pädagogische Arbeit im Kindergarten. Die Verkehrserziehung soll erreichen, dass die Kinder Gefahren oder Probleme genau benennen können. Damit können sie auch rechtzeitig um Hilfe bitten. Neben der Sprache müssen Kinder die Gestik und Mimik anderer Personen einordnen können. Auch das Verstehen der Verkehrszeichen gehört in diesen Bereich. 

Auch du als Elternteil kannst in der Kindergartenzeit viel tun, um dein Kind im Hinblick auf die Verkehrssicherheit zu schulen. Lege die Wege zum Kindergarten so oft wie möglich mit deinem Kind zu Fuß zurück.Im Auto ist dein Kind nicht daran beteiligt und hat keine Gelegenheit, die Wahrnehmung und Bewegung zu schulen. Du solltest dabei wichtige Regeln erklären und auf die Einhaltung achten.

Vor allem für Vorschulkinder ist eine gezielte Verkehrserziehung wichtig. Sie sollten den zukünftigen Schulweg möglichst selbstständig bewältigen und wissen, wie sie sich selbst am besten schützen können.

Verkehrserziehung Grundschule

Mobilitätserziehung in der Grundschule

Ab der Grundschule nehmen Kinder immer intensiver am Verkehr teil. Schon in der ersten Klasse legen die meisten Schulkinder den Schulweg allein zu Fuß zurück. Im Laufe der Grundschulzeit können sie auch üben, den Weg mit dem Fahrrad zurückzulegen. Dafür wird in der vierten Klasse auch eine Fahrradprüfung durchgeführt.

Um den Schulweg sicher zu bewältigen, müssen die Kinder die Verkehrsregeln kennen und anwenden. Dazu gehört auch ein Verständnis für die Bedeutung der Verkehrsschilder. Idealerweise hat dein Kind diese Dinge schon im Kindergarten gelernt. Aber auch in der Grundschule sind weitere Übungen wichtig. Zusätzlich muss es die Wichtigkeit von heller Kleidung und Reflektoren kennen. 

Einige Kinder nutzen Schulbusse, um zum Unterricht zu gelangen. Auch als kleiner Fahrgast sollten sie sich rücksichtsvoll verhalten und wissen, wie sie Gefahren vermeiden. Die Kinder sollten erst zum Bus gehen, wenn er vollständig zum Stehen kommt. Dein Kind sollte hierbei auch bewusst auf andere Verkehrsteilnehmer achten. 

In der vierten Klasse legen die Schulen den Schwerpunkt der Verkehrserziehung auf das Fahrradfahren. Das liegt daran, dass die Kinder am Ende die Fahrradprüfung ablegen. Auf diese kannst du dein Kind vorab vorbereiten.

Die Verkehrserziehung in der Schule obliegt nicht nur der Hand der Lehrer und Lehrerinnen. Externe Partner unterstützen den Unterricht. Zu diesen Partnern gehören zum Beispiel:

  • Behörden
  • Verkehrsunternehmen
  • Verbände
  • Initiativen 
  • Verkehrserzieherinnen und Verkehrserzieher der Polizei

Schulwegdienste unterstützen die Kinder an schwierigen Stellen des Schulwegs. Die Kinder lernen damit am Beispiel, wie sie sich an diesen Wegpunkten am besten verhalten. Das Mindestalter für das Amt des Schülerlotsen liegt bei 13 Jahren. Die Jugendlichen müssen jedoch das Einverständnis ihrer Eltern vorlegen. Freiwillige Helfer müssen sich bei den jeweiligen Schulleitungen melden.

Fahrradprüfung in der Grundschule: Der Fahrradführerschein

Wenn dein Kind sich mit dem Fahrrad im Straßenverkehr bewegt, gewinnt es ein großes Stück an Freiheit und Selbstbestimmung. Oft ist es das erste Transportmittel, mit dem es weite Strecken allein zurücklegt. Die Geschwindigkeit erfordert jedoch ein hohes Maß an motorischer Geschicklichkeit und Konzentrationsfähigkeit. Das ist der Grund, warum die Fahrradprüfung und die Übungen dafür in der vierten Klasse erfolgen. Erst ab etwa neun Jahren können die Kinder die nötigen vorbeugenden Maßnahmen verstehen.

