Scheiben tönen: Kosten, Vorschriften und Methoden

Von Julia Schäfer 14 April, 2023
4 minutes

Es sieht sportlich und cool aus, schützt und hilft gegen Hitze: Scheiben tönen. Aber wie dunkel dürfen Autofenster eigentlich sein, welche Bereiche müssen frei bleiben und was ist die beste Methode, um die Scheiben zu tönen? Hier findest du die Antworten.

Welche Scheiben darfst du tönen?

Beim Scheiben tönen gibt es einen einfachen Grundsatz, um zu bestimmen, welche Bereiche verdunkelt du verdunkeln darfst: Alle Fenster im Sichtfeld der Fahrerin oder des Fahrers müssen frei bleiben. Das betrifft konkret die Windschutzscheibe und die vorderen Seitenfenster – hier ist keine Verdunklung erlaubt. Die Scheiben der Rückbank, Heckklappe und Co. sind für die Person am Steuer nicht so wichtig, da sie im normalen Straßenverkehr nur selten benutzt werden. Dementsprechend darfst du hier deine Scheiben tönen.

Etwas weniger offensichtlich sind die Regeln für klare Folien, die zum Schutz gegen Steinschlag und andere Schäden zum Einsatz kommen. Diese darfst du nicht auf der Windschutzscheibe, aber an den Seitenfenstern zwischen A- und B-Säule anbringen.

Oft vergessen: Ein innenliegendes Bremslicht, auch drittes Bremslicht genannt, darfst du nicht mit einer Folie abdecken. Achte beim Tönen der Scheiben darauf, ein eventuell vorhandenes Bremslicht in der Heckscheibe nicht ebenfalls zu verdunkeln. Die Folie kannst du an der entsprechenden Stelle einfach ausschneiden, um Ärger zu vermeiden.

Scheiben tönen – wie dunkel darf es sein?

Auch die Frage danach, wie dunkel deine Fenster sein dürfen, ist einfach zu beantworten: Du kannst weitgehend selbst auswählen, wie dunkel deine Folie ausfallen soll. Dabei wird die Scheibentönung in Prozent angegeben. Ein sehr hoher Wert steht dabei für eine stärkere Abdunklung. So ist etwa eine 95 Prozent Tönungsfolie nahezu lichtundurchlässig.

Eine leichte Verspiegelung der Fenster ist ebenfalls erlaubt. Der Gesetzgeber macht dabei Vorgaben, was gestattet ist. Eine Folie, die wie ein gewöhnlicher Spiegel alles komplett reflektiert, würde im Straßenverkehr allerdings für Chaos und erhebliche Gefahren sorgen und ist dementsprechend nicht erlaubt.

Deshalb ist es besonders wichtig, dass du auf die allgemeine Betriebserlaubnis deiner Folie achtest. Sie findet sich entweder auf dem Produkt selbst oder wird beim Kauf beigelegt, sodass du sie selbst anbringen kannst. Folien ohne eine solche ABG-Nummer haben auf deinem Auto nichts verloren, da sie den gesetzlichen Vorgaben nicht entsprechen. Sollte nach einem Crash ein Unfallgutachten zu dem Schluss kommen, dass nicht zugelassene Tönungen ein Unfallgrund sind, wird es besonders unangenehm.

Denn während das Fahren mit eingeschränkter Sicht oder eine nicht mitgeführte allgemeine Betriebserlaubnis zu geringen Bußgeldern von rund zehn Euro führen, ist ein nicht zugelassenes Bauteil ein schwerwiegendes Delikt. In diesem Fall kann die Betriebserlaubnis für dein Auto erlöschen. Fährst du dennoch mit einem solchen Fahrzeug, handelt es sich um eine schwerwiegende Straftat. Bei einem Unfall wird dich deine Versicherung außerdem in Regress nehmen und einen Teil der Kosten zurückfordern.

Mitschuld, Teilschuld, Restwert, Wiederbeschaffungswert … hier erfährst du alles rund um kleine und große Unfälle.

Fertige Scheibenfolien oder Folie zum Zuschneiden?

