Haushaltsunfall: Wer zahlt?

Unfälle in den eigenen vier Wänden sind keine Seltenheit. Ist der erste Schock überwunden und alle Verletzungen versorgt, kommt schnell die Frage auf, wer für die Kosten eines Haushaltsunfalls aufkommt? Wir erklären, welche Unfallarten besonders häufig sind, wie du sie vermeiden kannst und welche Versicherung den Schaden übernimmt.
Was sind die häufigsten Ursachen für Haushaltsunfälle?
Unfälle im Haushalt sind die häufigste Unfallart: egal ob kleine Verletzung oder schwerer Schaden, fast jeder hat schon einmal einen Haushaltsunfall erlebt. Rund drei Millionen Haushaltsunfälle gibt es jährlich, etwa 10.000 Menschen pro Jahr verletzen sich dabei sogar tödlich – das entspricht einem Todesfall alle 53 Minuten! Zum Vergleich: 2023 sind 2.830 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen.
Der Grund für die hohe Anzahl sind die zahlreichen möglichen Auslöser! Die Hauptgründe für einen Haushaltsunfall sind:
Sturz
Stürze sind die mit Abstand häufigste Unfallursache im Haushalt. Herumliegende Gegenstände, steile Treppen oder einfach ein unsicherer Tritt und schon ist es geschehen. Auch das Fallen von unzureichend gesicherten Leitern, Stühlen und Co., zum Beispiel beim Putzen oder Renovieren, sind typisch.
Da bei einem Sturz dein gesamtes Körpergewicht und die Fallhöhe auf dich einwirkt, kann es zu erheblichen Verletzungen kommen. Befinden sich noch Gegenstände im Fallbereich, sind die Gefahren besonders groß. Kein Wunder, dass Stürze auch die häufigste Unfallursache mit Todesfolge bilden.
Verbrennungen
Brandverletzungen entstehen überwiegend in der Küche, da hier mit kochendem Wasser, heißem Fett und Geräten wie Backöfen, Herdplatten und Wasserkocher hantiert wird. Ein Schadenfall durch Hitze ist äußerst schmerzhaft und benötigt bei größeren Verbrennungen medizinische Versorgung. Glücklicherweise verläuft ein solcher Haushaltsunfall aber deutlich seltener tödlich.
Stromschläge
Ein Haushaltsunfall mit Strom entsteht nicht nur beim Heimwerken, sondern kann auch durch defekte Geräte, freiliegende Kabel, Wasserschäden und mehr auftreten. Neben der großen Lebensgefahr machen auch mögliche Brände in der Folge diese Art von Unfall besonders tückisch.
Schnittverletzungen
Kleinere Schnitte, zum Beispiel beim Kochen, sind schnell behandelt. Doch kommt es zu größeren Unfällen mit Messern, Scheren, Gartengeräten oder Maschinen, ist das Verletzungspotenzial erheblich! Im Haushalt findet man Schnittverletzungen sowohl in der Küche als auch beim Heimwerken oder im Garten.
Vergiftungen
Zahlreiche gefährliche Substanzen warten in einem normalen Haushalt. Falsch eingesetzt, versehentlich eingeatmet oder konsumiert, können sie für enorme Probleme und sogar tödliche Schäden sorgen! Besonders gefährlich: Vergiftungen durch Rauchentwicklung bei Bränden.
Bei jeder Art von Haushaltsunfall solltest du dich sofort um die Versorgung der Verletzungen kümmern und gegebenenfalls den Notruf wählen. Ein Erste-Hilfe-Kasten in der Wohnung ist daher unbedingt zu empfehlen. Auch Rauchmelder und Feuerlöscher können Leben retten und sind teilweise Pflicht!

Doch wer zahlt im Schadenfall?
Nach einem Haushaltsunfall, wenn verletzte Personen versorgt und die Gefahrenquelle beseitigt ist, kommt die Frage nach der Schadensübernahme auf. Denn besonders, wenn eine längere medizinische Behandlung notwendig ist, können sich die Ausgaben schnell summieren!
