Führerschein mit Automatik: Darf man Schaltung fahren?

img Julia Schäfer

Endlich ist es soweit und du kannst mit deinen Fahrstunden beginnen. Allerdings bist du nicht sicher, ob du einen Führerschein mit Automatik oder Schaltung machen sollst. Immerhin hast du gehört, dass du bei einer Automatik-Ausbildung Kosten und Zeit sparen kannst. Und etwas mulmig ist dir vorm Fahren mit Kupplung auch? Bei uns erfährst du, ob deine Sorge berechtigt ist. Wir zeigen dir, inwiefern sich die Fahrausbildung von der Ausbildung mit einem Schaltwagen unterscheidet. Außerdem erfährst du, ob du deine Entscheidung im Nachhinein noch einmal revidieren kannst.

Automatik-Führerschein: Fahrerlaubnis (nur) für Automatik-Fahrzeuge?

Du überlegst also, ob für dich nicht auch ein Automatikführerschein ausreicht. Bist du damit eigentlich wirklich an Fahrzeuge ohne Gangschaltung gebunden? Dazu vorab eine kurze Information zu den verschiedenen Führerscheinklassen in Deutschland. Davon gibt es nämlich mehr, als du vielleicht glaubst: In insgesamt 17 Kategorien werden die Fahrerlaubnisse für spezifische Kraftfahrzeuge hierzulande eingeteilt. Da sind der Internationale Führerschein oder der europäische Sonderfall B1 jedoch noch gar nicht dabei.

Wichtig für dich ist jetzt allerdings nur, dass du einen Automatikführerschein dort vergeblich suchen wirst. Denn dabei handelt es sich nicht um eine eigenständige Fahrerlaubnisklasse. Wie bei einem Führerschein für Pkw mit Gangschaltung erhältst du eine Fahrerlaubnis der Klasse B.

Es gibt jedoch einen Unterschied: Die Angabe der Schlüsselzahl 78. Sie beschränkt die Kraftfahrzeuge, die du innerhalb dieser Klasse fahren darfst, auf Modelle mit Automatikgetriebe.

Das heißt für dich: Mit einem Automatikführerschein einen Wagen mit Schaltung zu fahren ist nicht gestattet. Sei dir also bewusst, dass du dich langfristig einschränkst, wenn du dich für einen Automatikführerschein entscheidest.

Für einen Führerschein mit Automatik und Schaltung bieten wir dir zwar jeweils die gleiche günstige Versicherung an. Wenn du ein Auto kaufen oder einen Mietwagen fahren willst, musst du aber meist tiefer in die Tasche greifen. Und auch sonst gibt es ein paar Besonderheiten. Zum Beispiel musst du mit einem Automatikauto in der Waschanlage einiges beachten.

Automatik- statt Schaltwagen: die Fahrausbildung beim Automatik-Führerschein

Das also als Ausblick. Kommen wir zu dem, was du davor durchlaufen musst: deine Fahrausbildung. Prinzipiell sind die Vorgaben zu Automatikfahrzeugen und Autos mit Schaltung einheitlich. Von möglichen 1000 Fragen musst du in der Theorieprüfung 30 davon aus ein und demselben Fragenpool beantworten.

Gut zu wissen: Weitere Tipps für die Fahrschule und das Lernen für die Theorieprüfung findest du hier.

In der Praxis warten ebenfalls mindestens zwölf Doppelstunden auf dich, darunter eine Nachtfahrt, eine Überlandfahrt und eine Autobahnfahrt. Der einzige Unterschied: Du sitzt neben deinem Fahrlehrer oder deiner Fahrlehrerin in einem Automatikwagen. Anfangs stellt gerade der richtige Einsatz von Kupplung und Schaltung für viele Fahranfänger und Fahranfängerinnen  eine echte Herausforderung dar. Übst du stattdessen mit einem Automatikauto, hast du von Beginn an ein Erfolgserlebnis. Und vielleicht benötigst du auch weniger Stunden. Andererseits zahlst du je nach Fahrschule bei Automatikwagen rund fünf Euro mehr pro Stunde. Das liegt daran, dass die Autos an sich recht teuer sind. Wie viel dich der Führerschein kostet,  lässt sich daher nicht genau beziffern. Rechne am besten mit einer Größenordnung von 1.500 bis 2.500 Euro.

 

Automatik-Führerschein auf Schaltgetriebe ändern: So geht’s

Du weißt nun also, dass du mit einem Automatikführerschein keine Schaltung fahren darfst. Denn auch im Zentralen Fahrerlaubnisregister (ZFER) ist die Beschränkung deiner Klasse B gespeichert.  Diese Daten können bei einer Kontrolle schnell abgerufen werden. Es hilft dir also nicht, bei einer Polizeikontrolle deinen Führerschein verloren oder „vergessen“ zu haben.

Wir haben aber auch eine gute Nachricht: Du bist nicht dein Leben lang an deine Entscheidung gebunden. Du kannst vielmehr auch im Nachhinein noch deinen Automatikführerschein auf Schaltung ändern lassen. Dazu musst du allerdings noch einmal in die Fahrschule zurück und zehn 45-minütige Fahrstunden in einem Schaltwagen nehmen. Danach prüft dein Fahrlehrer / deine Fahrlehrerin in einer 15-minütigen Testfahrt, ob du auch Wagen mit Handschaltung sicher steuern kannst. Wenn ja, bekommst du eine schriftliche Bestätigung, die du bei der zuständigen Führerscheinstelle einreichen musst. Die Beamten und Beamtinnen vor Ort tragen daraufhin eine weitere Schlüsselzahl, die 197, in deinen Führerschein ein. Du darfst ab diesem Zeitpunkt Kupplung und Automatik fahren.

Und du hast noch eine zweite Möglichkeit. Denn für alle, die die Beschränkung auf Automatikwagen frühzeitig aufheben möchten, gibt es noch eine weitere gesetzliche Regelung. Diese ist im April 2021 in Kraft getreten und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Änderst du bereits während deiner Fahrausbildung deine Meinung, darfst du sofort die zehn Stunden samt der abschließenden Testfahrt absolvieren. Den Automatikführerschein auf Schaltung zu ändern, kostet dich hierbei also nicht mehr als die Anzahl der zusätzlichen Fahrstunden.

Übrigens: Entscheidest du dich für eine Fahrausbildung für Schaltwagen, darfst du damit ohne Zusatzprüfung auch Automatikwagen fahren.

Weitere Informationen zum Thema Führerschein findest du auch in unseren anderen Beiträgen:

  • Automatik oder Gangschaltung? Was passt zu mir?
  • Alles zum begleiteten Fahren ab 17
  • LKW-Führerschein: Kosten & Führerscheinklassen im Überblick
  • Führerscheinfreie Fahrzeuge im Überblick
  • Wer darf einen Mietwagen fahren?

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