Du möchtest die Fenster deines Autos verdunkeln? Dann stehen dir grundsätzlich drei Methoden zur Auswahl. Die hochwertigste, aber oft teuerste Variante, ist der Einbau bereits getönter Scheiben. Diese kannst du bereits ab Werk bestellen oder später in einer Werkstatt nachrüsten.

Bei der zweiten Methode, dem nachträglichen Scheiben tönen, sind die Kosten deutlich geringer. Hier wird eine Verdunklungsfolie auf deine Fenster aufgebracht. Zahlreiche Werkstätten bieten diesen Service an. Du kannst sogar im Alleingang deine Scheiben tönen und die Preise dadurch weiter senken. Für die Folien-Variante gibt es dabei zwei Möglichkeiten:

Fertige Scheibenfolien

Du kannst bereits zugeschnittene Scheibenfolien kaufen, die genau auf die Fenster deines Autos passen. Dazu wählst du anhand der Fahrzeugmarke und des -modells die richtige Klebefolie aus. Das aufwendige Zuschneiden entfällt dabei, da du schon die korrekten Maße erhältst. Außerdem ist die wichtige ABG-Nummer bereits vorschriftsmäßig aufgedruckt, was dir ebenfalls Arbeit abnimmt.

Leider ist das Folieren der Autoscheiben keine einfache Aufgabe; hier können dir Fehler wie Blasenbildung oder verschobene Ränder passieren. Ist das Aufbringen fehlgeschlagen, bleibt dir nichts anderes übrig, als eine neue Folie für das jeweilige Fenster zu bestellen. Dadurch können bei dieser Art des Scheibentönens die Kosten schnell explodieren. 

Fertige Scheibenfolien empfehlen sich daher vor allem für handwerklich geschickte Personen, die idealerweise schon Erfahrung im Umgang mit Scheibentönen haben. Alle anderen sollten eher zur Meterware greifen oder direkt eine Fachperson beauftragen.

Rollenware

Bei dieser Variante wird die Tönungsfolie auf einer Rolle geliefert. Du kannst sie meterweise kaufen und anschließend selbst auf die passenden Maße zuschneiden. Sollte es zu Fehlern kommen, hast du in der Regel genug Material übrig, um es noch einmal zu versuchen. Dadurch bietet die Rollenware beim Scheibentönen niedrigere Preis. 

Der Nachteil: Das Zuschneiden für das jeweilige Fenster ist ein weiterer, nicht ganz einfacher Arbeitsschritt. Außerdem ist dafür das passende Werkzeug notwendig. Dadurch wird der gesamte Vorgang deutlich zeitaufwendiger. Zuletzt musst du auch noch die ABG-Nummer selbst aufbringen. Auch diese Variante ist also eher etwas für geschickte Bastler und Bastlerinnen. Immerhin ist ein Fehler bei der Verarbeitung von Rollenware aber leichter zu verschmerzen.

 

Selbst machen – oder lieber von Profis?

Das eigenhändige Folieren von Autoscheiben ist durchaus möglich, aber mit erheblicher Arbeit verbunden. Denn zum Tönen der Scheiben musst du die Folie zunächst von außen auf ein gereinigtes Fenster faltenfrei aufbringen. Dabei ist der Einsatz einer Heißluftpistole in Verbindung mit reichlich Geduld gefragt. Wurde alles glattgestrichen, erfolgt bei Rollenware der Zuschnitt.

Im Anschluss wird die Folie wieder entfernt und zwischengelagert, während die Innenseite der Scheibe vorbereitet wird. Nun muss die vorbereitete Folie unter dem Einsatz von Flüssigkeit angebracht und nochmals glattgestrichen werden. Damit ist das Scheibentönen abgeschlossen. Es empfiehlt sich jedoch, die Scheibe mindestens zwei Wochen lang nicht unnötig zu berühren und nicht zu waschen, damit sich die Folie mit dem Glas verbinden kann.

Bei dieser großen Anzahl an Arbeitsschritten gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Fehler, die besonders bei bereits zugeschnittenen Folien teuer und ärgerlich sein können. Zudem müssen reichlich Zeit und das passende Equipment, sowie eine ruhige und saubere Arbeitsumgebung vorhanden sein.