Hier springt deine Krankenversicherung ein: Sie übernimmt die Kosten für die Genesung und für Verdienstausfälle für 6 Wochen, wenn du aufgrund der Unfallfolgen deiner Arbeit nicht nachgehen kannst.
Zudem können zahlreiche weitere Leistungen enthalten sein, die jedoch vom jeweiligen Anbieter und Tarif abhängen:
- Invaliditätsleistung: Hast du dich bei einem Haushaltsunfall so stark verletzt, dass du dauerhaft körperlich beeinträchtigt bist und deiner Arbeit nicht mehr voll nachgehen kannst, greifen Invaliditätsleistungen. Solche Auszahlungen helfen dir unter anderem dabei, deine Umgebung an deine Einschränkungen anzupassen.
- Finanzhilfen umfassen Einmalzahlungen. Je nach Versicherungstarif, Art und Intensität des Schadens, den du erlitten hast, erhältst du entsprechende Auszahlungen.
- Kosmetische Operationen: Sie sind nicht automatisch von einer privaten Unfallversicherung gedeckt. Manche Anbieter haben sie jedoch im Programm oder bieten sie als kostenpflichtige Zusatzbausteine an.
- Ein Unfall–Krankenhaustage- oder Genesungsgeld ist eine beliebte Zusatzoption. Pro Tag im Krankenhaus oder bei Rehabilitationsmaßnahmen erhältst du eine vereinbarte Zahlung.
- Kur- und Rehamaßnahmen: In Sachen Rehabilitation knausern die Rentenkassen gerne. Ein Zusatztarif in deiner Krankenversicherung springt hier ein und übernimmt die Kosten für Reha und Co.
Ist bei einem Haushaltsunfall etwas Materielles zu Bruch gegangen, bietet die private Unfallversicherung leider keinen Versicherungsschutz. Eine Hausratversicherung kann aber, je nach Tarif, durchaus zerstörte Gegenstände (es handelt sich ja um deinen Hausrat) ersetzen. Allerdings greift diese nur, wenn der Schaden durch bspw. Feuer oder Leitungswasser entstanden ist. Selbst, wenn ein häuslicher Unfall selbst verursacht wurde. Auch eine Gegenstandversicherung greift unter Umständen, wenn das Objekt entsprechend versichert ist.
Gut zu wissen: In Deutschland gibt es keine Versicherungspflicht für private Unfallversicherungen. Sie wird jedoch von Experten und Verbänden dringend empfohlen. Vor allem Eltern sollten sie in Betracht ziehen, um auch ihre Kinder abzusichern.
Vorsicht ist besser als Nachsicht: So schützt du dich
Besonders tragisch an der hohen Anzahl an Unfällen im Haushalt: Fast alle von ihnen hätten mit einfachen Mitteln verhindert werden können! Wichtig ist dazu, ein Bewusstsein für potenzielle Gefahrenherde zu entwickeln.
- Beim Einsatz von Leitern oder anderen Tritthilfen, zum Beispiel zum Putzen oder Heimwerken, solltest du auf festen Stand achten. Wenn etwas wackelt, solltest du keine “Wird schon gutgehen” Experimente starten! Investiere lieber in eine stabile Tritthilfe oder bitte eine andere Person, dich abzusichern.
- Herumliegende Objekte wie Kinderspielzeug, Kabel oder sogar eine Teppichfalte können zu einer Stolperfalle werden.
- Ist der Boden frisch gewischt, solltest du ausreichend Zeit zum trocknen lassen. Auch glatte Fließen bedeuten Rutschgefahr – hier helfen rutschfeste Hausschuhe oder Socken.
- Beim Einsatz von Messern oder anderen, scharfen Gegenständen für die passende Umgebung sorgen (rutschfeste Schneidunterlage etc.) und nicht ablenken lassen.
- Gefährliche Substanzen wie Säuren nicht in Getränkeflaschen o.Ä. umfüllen, um Verwechslungen zu vermeiden.
Bildnachweise:
Headerbild: ©AdobeStock_533638924; chanakon
Bild 1: ©AdobeStock_808506131; gatot