Die Unterrichtseinheit zur Verkehrserziehung mit dem Fahrrad besteht in der Regel aus der theoretischen Wissensvermittlung, der fahrpraktischen Ausbildung und der Prüfung. Als Elternteil kannst du dein Kind schon vor dem Start darauf vorbereiten. Um die Fahrradprüfung zu absolvieren, wird vorausgesetzt, dass dein Kind bereits Fahrrad fahren kann. Dieser Punkt kann nicht von der Schule übernommen werden.

Die Theorie im ersten Teil umfasst wichtige Verkehrsregeln, die Bedeutung der Verkehrsschilder und die Vorschriften für die Nutzung von Radwegen. Die Kinder lernen, wie sie sich selbst und alle anderen Verkehrsteilnehmenden vor Unfällen schützen können. Besonders wichtig ist das Tragen eines Fahrradhelms. Als Elternteil kannst du diesen Punkt unterstützen, indem du selbst immer einen Helm aufsetzt. So bist du ein Vorbild für dein Kind. Neben dem Helm muss auch das Fahrrad selbst verkehrssicher sein. Dein Kind lernt die wichtigsten Punkte dazu. Achte auch zu Hause darauf, dass eure Fahrräder sicher sind, und binde dein Kind in die Überprüfung mit ein.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Erlernen der Grundzüge der Ersten Hilfe und das Erkennen von potenziellen Gefahren. Besonders wichtig ist es, dass dein Kind lernt, was ein toter Winkel ist. Viele Unfälle mit Lkws und Bussen werden dadurch ausgelöst, dass sich andere Verkehrsteilnehmende in diesem Bereich aufhalten.

In den fahrpraktischen Übungen schulen die Kinder ihr Konzentrationsvermögen, ihre Reaktionsfähigkeit und das vorausschauende Denken. Darüber hinaus wird auch die Beherrschung des Fahrrads trainiert.

Die Fahrradprüfung selbst besteht aus zwei Teilen. Es gibt eine theoretische Kontrolle, bei der die Kinder einen Prüfungsbogen ausfüllen müssen. Er besteht aus 20  Fragen, die meist drei Antwortmöglichkeiten haben. Es können auch mehrere Antworten richtig sein. Insgesamt können die Kinder 40 Punkte erreichen. Mit 20 Punkten gilt die Prüfung als bestanden.

Der zweite Teil der Prüfung testet die praktischen Fähigkeiten der Kinder. In der Regel gibt es eine Einzelprüfung und einen Prüfungsteil mit der gesamten Klasse. Wenn dein Kind die Prüfung besteht, erhält es einen Fahrradführerschein. Dieser ist keine Notwendigkeit für die Teilnahme am Straßenverkehr, kann deinem Kind aber viel Selbstbewusstsein geben.

Tipps für den Schulweg zu Fuß

Damit dein Kind den Schulweg sicher zu Fuß bewältigen kann, solltest du frühzeitig mit ihm üben. Der Schulanfang ist eine aufregende Zeit mit vielen neuen Erfahrungen. Da hilft es, wenn der Schulweg bereits bekannt ist. Übe am besten schon zur gewohnten Schulzeit vor und nach dem Unterricht. Dann kennt dein Kind die Lichtverhältnisse und den üblichen Verkehr zu dieser Zeit.

Wählt einen Weg, der nicht zu lang ist, aber eventuelle Gefahrenstellen vermeidet. Alle schwierigen Stellen solltest du immer gut erklären. Lass dir von deinem Kind sagen, worauf es achtet. So kannst du gut überprüfen, ob es alles verstanden hat. Sinnvoll ist, dass dein Kind zusammen mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft zur Schule läuft. Am Anfang kannst du als Elternteil diese Gruppe begleiten. Später können die Kinder auch allein den Weg bewältigen.

 

Diese weiteren Themen sind interessant:

Bildnachweise: Headerbild © AdobeStock_88279297 sabine hürdler; Bild 1 © AdobeStock_110084570 Stephan Dinges; Bild 2 © AdobeStock_471014282 New Africa; Bild 3 © AdobeStock_51258855 VRD

background image

Aktuelle Updates erhalten

    Table of contents

      Lesen Sie auch

      By Julia Schäfer November 6, 2023

      Stau auf der Autobahn: Dos and Dont’s

      Beitragsrückgewähr
      By Erik Lehnert November 3, 2023

      Beitragsrückgewähr kurz erklärt