Der Besuch einer Werkstatt ist daher für viele Autofahrende die bessere Option. Hier dauert das Scheibentönen nur ein bis zwei Arbeitsstunden. Außerdem kann sich das Ergebnis im Anschluss garantiert sehen lassen, da die Mitarbeitenden nicht zum ersten Mal Autoscheiben tönen. Die Zeit, die die Profis in das Tönen deiner Scheiben investieren, muss allerdings im Anschluss bezahlt werden. Die Kosten übersteigen die Ausgaben für die eigentliche Folie dabei schnell. Ob die eigenhändige Variante oder der Besuch bei den Profis für dich besser geeignet sind, hängt also von deinem handwerklichen Geschick und deinem Budget ab.

Welche Vorteile bringen getönte Scheiben?

Das Folieren oder Tönen von Autoscheiben ist nicht nur ein rein ästhetisches Projekt. Viele Anwender haben einfach keine Lust, dass jeder Passant in ihren Innenraum blicken kann. Es gibt eine lange Liste guter Gründe, die Scheiben zu tönen. Hier sind die drei üblichsten:

Optik

Ein besonders häufiger Grund für getönte Scheiben ist natürlich die Optik. Machen wir uns nichts vor: Schwarze Scheiben verleihen selbst einem älteren Gebrauchtwagen einen coolen Look – ganz zu schweigen von einem neueren Fahrzeug. Kein Wunder, dass dunkle Folien vor allem in der Tuning-Szene seit langem verwendet werden.

Sie sind aber längst nicht mehr nur etwas für die eingefleischten Autofans. Getönte Scheiben sind in den letzten Jahren auch außerhalb des Tuning-Bereichs derart beliebt geworden, dass Autohersteller sie bereits ab Werk anbieten. Damit kann nun jeder dem eigenen Fahrzeug einen sportlichen und stylischen Auftritt verpassen. Die Option, auch verspiegelte Folien einzusetzen, schafft dabei ganz neue Möglichkeiten.

Folien kühlen den Innenraum

Folierte Fenster lassen die Sonne nur deutlich abgeschwächt in den Innenraum strahlen. Zwar heizen sich schwarze Flächen im Sonnenlicht eigentlich besonders auf; der Schutzeffekt der getönten Fenster ist jedoch stärker. Zusätzlich stoppt die Folie zusätzliches UV-Licht und kann unsere Haut vor schädlicher Strahlung schützen. Sogar das Ausbleichen der Innenausstattung wird dadurch reduziert. 

Im Sommer kannst du dein Auto daher abkühlen, wenn du deine Scheiben tönen lässt. Gemeinsam mit unseren Tipps bei Hitze im Auto oder langen Autofahrten kannst du auch weite Strecken bei Hitze angenehmer gestalten und deine Klimaanlage entlasten. Das sorgt wiederum für Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch. Wie dunkel die Folie/Tönung ausfallen sollte, ist natürlich deine Entscheidung; je geringer die Lichtdurchlässigkeit, desto größer ist der kühlende Effekt.

Einbruchschutz

Das Scheibentönen mit Folie kann die Stabilität deiner Fenster dramatisch erhöhen. Je nach verwendeter Beschichtung entsteht ein höherer Schutz gegen Gewalteinwirkung und kaputte Scheiben – einige Folien sind sogar speziell auf diesen Zweck hin optimiert. Zwar werden Einbrüche in Autos nur selten durch einen Angriff auf die Scheiben ausgeführt; dennoch ist die Zusatzschicht nützlich und schützt zum Beispiel bei Vandalismus, Steinschlag, Unfällen und mehr. 

Außerdem machen es getönte Fenster Einbrechern schwierig bis unmöglich, ins Innere des Fahrzeugs zu blicken. Solltest du Wertgegenstände oder Objekte, die für Kriminelle interessant aussehen könnten, in deinem Auto transportieren, bleiben diese unerkannt. Viele Kriminelle scheinen sogar instinktiv vor dunklen Scheiben zurückzuschrecken, da sie nicht wissen, was sich im Innenraum verbirgt. Dadurch entsteht eine Art passiver Schutz für dich und dein Eigentum.

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